Zum Tod des Hollywood-Stars: Als Kirk Douglas in Forchheim drehte

9.2.2020, 08:56 Uhr
Zum Tod des Hollywood-Stars: Als Kirk Douglas in Forchheim drehte

© Foto: Verleih United Artists

"Auf dem Rathausplatz war eine riesige Menschenmenge", erinnert sich die Forchheimerin Tessi Schrüfer, die den Dreh als 13-Jährige als Schaulustige verfolgte – und kurzerhand als Komparsin engagiert wurde. "Ganz spontan haben sie noch Kinder gesucht. Ich stand bei den Zuschauern in der ersten Reihe und wurde einfach gefragt, ob ich mitmachen will. Natürlich habe ich ja gesagt", erzählt sie. In der Filmszene fährt ein Krankenwagen über den Rathausplatz in Richtung Holzgasse, eine Gruppe Mädchen verfolgt ihn – Tessi Schrüfer mit langem Pferdeschwanz ist eines davon.

"Das war schon total aufregend", sagt sie. Allerdings folgten dann ernste Worte. "Als ich zwei Stunden später nach Hause kam, war mein Vater nicht erfreut, weil ja keiner wusste, wo ich war. Aber das hat sich schnell gelegt", sagt sie.

Autogramm ergattert

Kirk Douglas selbst ist sie nicht begegnet, aber Hauptdarstellerin Christine Kaufmann. Sie erlangte durch den Film internationale Bekanntheit und erhielt 1962 einen Golden Globe als beste Nachwuchsdarstellerin. "In einem Lokal am Rathausplatz haben die Prominenten zu Abend gegessen. Da habe ich Christine Kaufmann gesehen und ein Autogramm bekommen", erzählt Schrüfer. Jedoch ging es später bei einem Umzug verloren. Der Titelsong des Films erhielt auch den Golden Globe und wurde für den Oscar nominiert.


Große Trauer in Hollywood: Kirk Douglas ist tot


Der melodramatische Stoff des Films war zur damaligen Zeit besonders brisant. Thematisiert wurden die Schattenseiten der amerikanischen Besatzung in Deutschland. Die Romanvorlage "Das Urteil" stammte von Manfred Gregor, der auch "Die Brücke" schrieb.

Zum Tod des Hollywood-Stars: Als Kirk Douglas in Forchheim drehte

© Foto: Verleih United Artists

Die 16-jährige Karin, gespielt von Christine Kaufmann, wird am Fluss von vier amerikanischen Soldaten vergewaltigt. Im folgenden Prozess will der Pflichtverteidiger der Täter, gespielt von Kirk Douglas, eine schnelle Einigung nach angloamerikanischen Vorbild: Keine öffentliche Zeugenvernehmung, Geständnis und abgemilderte Strafe.

Die Florida-Bar in Forchheim

Karins Vater sinnt auf Rache und Todesstrafe und erzwingt eine ausführliche Beweisaufnahme, bei der der Anwalt das Mädchen ins Kreuzverhör nimmt und ihr unterstellt, die Vergewaltigung provoziert zu haben. Am Ende nimmt sich die von den Kleinstädtern herabgewürdigte Frau das Leben.

Bis heute ist das Interesse an dem Film in Forchheim groß. "Es ist spannend zu sehen, wie die Stadt damals aussah", sagt Stadtarchivar Reiner Kestler. "Die Wendung Stadt ohne Mitleid wird gern mal im Scherz für Forchheim hergenommen", sagt er.

Regisseur Gottfried Reinhardt drehte ein Vierteljahr lang mit Kirk Douglas, Christine Kaufmann, Gerhard Lippert und Barbara Rütting in Bamberg, Grafenwöhr und Forchheim. Gedreht wurde am Nürnberger Tor, auf dem Rathausplatz und die Gerichtsverhandlung in der Aula des Herder-Gymnasiums. In der Hornschuchallee wurde eigens eine "Florida-Bar" eingerichtet.

Warum die Wahl auf Forchheim fiel? "Fünf Jahre zuvor hat die Produktionsfirma Gloria-Film den Film ,Der fröhliche Wanderer‘ hier gedreht, vielleicht ist sie so auf Forchheim aufmerksam geworden", könnte sich Kestler vorstellen.

"Wie scharfe Messer fliegen die Fragen auf das Mädchen zu. Kirk Douglas geht bis an die äußerste Grenze. Er hakt präzise dort ein, wo sich der Effekt anbietet", schrieb ein Berichterstatter über die Dreharbeiten. "Trotz einiger reißerischer Momente ernsthaft und diskussionswert", urteilt das Lexikon des Internationalen Films.

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