Erntebilanz: Der Mais lechzt nach Regen

27.7.2019, 10:00 Uhr
Erntebilanz: Der Mais lechzt nach Regen

© Sabine Dietz

Die Landwirtschaft muss sich zusehends mit Wetterextremen arrangieren. Insbesondere dann, wenn, wie derzeit, Niederschläge ausbleiben. Familie Engelhardt aus Egersdorf führt zu diesem Zweck einen Demonstrationsbetrieb. Unterstützt vom Fürther Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, testen Seniorchef Günther Engelhardt und Junior Dieter, wie Landwirtschaft gewässerschonender funktionieren kann.

Bei Begehungen lassen sie ihre Berufskollegen an ihren Erfahrungen etwa mit dem Anbau vielfältiger Zwischenfrüchte, die Nährstoffe und Wasser im Boden halten, teilhaben. Günther Engelhardt schult Landwirtschaftsschüler darüber hinaus am eigenen Betrieb in der Praxis. Auch der Pressetermin des Fürther Bauernverbandes Fürth zur Erntebilanz 2019 findet auf seinem Hof statt.

Ein klassischer, konventionell bewirtschafteter Milchviehbetrieb: 70 Kühe mit der Nachzucht stehen im Stall. Was die 120 Hektar Fläche abwerfen, wird in erster Linie als Futter gebraucht. Doch heuer wird es knapp. So knapp, wie es bei vielen Kollegen bereits im Vorjahr nach der lang anhaltenden Hitze und Trockenheit wurde. Doch da schoben die Engelhardts noch Vorräte für ein Dreivierteljahr in den Silos vor sich her.

Vorräte sind verbraucht

Sie sind längst verbraucht. Schon jetzt kommt auf den Futtertisch, was mit dem ersten Schnitt auf den Grünflächen vor zwei Monaten einsiliert wurde. Die Engelhardts hoffen auf den Mais als wichtigste Futterpflanze. Doch der steht äußerst durchwachsen im Landkreis.

Das Fürther Land plagt einmal mehr Trockenheit, wie BBV-Kreisobmann Peter Köninger berichtet, im Westen und Norden ähnlich massiv wie 2018. "Kein Wasser, kein Wachstum", so Köninger. Der Regen vom vorvergangenen Wochenende machte laut Johannes Strobl, Landwirt aus Greimersdorf und Vorsitzender des mittelfränkischen Erzeugerrings für Qualitätsgetreide, den Unterschied, ob der Mais jetzt einigermaßen gut dasteht wie in Fürths Stadtrandlagen oder fast am Vertrocknen ist, wie auf dem Maisacker am Ortsrand von Egersdorf.

Wo es regnete, teils bis zu 50 Liter, konnte die Pflanze Kolben ausbilden, andernorts rollt der Mais die Blätter, um Verdunstungsfläche zu minimieren, oder färbt die Blattspitzen schon braun. "So ein Mais", erklärt Köninger, "erholt sich nicht wieder." Er muss vorzeitig gehäckselt werden, um noch die nötige Feuchte für den Gärprozess im Silo mitzubringen. Die Engelhardts haben diesen Zeitpunkt vergangenes Jahr verpasst. Ein Drittel der Silage war unbrauchbar.

Der Juni machte die Hoffnung zunichte

"Wir sind mit minimaler Winterfeuchte ins Jahr gestartet, der kühle und nasse Mai ließ hoffen, dass es sich noch einrenkt, doch bereits der Juni machte diese Hoffnung zunichte", blickt Köninger zurück. Bei Wintergerste erreichten die Landwirte noch 60 bis 70 Doppelzentner Ertrag pro Hektar. Strobl lässt das "als durchschnittlich" durchgehen. Unter dem Druck des Welthandels stehend, sei der Preis mit 13 bis 14 Euro aber eher schlecht.

Raps entwickle sich bei rückläufiger Anbaufläche zur Sonderkultur. Als schädlingsanfällige Pflanze ist er sehr anspruchsvoll. Die ohnehin schon kleinen Körner sind heuer noch etwas kleiner, der Ertrag mit 30 Doppelzentner je Hektar ist unterdurchschnittlich. Allerdings, so Strobl, zeige der Preis mit 35 Euro je Doppelzentner positive Tendenz.

Was vom Weizen bereits gedroschen ist, lässt Strobl zufolge mit 50 Doppelzentner ebenfalls nur unterdurchschnittliche Erträge erwarten, wobei das stark vom Standort abhängig sei. Vereinzelt würden auch überraschende 80 Doppelzentner geerntet. Die Qualität sei aufgrund der Trockenheit jedoch mau, die Körner zu klein, der Preis mit 15 Euro je Doppelzentner "unbefriedigend, unter dem Vorjahresniveau, und Besserung ist nicht absehbar".

Leere Silos im Herbst

Sorgenkind Nummer eins aber ist für Köninger der Futteranbau: "Wir sind mit leeren Silos ins Jahr gestartet. Auf dem Grünland hatten wir in Mai und Juni zwei gute Schnitte, aber außer dürren Halmen steht da jetzt nichts mehr." Köninger befürchtet, "dass wir die Silos heuer wieder nicht voll kriegen". Nun hoffen die Landwirte auf den Mais, doch der lechzt nach Regen.

"Bleibt es so heiß, wächst der Mais rückwärts", sagt Günther Engelhardt. "Viele werden dann Futter zukaufen müssen, dann wird das Geschäftsjahr bestenfalls zum Nullsummenspiel, eher aber zum Draufzahlgeschäft." Mit Dürrehilfe von Bund und Land wie im Vorjahr sei nicht zu rechnen, die Trockenheit sei heuer kein deutschlandweites, sondern ein eng eingegrenztes, regionales Problem.

Die Perspektiven? Den Viehbestand abbauen oder Futter zukaufen, meint Köninger. Und nach der Ernte Zwischenfrüchte aussäen, die nicht nur den Boden aufwerten, sondern im Frühjahr auch gefüttert werden können. Dazu gibt es Rat am Demonstrationsbetrieb Engelhardt oder bei der Wasserberaterin im Landwirtschaftsamt. Nina Wellein ist unter der Telefonnummer (09 11) 99 71 52 26 zu erreichen.

 

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