Erste private Solarstromtankstelle in Fürth

28.1.2016, 21:00 Uhr
Erste private Solarstromtankstelle in Fürth

© Foto: Dittmar

Eine Schau ist die Zapfsäule vor dem Haus der Architekten Markus Hilpert und Dieter Kretschy nicht. Man muss schon genau hinsehen, um die sogenannte Wallbox zu entdecken. Vereinfacht gesagt, ist das ein an der Wand befestigtes Kästchen mit der Ladetechnik. Praktisch ist die Box allemal. Zwei E-Mobile gleichzeitig können hier mit Energie versorgt werden. Der Strom wiederum kommt aus den Solarzellen vom Dach oder – wenn die Sonne auf Tauchstation geht – aus der Steckdose.

Bei der Entwicklung der Ladetechnik waren die Burgfarrnbacher Architekten für den Wallbox-Hersteller Versuchskaninchen. Inzwischen ist die Testphase abgeschlossen und ein neues Geschäftsfeld in Sicht: „An der Schnittstelle von Wohnen, Arbeiten und Mobilität wollen wir umweltfreundliche Lösungen entwickeln“, skizziert Hilpert die Planung privater Solarzapfsäulen vorzugsweise für Firmen und Baugenossenschaften.

Vorstand Roland Breun von der Wohnungsgenossenschaft Fürth-Oberasbach ist bereits Feuer und Flamme. In der Widderstraße 37-39 will er Mietern günstigen Solarstrom vom Dach anbieten, und in einem Neubau mit 40 Wohnungen in der Wiesenstraße sollen auch noch Ladestationen installiert werden. „Bei infra und N-Eergie tüftelt man gerade am Bezahlsystem“, erläutert Breun ein Problem. Denn anders als bei öffentlichen Solartankstellen sind Wallbox-Ladestationen noch nicht auf zahlende Kundschaft ausgelegt.

Zur solaren Aufrüstung ihrer Wohnblockdächer machen seit 2012 bereits vier Fürther Wohnungsgenossenschaften mit der infra-Sparte New Energie gemeinsame Sache. Vergangenes Jahr erst wurde das Gemeinschaftsprojekt „partnerstrom“ aus der Taufe gehoben. Vorreiter der Eigennutzung des Solarstroms vom Dach sind seitdem die Mieter zweier Häuserblöcke auf der Hardhöhe. Auf dem Vormarsch ist auch die Elektromobilität. Seit einem Jahr ist die Verwaltung der Wohnungsgenossenschaft Fürth-Oberasbach elektrisch unterwegs. Neben der infra und dem Fürther Ordnungsamt verstärkt die Diakonie Oberasbach die überschaubare E-Mobil-Flotte.

Forderung nach Abbau hinderlicher Verordnungen

Noch bremsen hohe Anschaffungskosten und geringe Speicherkapazität die Entwicklung im Privatbereich, aber Hilpert ist überzeugt davon, dass eine komfortable Ladetechnik wesentlich dazu beitragen kann, Vorbehalte zu überwinden. Der Burgfarrnbacher Architekt fordert dazu aber auch Erleichterungen des Gesetzgebers durch Abbau hinderlicher Verordnungen. Besser als die Förderung von Wärmedämmung mit dem Erdölprodukt Polystyrol seien Anreize für Solartankstellen ohnehin. Oberbürgermeister Thomas Jung stößt ins gleiche Horn, wenn er der Bundesregierung anlastet, die Elektromobilität viel zu zaghaft voranzutreiben.

Eine ganz andere Dynamik lege dagegen China an den Tag, wo in Großstädten jetzt Elektroautos und -roller den Siegeszug angetreten haben. Als seinen persönlichen Traum bezeichnet Jung einen ausschließlich elektronischen Stadtverkehr. Das käme auch der Wohnqualität zugute. Die Kommunen allein könnten den Wandel jedoch nicht stemmen. Dazu brauche es viele private Mitstreiter. Wie sich Dinge entwickeln können, sieht man laut OB an den Kleingärten. Hier waren Photovoltaikanlagen zur Stromversorgung vor 14 Jahren noch verboten.

1 Kommentar