Cadolzburg: Rein in den Mega-Kühlschrank!

9.8.2020, 21:00 Uhr
Cadolzburg: Rein in den Mega-Kühlschrank!

© Marion André

Mit einem dicken Dankeschön an die Geldgeber – Marktgemeinde, EU, Leader-Förderprogramm und Verein zur Förderung der Banderbacher Verwerfung – eröffnete Bürgermeister Bernd Obst die geschichtsträchtige Anlage.

Cadolzburg könne stolz darauf sein. "So etwas haben nicht viele Gemeinden, da steckt Potential drin." Dass man mit den Bauarbeiten auf dem richtigen Weg sei, habe er spätestens dann erkannt, als seine Instagram-Fotos aus "der Cadolzburger Unterwelt" auf außerordentlich großes Interesse stießen. Das "Sporcher Dungeon", wie der Bürgermeister in Anlehnung an finstere Verliese in ungleich berühmteren Städten wie London oder Hamburg formulierte, böte einen spannenden Einblick in die regionale Geschichte.

Dem Besucher fällt zunächst das renovierte Außenportal ins Auge. Innen bringt die neu installierte Beleuchtungsanlage buchstäblich Licht in die Vergangenheit: Der mehr als 120 Meter lange, in den Burgsandstein geschlagene Gang führt bis unter die frühere Brauerei "Zum Grauen Wolf" am Marktplatz. Er erzählt von einigen Hundert Jahren Cadolzburger Geschichte.

Wie Hans Werner Kress, ehemaliger Beauftragter für das Historische Museum, berichtet, wird die erste schriftliche Erwähnung des Kellers auf 1809 datiert. "Seine Ursprünge dürften allerdings älter sein", so der Autor mehrerer regionalgeschichtlicher Veröffentlichungen.

Champignonzucht und Lazarett

Der "Mega-Kühlschrank" wurde im Lauf der Jahrhunderte nicht nur für die Lagerung von Bier genutzt. Ab 1938 kühlte die Milchlieferungsgenossenschaft in einem Sickerwasser-Becken ihr Produkt. Rund 15 Jahre später machten sich sogar edle Pilze in den Gewölben breit: Zuchtchampignons. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte eine eingebaute Gasschleuse den unterirdischen Gang für Luftschutzzwecke ertüchtigt. Verletzte wurden in dem Notlazarett unter Tage medizinisch versorgt. Der historischen, geologischen und wegen der saisonal einziehenden Fledermäuse auch biologischen Relevanz des "Sporcher Dungeons" soll in Zulunft mit Folgeprojekten Rechnung getragen werden.

Landrat Matthias Dießl jedenfalls sicherte weiteren Bemühungen, die Geschichte der Region erlebbar zu machen, finanzielle Unterstützung zu. Für das Cadolzburger Kulturamt heißt es jetzt, alle wissenschaftlichen Gutachten abzuwarten und aufzubereiten. Spätestens im nächsten Jahr soll es dann Führungen ins unterirdische Sporch geben.

Keine Kommentare