Abfuhr für die Bärbel

3.6.2011, 19:00 Uhr
Abfuhr für die Bärbel

© Scherer

Bei Investitionen von 21 Millionen Euro, sagte Zwingel in der jüngsten Stadtratssitzung, „ist klar, dass wir die Reaktivierung nicht stemmen können“. Für den größten Teil des Stadtgebietes brächte die Bibertbahn nur Nachteile. Auf der Linie 70/72, die die Kernstadt erschließt, würden pro Stunde zwei Fahrten entfallen. Beim 113er würde bei einem geänderten Linienkonzept ein Fahrtenpaar wegfallen. Am Bibertbad müssten 56 der ohnehin schon knapp bemessenen Parkplätze zurückgebaut werden. Mit Rückstaus vor allem im Berufsverkehr sei an den Bahnübergängen in der Nürnberger Straße und in der Albrecht-Dürer-Straße zu rechnen.

Außerdem riet Zwingel dem Plenum, sich vorsorglich gegen die Finanzierung möglicher Folgekosten aus der Stadtkasse abzusichern, sollte die Bahnlinie auf Betreiben eines privaten Investors doch wieder starten. Im Einzelnen führte Zwingel einen Park & Ride-Parkplatz an, den die Kommune zahlen müsse, auf deren Hoheitsgebiet sie liegt, sowie Lärmschutzmaßnahmen. Auf sie habe bei einer Wiederinbetriebnahme zwar keiner Rechtsanspruch, politisch durchsetzen lasse sich das aber sicher nicht, so Zwingel. Gänzlich vermisste er in der bisherigen Diskussion den Punkt einer Beteiligung der Kommunen an den Betriebskosten oder gar an einem Defizitausgleich. „Da müssen wir schon Obacht geben“, erklärte er.

Letzteres schloss Willi Weißkopf allerdings aus: Sollte die Bibertbahn die vom Freistaat geforderten Fahrgastzahlen erreichen, damit der die Züge auf der Trasse bestellt, würde er auch deren Betrieb finanzieren, erklärte der VGN-Geschäftsführer und Chef-Infrastrukturplaner des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN) als Gast dem Plenum.

Widersprüchliche Aussage

Wie vor den Kreisräten im Verkehrs-Ausschuss erläuterte Weißkopf auch vor den Zirndorfer Stadträten den möglichen Ablauf nach der Interessensbekundung der Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) an der Biberttrasse (die FN berichteten). Offen ist nach wie vor, wie viele Fahrgäste der Freistaat verlangt, damit er einen Betrieb der Züge finanzieren würde. Diese Stellungnahmen seien abzuwarten, genauso wie weitere Gespräche des Landratsamtes mit der RSE.

Sollte sich deren Interesse erhärten, könne man an die aufwendige Fahrgastzahlen-Berechnung bei einer geänderten Linienführung des 113er-Busses Richtung Zirndorf Bahnhof denken. Dann, so Weißkopf vor den Zirndorfer Stadträten, „dürfte sich die Sache ohnehin erledigen“.

Allerdings hatte das wenige Tage zuvor im Verkehrs-Ausschuss des Kreises noch anders geklungen: Da hatte Weißkopf eingeräumt, dass mit einer Umlenkung des parallel zur Bibertbahn verkehrenden 113er Busses dessen 1600 Fahrgäste der Schiene zugerechnet werden müssten und die Zahlen reichen könnten, damit der Freistaat die Züge finanziert.

Und im Gegensatz zu seinen Äußerungen im Verkehrs-Ausschuss nannte Weißkopf den Zirndorfer Stadträten nicht 1000 Fahrgäste, die die Bibertbahn der U3 abluchsen würde, sondern 1500. Und die daraus resultierenden Ticket-Mindereinnahmen für die U3 bezifferte er nicht auf 200000 bis 400000 Euro pro Jahr sondern auf mehrere Hunderttausende, die bis an die Million heranreichen könnten.

Das klarzustellen, sah sich allerdings keiner der drei Kommunalpolitiker, Günther Keller (CSU), Werner Nickel (SPD) sowie Zwingel selbst, die die Verkehrs-Ausschuss-Sitzung mitverfolgt hatten, veranlasst. CSU und SPD stellten sich geschlossen hinter die ablehnende Haltung Zwingels. Man beantragt, so ist es im Beschluss festgehalten, nach anderen Wegen zu suchen, um den öffentlichen Nahverkehr insbesondere Richtung Nürnberg zu stärken und setzt dabei auf die Optimierung der Buslinien entlang der Rothenburger Straße.

Wenngleich Wolfram Schaa (Grüne) die Festlegung auf die Nichtbeteiligung an Betriebskosten als etwas voreilig bewertete und dazu neigte, erst abzuwarten, ob die Bibertbahn mit geändertem Konzept bei den Buszubringern Verbesserungen bringe, trugen die Grünen den Beschluss doch mit. Nicht zugestimmt haben Horst Feist und Marcus Baritsch von den Freien. „Die RSE soll eine faire Chance bekommen“, erklärte Baritsch.