Der lässigste Musikexport der Oberpfalz in der Kofferfabrik

3.3.2015, 14:15 Uhr
Der lässigste Musikexport der Oberpfalz in der Kofferfabrik

© Foto: Martin Bartmann

Die Koffer-Bühne ist ein eigenartig’ Ding. Für einen Solobarden ist sie viel zu groß, weshalb der Barde sich meist auf einem Stuhl an den Rand ganz nah zum Publikum positioniert. Für Power-Trios und Quintette ist die Spielwiese ideal, ab sechs Mann wird es wieder eng. Wie sollen da bloß zehn draufpassen und musizieren?

Doch, es geht. Wenn die Herren von Grand Slam, zehn an der Zahl, die Bühne entern, dann versammeln sich erst mal die Instrumentalisten und verteilen sich schön an Keyboard, Turntable, Drums, Gitarren und Bass. Sodann quetschen sich noch die vier Sänger samt Saxofon an den Rand, nahe Absturzkante, und legen Aug’ in Auge mit dem Publikum los.

Coolness und Spaß

Zum coolen Look gehören Accessoires wie silbrig glänzender Anzug, Hut oder Schiffchen und natürlich die unvermeidliche Sonnenbrille, dazu bei zwei der Sänger die Brikettfrisur, die Bulligkeit und Härte suggeriert. Aber die Attitüde der Coolness wird schnell weggefegt von einer entfesselten Freude am Spiel. Ob im Chor oder solo, im Duett oder Triogesang, jeder darf glänzen, jeder bringt sich ein, ohne jemals den anderen an den Rand zu drängen. Eine sagenhafte Ensembleleistung aller Sänger und Spieler, die so auch nur durch einen gewachsenen Zeitraum von 30 Jahren gemeinsamen Musizierens möglich ist.

Denn Grand Slam kommen nicht — bzw. nur teilweise — aus den Staaten, sondern aus Amberg. Wozu braucht man ein Ghetto, um den Überlebenskampf zu lernen, wenn vor der Haustür ein Truppenübungsplatz lauert? Wo einst der Russe hinterm Böhmerwald lauerte und im dunklen Tann die Kälte in die Knochen kroch? Da konnte nur beinharter Funk die Moral der Truppe aufrecht erhalten.

Stilles Zuhören? Unmöglich! Der Sound fährt sofort in Beine und Hüften, aus der Gurgel tönt alsbald das obligatorische „Uuuh-Uuuh“-Brunftsignal. Den größten Teil des Konzerts bestreiten Grand Slam mit Eigenkompositionen, die den Großmeistern in kaum etwas nachstehen. Nicht umsonst wurde das Ensemble 2007 zur besten Funktruppe Deutschlands gekürt. Auf seinen Lorbeeren hat es sich seitdem nicht ausgeruht.

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