"Ballett ist mein Leben"

7.1.2020, 09:37 Uhr

((Platzhalter)Herr Gordejew, Sie wurden in den 1970er Jahren zum gefeierten Weltstar. Was fasziniert Sie noch immer am Ballett?

Ballett ist mein Leben. Als junger Mann wollte ich unbedingt Tänzer werden und begann in einer der besten Schulen des Landes eine Ausbildung. Und am Bolshoi Theater begann ich auch mit dem wundervollen Alexei Varlamov zu proben. Ballett ist eine großartige Kunstform und klassisches Ballett die höchste Form. Man sagt, die Sprache des Balletts ist die Sprache, in der Gott zu uns Menschen spricht.

 

In Russland gibt es die besten Ballettschulen der Welt. Warum ist das russische System so gut?

Die Ursprünge unseres Systems liegen im 18. Jahrhundert, als Kaiserin Anna Ioannovna ein Dekret unterzeichnete, woraufhin der französische Choreograf und Tänzer Jean-Baptiste Landé das Ballett in Russland einführte. Der Grundstein für eine professionelle Ausbildung von Tänzern in meinem Land war damit gelegt.

Die russische Schule umfasst die Errungenschaften sowohl der italienischen als auch der französischen Schulen. Die Tänzerin und Pädagogin Agrippina Waganova überarbeitete die Errungenschaften ihrer Vorgänger dann und schuf ein harmonisches Ausbildungssystem für Balletttänzer. Es gilt bis heute weltweit als das beste methodische System.

Das Staatliche Russische Ballett Moskau geht jetzt auf seine 33. Auslandstournee. Warum spielen Sie außerhalb Russlands immer nur "Schwanensee" und den "Nussknacker"?

Für unsere Tourneen erarbeiten wir immer Aufführungen, die wir als Gäste gerne in Deutschland zeigen möchten. Natürlich sind das vor allem Tschaikowskis "Schwanensee", "Dornröschen" und der "Nussknacker". Aber wir würden gern auch einmal unsere anderen tollen Stücke wie etwa "Don Quixote" zeigen. Zu unserem Repertoire gehört auch das Ballett "Der letzte Tango" von Astor Piazzolla.

 

Wie hat sich der Stil Ihres Ensembles in den vergangenen 30 Jahren verändert?

Wir versuchen, die historische Aufführungspraxis sehr detailgetreu am Leben zu erhalten. Natürlich hat sich die klassische Choreographie im Lauf der Zeit verändert, weil sich die Ballettkunst weiterentwickelt hat. Aber in den Klassikern wurden einfach sehr virtuose Techniken angewendet. Das müssen wir berücksichtigen. Es ist wichtig, dass die Ballettkunst nicht zu einem Zirkus oder Sport wird.

 

Warum ist es wichtig, dass die klassischen Ballette weiterhin gezeigt werden?

Das klassische russische Ballett erreicht wie gesagt die höchste Form des menschlichen Geistes. Ballett ist eine intensive Kunst.

Nicht jedes Land verfügt über Stücke wie "Dornröschen" oder "La Bayadere - die Tempeltänzerin". Russische Ballettproduktion sprechen ein breites Publikum an. Darunter ältere Generationen, die klassische Musik lieben, und Eltern mit Kindern, die mit der Sprache der höchsten poetischen Kunst vertraut gemacht werden sollten. Gemalte Kulissen haben ebenfalls einen ästhetischen Effekt in einem Ballett, zusätzlich zur Musik und den getanzten Figuren.

 

Wie sehen Sie die Zukunft des klassischen Balletts?

Es heißt, der beste Beweis für Gottes Existenz ist Musik. Die klassische Musik von Mozart, Beethoven, Gluck, Bach, Händel, Haydn, Tschaikowski und Prokofiev wird nie aus der Mode kommen. Sie ist noch heute in der Lage, die spirituellen Wunden der Menschen zu heilen.

Dasselbe gilt fürs klassische Ballett, das aus dem Alltag heraus in eine magische, märchenhafte Welt entführen kann. Der höchste Zweck von Kunst ist, den Menschen Optimismus, Stärke und Zuversicht einzuflößen.

 

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