Corona: Pfarrer warnen vor zu strikten Besuchsregeln in Heimen

3.11.2020, 12:00 Uhr
Corona: Pfarrer warnen vor zu strikten Besuchsregeln in Heimen

Wegen der steigenden Corona-Fallzahlen verschärfen Seniorenheime jetzt wieder ihre Besuchsregelungen. Evangelische Altenheimseelsorger aus Fürth und Nürnberg beobachten das mit Sorge und haben sich vor dem Lockdown mit einem Appell an ihre Kirche und an die Politik gewandt.


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Das Statement, so teilte Pfarrer Rudolf Koch mit, Referent für Altersfragen im Dekanat Fürth und Mitunterzeichner, richte sich an die Kirche sowie an Bayerns Ministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml. Darin enthalten ist die Forderung nach einem Recht für Heimbewohner und ihre Angehörigen auf soziale Kontakte, einem Recht auf Berührung, einem Recht auf Schutzkleidung für Bewohner, Angehörige oder Freunde und Seelsorger sowie einem Recht auf seelsorgerliche Begleitung.

Den acht Unterzeichnern und Unterzeichnerinnen geht es darum, Heimleitungen im schwierigen Spagat zwischen dem Recht auf Selbstbestimmung und der freien Entfaltung der Persönlichkeit einerseits und dem Schutz des Lebens in den Heimen andererseits Rückendeckung von Politik, Staatsanwaltschaft, Gesellschaft und Kirchen zu verschaffen.

"Leben birgt immer ein Risiko"

"Leben birgt immer ein Risiko in sich", argumentieren sie und erklären, dass sie das "hohe Risiko der Ansteckung mit Corona als große Herausforderung" betrachteten, doch gelte es, "gegenüber der Menschlichkeit und Würde" abzuwägen und verantwortlich damit umzugehen.

Koch und seine Mitstreiter schließen sich mit ihrem Appell Peter Dabrock an, Erlanger Theologieprofessor und früherer Vorsitzender des Deutschen Ethikrates. Dieser hat sich kürzlich in einem Gastbeitrag im Magazin Der Spiegel und auch bei einer Diskussionsrunde mit Melanie Huml in der Fürther Michaelskirche für ein Recht auf Besuch und Berührung stark gemacht.


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Außerdem wird in dem Appell – ebenfalls in Anlehnung an Dabrock – ein Recht auf Privatsphäre verlangt. Mindestens einer Person, heißt es, müsse es erlaubt sein, einen Heimbewohner in seinem Zimmer aufzusuchen. In manchen Häusern sind seit kurzem Begegnungen nur noch in Besuchszonen erlaubt, andere verbieten Kontakte jetzt wieder ganz.

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