E-Commerce: Wie läuft die neue Ausbildung in Fürth?

17.12.2018, 06:00 Uhr
E-Commerce: Wie läuft die neue Ausbildung in Fürth?

© Giulia Iannicelli

Eine Apotheke, ein Schmuckhersteller, ein Modeversand und ein Handelsunternehmen für technische Teile: Es ist ein breites Spektrum von Firmen, die in Mittelfranken den neuen Beruf der/des Kauffrau/-manns für E-Commerce ausbilden. „Es sind nicht so sehr produzierende Betriebe, sondern eher der Handel“, resümiert Ernst Rech, der die Klasse während des Blockunterrichts acht Stunden die Woche anleitet.

In seinem Unterricht geht es gerade um die Entwicklung und Pflege eines Onlineshops, der sich an eine bestimmte Zielgruppe richtet und darum, wie dieses Angebot leichter von potenziellen Kunden im Internet gefunden wird (Suchmaschinenoptimierung).

Auf der Lernplattform Mebis im Internet stellt der Pädagoge, ebenso wie seine Kollegen, den derzeit 28 Schülern in der Klasse sämtliche Unterrichtsmaterialien digital zur Verfügung. Über Mebis gibt es außerdem einen Webshop, den die Auszubildenden im Unterricht sukzessive verbessern. Auch im Unterricht wird deshalb viel mit Tablet und Laptop gearbeitet.

Dabei gilt das Prinzip „Bring your own device“, also „Bringe Dein eigenes Gerät mit“, wie Ortwin Mihatsch, der Leiter der Ludwig-Erhard-Schule, erklärt. WLAN im ganzen Haus der sonst sanierungsbedürftigen LES, an der dieses Schuljahr insgesamt 1600 duale Auszubildende unterrichtet werden, sei deshalb selbstverständlich.

Janick Polster ist Azubi bei Diehr & Rabenstein, einem mittelständischen Handelsunternehmen für technischen Bedarf mit Hauptsitz in Rednitzhembach bei Schwabach. „Wir haben viele Nischenprodukte und beliefern über unsere Online-Vertriebskanäle und den Onlineshop Kunden in fast ganz Deutschland“, erklärt der 20-Jährige.

Daneben gebe es noch einen stationären Laden, in dem mitunter Kunden für einen völlig verrußten Keilriemen oder einen zerschnittenen O-Ring Ersatz suchten und damit das 13-köpfige Team vor so manche Herausforderung stellten.

Zu Polsters Aufgaben im Betrieb gehört unter anderem, Angebote zu erstellen, Kundendaten zu pflegen und Produktbeschreibungen zu überarbeiten. „Von den Arbeitsabläufen wiederholt sich vieles, so kommt man schnell rein“, sagt der angehende Kaufmann für E-Commerce, der nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr ursprünglich überlegt hatte, Erzieher zu werden. Jetzt sieht er großes Potenzial in dem neuen Beruf, wie auch Mitschülerin Vanessa Meyer.

„Ich wollte gerne in den Marketingbereich“, berichtet die 19Jährige. Gesucht habe sie deshalb eigentlich nach einer Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement. Als ihr ihr heutiger Arbeitgeber NCC Design in Langenzenn stattdessen anbot, Kauffrau für E-Commerce zu lernen, habe sie schnell zugesagt. „Ich bin mit dem Handy, Internet und Nintendo groß geworden“, sagt die junge Frau, die lieber mit digitalen Materialien lernt als mit herkömmlichen.

Denn: „Da ist alles schon vororganisiert.“
Die Unternehmen in der Region hätten sich sehr offen gegenüber der neuen dreijährigen Ausbildung gezeigt, berichtet Berufsschullehrer Rech und stellt fest: „Es gibt gerade einen richtigen Hype.“ Auch sei der befürchtete Effekt, dass die Betriebe nun zwar Kaufleute für E-Commerce ausbilden, aber weniger Kaufleute für Büromanagement, bislang so nicht eingetreten.

Die Ausbildung sei auch für die Pädagogen Neuland, resümiert Rech, der bereits seit 15 Jahren an der LES unterrichtet und die Lehrpläne mitentwickelt hat. Mitunter käme es im Unterricht nun schon mal vor, dass der ein oder andere Schüler mehr wüsste als der Dozent, etwa in Sachen Suchmaschinenoptimierung. Ohnehin sei die Klasse recht fit, mehr als die Hälfte sei bereits hochschulberechtigt, so der Abteilungsleiter für IT-Berufe und E-Commerce.

 

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