Fürther Café will Menschen mit Behinderung beschäftigen

15.12.2014, 06:00 Uhr
Fürther Café will Menschen mit Behinderung beschäftigen

© Fuchs

Die Idee dazu ist alles andere als neu: Schon seit mehr als zehn Jahren gibt es diese speziellen Cafés in Deutschland. Im Oktober 2003 öffnete das erste Samocca in Aalen, betrieben von den Ostalb-Werkstätten unter dem Dach der diakonischen Samariter-Stiftung. Das Echo sei groß und vor allem sehr positiv gewesen, erzählt Sabine Eberhard, Produktmanagerin von Samocca. "Damals war es noch ganz außergewöhnlich, dass Menschen mit Handicap so in der Öffentlichkeit mitwirkten."

Schon bald bot die Samariter-Stiftung mit Sitz im baden-württembergischen Nürtingen das Geschäftskonzept als Franchise an; 2006 eröffneten die ersten Ableger. Inzwischen gibt es 16 Samocca-Cafés mit etwa 280 Mitarbeitern in ganz Deutschland.

Fürther Café will Menschen mit Behinderung beschäftigen

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Fürth soll nun also Nummer 17 werden. Die hiesige Lebenshilfe hat sich nicht nur das Konzept, sondern auch eine exklusive Lage im ersten Stock der Neuen Mitte auf der Wölfel-Seite gesichert. Das Café wird den Dambacher Werkstätten zugeordnet, in denen vor allem Menschen mit geistiger Behinderung arbeiten.

"Die Werkstätten sind bisher sehr auf industrielle Montage ausgerichtet, aber die Mitarbeiter haben sich schon länger andere Betätigungsfelder gewünscht", berichtet Nils Ortlieb, der das Samocca-Café für die Lebenshilfe entwickelt. Auch ein Erlebnis-Bauernhof und ein Hotel seien im Gespräch gewesen, "aber wir haben uns bewusst für das erprobte Modell von Samocca entschieden", so Ortlieb.

90 Plätze in zwei Gasträumen

Etwa 90 Plätze wird der neue Treffpunkt bieten, aufgeteilt in zwei Gasträume. Im historischen Teil des Gebäudes mit seinen Stuckdecken wird ein saalartiges Ambiente entstehen, der Lichthof mit einer Glasdecke in vier Metern Höhe soll als Außenbereich mit Sonnenschirmen, Steinplatten und eventuell etwas Grün daherkommen. Auch eine kleine Lounge-Ecke ist laut Ortlieb geplant. 15 Menschen mit Behinderung werden hier eine neue Arbeit finden - und bereiten sich schon jetzt darauf vor.

"Die Menschen müssen spüren, was die Arbeit in einem Café bedeutet - denn anders als in der Werkstatt sind auch Samstags- und Abenddienste zu leisten", erzählt Nils Ortlieb. Außerdem würden die nötigen Hygieneregeln und der Umgang mit Kunden eingeübt. "Immer wieder trainieren wir typische Abläufe", so Ortlieb. Für Anfang 2015 sind zudem Hospitationen in bestehenden Samocca-Cafés geplant; die nächsten finden sich in Bayreuth und Augsburg.

In allen drei Arbeitsbereichen - Küche, Theke und Service - werden die Mitarbeiter mit Handicap zum Einsatz kommen. Unterstützt von pädagogischen Fachkräften sollen sie durch die Bereiche rotieren und auch geeignete Aufgaben wie die Getränkebestellung oder die Wareneingangskontrolle selbstständig übernehmen. So sieht es das Samocca-Modell vor. "Wir sind darauf bedacht, dass unsere Mitarbeiter körperlich und geistig fit bleiben. Durch viel Abwechslung lernen sie immer wieder Neues", erläutert Produktmanagerin Sabine Eberhard.

Strikte Vorgaben

Auch ansonsten macht das Samocca-Konzept einige fixe Vorgaben. So müssen die Cafés barrierefrei und in Schwarz und einem Gelbton gestaltet sein. Herzstück ist eine Kaffeezeile; das sonstige Angebot soll "eine gesunde Mischung aus außergewöhnlichen und lokalen Produkten" umfassen, so Eberhard.

In Fürth etwa will man zwölf Kaffeesorten aus aller Welt kredenzen, die im Aalener Samocca geröstet werden. "Wir setzen auf Kaffeegenuss und -spezialitäten", sagt Nils Ortlieb. Die Bistrokarte wiederum halte man bewusst offen, um zu schauen, "was das Fürther Publikum sich wünscht". Darüber hinaus sollen "in kleinem Maße" Produkte aus den Dambacher Werkstätten verkauft werden, unter anderem Geschenkartikel.

Doch neben allen betriebswirtschaftlichen Überlegungen liegt dem Fürther Projektentwickler vor allem eines am Herzen: Man wolle Berührungspunkte von Menschen mit und ohne Behinderung schaffen. Dass man dafür die 1A-Lage in der Neuen Mitte ergattern konnte, macht Ortlieb besonders froh. "Es hätte schlicht nicht mehr den inklusiven Charme, wenn wir irgendwo in einer Randlage aufgetaucht wären."

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