Flug über 110000 Volt

27.10.2013, 22:00 Uhr
Flug über 110000 Volt

© Seilkopf

Am Umspannwerk Zirndorf startet Pilot Knut Wagner in die Lüfte. 30 Jahre Berufserfahrung hat er, doch leichtsinnig macht ihn das nicht. Auf fünf bis zehn Meter nähert er sich mit dem Helikopter den Stromleitungen. Das ist angesichts von 110 Kilovolt, die durch die Drahtseile fließen, nicht ganz ungefährlich. Fehler dürfen Knut Wagner nicht passieren. Doch die geringe Distanz muss sein, denn nur so können die Fachleute an Bord die Mängel erkennen.

Flug über 110000 Volt

Den Expertenblick auf die Masten, Leitungen und den Trassenbewuchs hat Anton Schultheiß, gelernter Elektroinstallationsmeister und Gruppenleiter der N-Ergie. „Vogelnest auf Mast drei“, „Mastfuß frei schneiden“, „Hier hängt ein verrostetes Infoseil“ oder „Schreib’ mal auf, dass wir hier nachmessen, wie hoch die Aufschüttungen sind“ – solche Ansagen gibt er an Sebastian Preißinger weiter. Der stellvertretende Gruppenleiter führt auf dem Rücksitz die Mängelliste.

Wie megalange Wäscheleinen führen die Leitungen über braune Ackerflächen; Kartoffeln, Kohl und Kürbisse sind darauf zu erkennen. Daneben stehen Bäume, Straßen und Gebäude.

300 bis 500 Meter entfernt stehen die 32 Masten, an denen der Hubschrauber jedes Mal wie ein riesiger Kolibri stoppt. So bleibt genug Zeit, um Isolatoren und Leiterseile auf Schäden durch Witterung zu überprüfen.

Das Ergebnis der lustigen Kontrolle: An sechs Masten müssen demnächst Bäume gekappt werden, denn zwischen dem Baumbewuchs und den Leitungen müssen mindestens drei Meter Abstand bleiben. Außerdem werden Vogelnester auf zwei Masten entfernt. Und auf der Großbaustelle eines Möbelhauses wiederum soll nachgemessen werden, ob bei Aufschüttungen der Mindestabstand zu den Hochspannungsleitungen noch die vorgeschriebenen sieben Meter beträgt. Diese Bilanz sei guter Durchschnitt, heißt es bei den Verantwortlichen der N-Ergie. Am meisten kämpfe man auch anderswo mit dem Bewuchs.

In den Unterhalt ihres Netzes im Landkreis sowie in dessen Erweiterung investiert das Unternehmen heuer eine Summe in Höhe von etwa 1,5 Millionen Euro. Die Erschließung von Neubau- und Gewerbegebieten, etwa in Egersdorf-Nord, schlägt mit 300000 Euro zu Buche. In die Gasversorgung fließen 350000 Euro, mit denen unter anderem das Baugebiet Roßtal erschlossen wird. In Sachen Versorgungssicherheit verweist die N-Ergie stolz auf ihre Bilanz: Durchschnittlich sei jeder Kunde im Netzgebiet pro Jahr gerade einmal zwölf Minuten ohne Strom, gibt das Unternehmen an. Das seien gut drei Minuten weniger als der Bundesdurchschnitt. Diese Zuverlässigkeit könne nur durch einen großen Aufwand an menschlicher Arbeit, Technik und regelmäßigen Kontrollen aufrechterhalten werden. Und das auch aus der Luft.

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