Cadolzburg hat einen klaren Favoriten

10.3.2020, 08:54 Uhr
Cadolzburg hat einen klaren Favoriten

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Cadolzburg hat einen klaren Favoriten

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Eine Niederlage des Amtsinhabers wäre "eine große Sensation", glaubt auch seine einzige Gegenkandidatin, Angelika Abram, die ihren Hut für die SPD in den Ring wirft.

79,35 Prozent (2008) und 76,25 Prozent (2014) erzielte Obst bei den vergangenen beiden Wahlen. Auch damals hatte nur die SPD eine Alternative aufgeboten. Trotz fehlender Wechselstimmung bleibt Obst "sehr bescheiden". Im Jahr 2002 hatte er überraschend den langjährigen Bürgermeister Claus Pierer (SPD) abgelöst. "Ich habe damals auch nicht damit gerechnet", sagt Obst heute.

Dennoch glaubt Obst, dass es mit dem Wahlsieg klappen müsste. Er legt Wert darauf, "kein Partei-Bürgermeister" zu sein. Er wolle im Miteinander mit den anderen Parteien die Gemeinde weiterentwickeln. Im Lauf seiner Amtszeit haben die grundlegenden Konflikte im Gemeinderat tatsächlich abgenommen. Das liegt auch an der Strategie der zweitstärksten Fraktion, der SPD. Sie stellt ihr Wahlprogramm 2020 unter das Motto "Gemeinsam geht mehr" und meint damit auch die Zusammenarbeit mit den anderen Parteien.

Es verwundert kaum, dass sich die Wahlprogramme der insgesamt sechs Cadolzburger Listen ähneln. Um das Verkehrsproblem in den Griff zu bekommen, ist Tempo 30 Trumpf, vor allem auf der Staatsstraße 2409. Den Modellversuch in der Hindenburgstraße wollen die meisten Kandidaten beibehalten oder ausbauen. Ebenso will man den Umstieg aufs Rad fördern.

Obsts Schwerpunkte für die nächsten sechs Jahre knüpfen nahtlos an bereits Begonnenes an. Der 49-Jährige will das Bürgerzentrum im ehemaligen Sparkassen-Gebäude an der Hindenburgstraße einweihen, in das schon einige Ämter eingezogen sind. Das Rathaus soll "modernes Bürgerbüro" werden: weniger Tresen, mehr Digitalisierung.

Große Investitionen werden das künftige Handeln bestimmen, sagt Obst. Dazu gehören die Sanierung von Straßen, der Mehrzweckhalle Wachendorf und der Mittelschule. Mit Hilfe der WBG Fürth Land soll bald günstiger Wohnraum im Ort entstehen. Die Innenentwicklung steht für Obst an, nicht aber ein dritter Bauabschnitt in Egersdorf Nord.

Eine Nachhaltigkeitsstrategie will der zweifache Familienvater veröffentlichen. "Wir haben schon viel, müssen nur mehr darüber reden", sagt er und nennt eine Liste an Beispielen, darunter gesundes Essen in Kitas, Bürgerbus und Fair Trade.

Von der geplanten Umgehungsstraße sei er überzeugt gewesen, gibt Obst zu. Das Votum des Bürgerentscheids im Jahr 2016 (knapp 70 Prozent dagegen) werde er aber natürlich weiterhin akzeptieren. Sollte der Freistaat das Thema aber in einigen Jahren erneut anpacken, wolle er wieder einen transparenten Bürgerdialog moderieren, um auszuloten, ob die Umgehungsstraße nicht doch gebaut werden sollte.

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Die SPD hat in Angelika Abram eine Kandidatin gefunden, die in den vergangenen Jahren schon außerhalb des Gemeinderats sehr aktiv war: Zum Beispiel im ISEK-Prozess zur Ortsentwicklung, im Arbeitskreis Mobilität und in der Projektwerkstatt, die dem Bürgerentscheid zur Ortsumgehung vorangegangen war. Das Thema Verkehr steht bei der 54-Jährigen an erster Stelle. Die gelernte Krankenschwester wohnt selbst an der viel befahrenen Staatsstraße 2409. Dennoch war sie gegen die Umgehungsstraße, weil sie ihrer Meinung nach zu wenig Entlastung bringt und die Natur zu stark beeinträchtigt. Im Ergebnis des Bürgerentscheids sieht sie sich bestätigt, und sagt: "Ich werde alles dafür tun, dass diese Umgehung nicht gebaut wird."

Stattdessen setzt die Mutter zweier erwachsener Töchter auf ein Bündel an Maßnahmen: Tempo 30 auf der ganzen Staatsstraße, Ausbau mit Flüsterasphalt, Querungshilfen, eine bessere Parksituation sowie eine fest installierte Blitzanlage.

Einen dritten Bauabschnitt in Egersdorf Nord hält Abram nicht für sinnvoll. Sie hofft auf die neue WBG Fürth Land und setzt darauf, Leerstände im Innenort zu füllen. Nötig seien kleinere, bezahlbare Wohnungen, um junge Leute am Ort zu halten.

Für Abram außerdem wichtig: Transparenz bei kommunalpolitischen Entscheidungen, Digitalisierung des Rathauses und erweiterte Öffnungszeiten sowie der Erhalt des ländlichen Cadolzburg, zum Beispiel ohne pflanzenlose Schottergärten.

Ins Rennen um die 24 Sitze im Cadolzburger Marktgemeinderat gehen neben CSU/FWG (bisher elf Sit-ze) und SPD (sechs) noch vier weitere Listen: Vertreter der Freien Wähler (drei) und der Grünen (zwei) sitzen jetzt schon im Gremium. Die Linke und die Bürger für Cadolzburg (BFC) wollen erstmals in den Gemeinderat einziehen. Die BFC übernahm dabei die Wahlzulassung der Freien Wählergruppe, deren beide Vertreter zur Wahl nicht mehr antreten wollten.

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