Fürther Polizei kämpft gegen Cybercrime

16.1.2020, 13:05 Uhr
Fürther Polizei kämpft gegen Cybercrime

© Silas Stein/dpa

Alles beginnt mit einem Anruf. Der Mann am anderen Ende der Leitung stellt sich als Microsoft-Mitarbeiter vor. Es gebe ein Sicherheitsproblem mit der Windows-Lizenz. Nach stundenlangen Telefonaten weicht eine etwaige Anfangsskepsis Vertrauen. Der Mann von Microsoft müsse sich auf den PC schalten, um die Schwierigkeiten zu beheben. Gutgläubig klicken die Opfer auf den dafür gesendeten Link. Der Betrüger ist im System, nun kann er in aller Ruhe sämtliche Daten ausspähen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Geld vom Konto abgebucht wird.

Hier beginnt die Arbeit von Petar Predovic und seinem Team. Der Erste Kriminalhauptkommissar leitet seit einem Dreivierteljahr das Kommissariat 11, Cybercrime, bei der Fürther Kripo. Ins Leben gerufen wurde es 2017, seitdem wachsen Aufgabengebiete und die Zahl der Mitarbeiter stetig.

Um die zehn Kollegen befassen sich inzwischen ausschließlich mit Straftaten im Internet, so Predovic. Dazu zählen zwei studierte Informatiker, die eine einjährige Einweisung zu Polizeibeamten hinter sich haben. Achim Beyer ist seit November 2018 einer der beiden. Das Arbeitsgerät der IT-Kriminalisten ist der Computer, ihre Aufgaben: auswerten, recherchieren, analysieren und andere Kommissariate unterstützen. Wie viele Mitarbeiter das K 11 genau zählt, will Predovic nicht sagen. Genauso wenig möchte er über die Aufklärungsquote und über die Zahl der Cybercrime-Verbrechen im vergangenen Jahr sprechen.

"Die Masse erschlägt uns teilweise"

Doch seine Angaben ergeben dennoch ein klares Bild. "Es wird immer mehr. Die Masse erschlägt uns teilweise." Sein Kollege Beyer ergänzt: "Die Täter lassen sich immer was Neues einfallen. Sie machen heute Sachen, die sich vor drei Jahren noch niemand getraut hat." Je moderner die Technologie, desto ausgetüftelter sind die Betrugsmaschen. Predovic schickt seine Mitarbeiter auf Schulungen, damit sie möglichst auf dem neuesten Stand sind. Denn die Betrüger sind schnell, passen die Schadsoftware ständig an.

Fürther Polizei kämpft gegen Cybercrime

© Hans-Joachim Winckler

Die Verbrechen sind vielgestaltig. In der Vergangenheit hatten die Fürther Ermittler öfter mit sogenannten "Warenagenten" zu tun. Die Methode: Betrüger schalten Jobangebote in den Kleinanzeigen von Ebay. 3000 Euro brutto winken dafür, dass Pakete ins Ausland verschickt werden.

Klingt nach schnellem Geld, die Sendungen enthalten allerdings Hehlerware. Wenn Arbeitssuchende die vermeintlichen Jobvermittler kontaktieren, bekommen sie per Post einen Arbeitsvertrag und senden beispielsweise eine Kopie ihres Personalausweises zurück. Die "gutgläubigen Täter", wie Predovic sie nennt, machen sich mit dem Versenden der Pakete der Geldwäsche schuldig. "Man kann ihnen nur bedingt einen Vorwurf machen." Aber weil Unwissenheit vor Strafe nicht schützt, werden sie angezeigt.

Diebstahl von Identitäten

Noch wichtiger als das Versenden der Hehlerware ist der Besitz der Opferdaten. Denn diese sind bares Geld wert, sie werden in Foren im "Darknet" gehandelt. Noch Jahre später können damit Konten eröffnet oder Identitäten geklaut werden. "Es steckt viel Geld dahinter, auf Täterseite besteht also eine hohe Motivation", sagt Wolfgang Prehl, Sprecher der Polizei Mittelfranken.

Vor der Internetkriminalität kam der klassische Betrug. Weil die Maschen im Netz inzwischen so überzeugend sind und immer glaubwürdiger werden, kann grundsätzlich jeder zum Cybercrime-Opfer werden. Das Alter oder der Bildungsstand spielen dabei überhaupt keine Rolle, betont Predovic. "Selbst IT-Experten sind davor nicht gefeit", sagt er (siehe dazu auch Artikel unten).

Manchmal gelingt es den Cybercops, die IP-Adresse der Kriminellen herauszufinden. Die Betonung liegt auf "manchmal", denn jeder könne seine Identität verbergen, so Beyer. "Es gibt Dienstleister, die bieten so etwas an."

Besonders schwierig ist es für die IT-Kriminalisten, Fake-Shops das Handwerk zu legen. Nutzer bestellen dort zum Beispiel ein elektronisches Gerät für 300 Euro, geschickt wird am Ende überhaupt nichts. Chinesische Fake-Shops machen sich auch gerne einen Spaß daraus, statt eines Elektroartikels einen Schal von schlechtester Qualität im Wert von fünf Euro zu senden. "Die Ermittlungen führen nach China, damit sind sie beendet", sagt Predovic. Solche Geschichten führen fast immer zum Geldverlust.

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