Fürth 1971: Als die Taxen die Farbe wechselten

13.9.2020, 10:00 Uhr
Am Taxistand auf der Freiheit parken die ersten beiden Fürther Autos mit dem neuen, bundesweit vorgeschriebenen Farbton RAL 1015. Bis dahin waren es die Fahrgäste gewohnt, dass ihr Wagen Trauer trägt – siehe ganz links im Bild.
 
  

© Foto: Werner Peterson Am Taxistand auf der Freiheit parken die ersten beiden Fürther Autos mit dem neuen, bundesweit vorgeschriebenen Farbton RAL 1015. Bis dahin waren es die Fahrgäste gewohnt, dass ihr Wagen Trauer trägt – siehe ganz links im Bild.  

"Hellelfenbein" heißt die brandneue Farbe, die im Frühjahr 1971 etwa so ungewöhnlich ist wie Marsmännchen im Stadtpark. Doch Bundesverkehrsminister Georg Leber will RAL-Nummer 1015 für alle – alle Taxis zwischen Flensburg und Garmisch. Fünf Jahre soll die Übergangszeit betragen, dann ist endgültig Schluss mit finster.

Die dominierende Taxifarbe ist landauf, landab nämlich Schwarz. Das mag vielleicht mit ein Grund sein, warum Taxis in Film- und Fernsehkrimis immer wieder eine gespenstisch tragende Rolle spielen.

Mit der Folge "Taxi nach Leipzig" startet 1970 eine ARD-Reihe namens "Tatort", und im April 1970 löst "Der Kommissar" seinen 20. Fall. Um einen Fahrgast geht’s, der mit einem Messerstich im Rücken in ein Taxi einsteigt.

Ja, Schwarz steht für Beerdigungen, aber auch für feierliche Anlässe und für Eleganz. Folgerichtig setzt das rollende Gewerbe seit langer Zeit auf Gediegenheit. Doch just jene Gediegenheit lässt am Steuer vieler Limousinen das Deo versagen.

Zu heiß

"Den Taxichauffeuren wurde es in ihren Autos zu heiß", wissen die FN in ihrer Ausgabe vom ersten Aprilwochenende 1971 ("Der Kommissar" ermittelt drei Wochen später). In den Sommermonaten schwitzen sie bei bis zu 45 Grad still vor sich hin, die Fahrgäste vermutlich auch.

Transpirieren beim Transportieren: So kann es nicht weitergehen. Die Landesverbände des Taxigewerbes bemühen sich, den Insassen Erleichterung zu verschaffen – und werden in Bonn von Leber erhört. Die FN damals über die hellelfenbeinfarbenen Neuigkeiten: "So kommt es, dass jetzt unter den Droschken Albinos weilen, die noch ganz die Kinder ihrer Zeit, aber bald sicher keine Ungewöhnlichkeit mehr sind." Korrekt. "Albino" ist zwar nicht gar so korrekt, doch für derlei Befindlichkeiten war Anfang der Siebziger wenig Platz.

Leichtere Autopflege

Ein wesentlicher Grund für den Lackwechsel ist übrigens auch die Autopflege. Ein schwarzer Wagen braucht samstags eine Zusatzumrundung durch Vati und seinen Wischlappen. "So ist die neue Farbe kein Modegag, sondern dient durchaus praktischen Zwecken."

Auch die Fürther Taxler beginnen, auf RAL 1015 umzusteigen. Werner Petersons Foto, erschienen am 3. April 1971, zeigt die ersten beiden Autos am Taxistand auf der Fürther Freiheit, im Hintergrund ist das Park-Hotel zu sehen. Was später geschah, weiß die Abrissbirne; erst traf sie den Taxi-Stand, viele Jahre danach das Park-Hotel. Hauptstandort der Fürther Taxler wurde, heute scheint es selbstverständlich, der Platz neben dem Hauptbahnhof.

Wie kommt der neue Look bei den Fürthern an? "Einige Fahrgäste haben den Einwand, dass gerade ein schwarzer Wagen zu Anlässen wie Familienfeierlichkeiten, Beerdigungen, Taufen und so weiter eleganter wirkt. Dennoch werden sich die meisten an die Umstellung gewöhnen."


Fahrer fehlen: Fürther Taxis lassen auf sich warten


 

Und dann kommt natürlich prompt, was kommen musste: Das Taxifahren wird, gewiss nicht zufällig im April 1971, teurer. "Wegen der allgemeinen Kostensteigerungen wird der Taxentarif erhöht", so die FN. Im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen soll es nämlich endlich einheitliche Tarife geben, bislang waren sie unterschiedlich.

2020 sind rund 80 Taxis, verteilt auf 20 innerstädtische Stände, in der Kleeblattstadt unterwegs, im Schnitt 15 Euro gibt jeder Fahrgast pro Fahrt aus. Und Hellelfenbein regt nur noch Gebrauchtwagenhändler auf. Ziemlich mieser Wiederverkaufswert, behaupten sie. Aber das ist eine andere Geschichte.

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