Fürther Schau würdigt mutige Awo-Gründerin

16.3.2019, 21:00 Uhr
Marie Juchacz (links) mit ihrer Schwester Elisabeth Kirschmann-Roehl.

© AdsD/Friedrich-Ebert-Stiftung Marie Juchacz (links) mit ihrer Schwester Elisabeth Kirschmann-Roehl.

"Marie Juchacz war der Überzeugung, dass für die Menschen Bildung und Arbeit ebenso wichtig sind wie die Soforthilfe", sagte Karin Hirschbeck, Kreisvorsitzende der Awo in Fürth bei der Vernissage. "Deshalb hat sie neben Suppenküchen auch Nähstuben und Heimarbeitsplätze eingeführt." Die Möglichkeit, für ihr Auskommen zu arbeiten und nicht auf Almosen angewiesen zu sein, sollte den Menschen direkt nach dem Ersten Weltkrieg ein Stück weit ihre Würde zurückgeben.

In diesem Geiste brachte Juchacz im Jahr 1919 den Antrag in der SPD ein, die Arbeiterwohlfahrt zu gründen. Mit Erfolg: Am 13. Dezember 1919 entstand der Bundesverband der Awo. Die Fürtherinnen und Fürther mussten allerdings noch vier Jahre – bis zum 12. Januar 1923 – auf ihre eigene Ortsgruppe warten.

1879 als Tochter eines Bauunternehmers in Landsberg an der Warthe geboren, finanzierte sich Marie Juchacz – geborene Gohlke – als Fabrikarbeiterin und Krankenwärterin ihre Ausbildung zur Schneiderin. Ihre Ehe hielt nicht lange, 1906 ließ sie sich – für damalige Zeiten alles andere als üblich – scheiden und zog mit ihren beiden Kindern nach Berlin, wo sie 1908 in die SPD eintrat.

Rasante Entwicklung

Als eine von 37 Frauen war Juchacz Mitglied in der Nationalversammlung der Weimarer Republik – und die erste Parlamentarierin, die in der Nationalversammlung sprach. "Emanzipation und Frauenrechte waren für Marie Juchacz zwar ein wichtiges Thema, ihr Herz schlug aber für die Sozialpolitik", so Hirschbeck. Wie wichtig die Arbeit der Awo damals schon war, zeigt sich an der Entwicklung des Wohlfahrtsverbands: Bis 1932 wuchs die Zahl der ehrenamtlichen Mitglieder auf knapp 135 000, 2600 Ortsausschüsse und 1414 Beratungsstellen wurden gegründet.

Das alles fand mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten ein abruptes Ende: Die Awo löste sich auf, um nicht von der NSDAP übernommen zu werden. Marie Juchacz floh von Berlin über das Saargebiet, das Elsass, Paris und Marseille nach New York.

Als die Arbeiterwohlfahrt 1946 in Deutschland neu gegründet wurde, hielt es Marie Juchacz allerdings nicht mehr lange in den USA: 1949 kehrte sie zurück und wurde zur Ehrenvorsitzenden ernannt. "Mit dieser Wanderausstellung wollen wir unsere Gründerin feiern und den Menschen diese bedeutende Frau näher bringen", so Karin Hirschbeck.

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