Gewerbeflächen: Zirndorf, Oberasbach und Stein haben es schwer

8.11.2016, 13:00 Uhr
Gewerbeflächen: Zirndorf, Oberasbach und Stein haben es schwer

© Foto: Scherer

Walter Gieler hat den Landkreis im Blick. Als Wirtschaftsförderer im Landratsamt weiß er: Es ist nicht die Zeit der großen Würfe. Das heißt, die Kommunen flicken in der Regel an bestehende Gewerbegebiete etwas an, mal 2 Hektar hier, mal 3 Hektar dort. Manchmal sind es die Wünsche von Betrieben vor Ort, die sich vergrößern möchten, die die Kommunalpolitik handeln lassen, wie etwa in Veitsbronn oder Puschendorf. Aber es gibt auch Anfragen von außerhalb, sowohl aus dem Großraum wie deutschlandweit. Von vier bis fünf im Monat spricht Walter Gieler.

Gesuche ansiedlungswilliger Firmen erreichen auch das Rathaus in Cadolzburg in regelmäßigen Abständen. Doch Bürgermeister Bernd Obst kann nur wenig anbieten. „Bei den guten Flächen sind wir am Ende“, sagt er mit Blick auf die Gewerbegebiete „Am Farrnbach“, „Schwadermühle“ oder das Areal im Cadolzburger Norden. Vor fünf Jahren hatte die Gemeinde hier östlich des Kreisels mit dem Umzug von Edeka und Lidl sowie der Neuansiedlung von vier weiteren Geschäften den letzten größeren Schritt getan. Jetzt geht es um kleinere Dinge, etwa einen Friseur, der seinen Betrieb auf eine der zwei noch freien Flächen westlich der Norma-Filiale verlagern will.

Ein Grundstück mit rund 2500 Quadratmetern wäre dort ebenfalls noch zu haben. Laut Walter Gieler eine gesuchte Größe: Freie Areale zwischen 1000 und 3000 Quadratmetern sind beliebt, aber auch Hallen von 500 bis 1000 Quadratmetern, etwa für Lagerzwecke oder kleinere Produktionsstätten. Doch nicht immer wollen oder können die Kommunen jeden Interessenten zum Zug kommen lassen. Deutlich machte dies jüngst eine Diskussion im Cadolzburger Gemeinderat, bei der es um eine Änderung des Bebauungsplans ging. Dem Ansinnen, ein Fitness-Studio mit heilkundlicher Praxis westlich von Norma anzusiedeln erteilte das Gremium mehrheitlich eine Absage.

Ein Fitnessstudio, sagt der Bürgermeister, wäre absolut erwünscht, Apotheken, Ärzte bzw. Heilberufe ganz allgemein jedoch nicht. Dies sei mit Blick auf die Entwicklung im Innenort schädlich. Das Ärztehaus im Zentrum gebe es sicher nicht, hätten man am Ortsrand solche Angebote zugelassen, sagt Obst. Derartige Einschränkungen, wie sie der Bebauungsplan vorsieht, gab es bereits auf der anderen Seite des Kreisels auf dem Lidl-Areal und auch im Gewerbegebiet Schwadermühle. Von einer engen Abstimmung mit der Regierung von Mittelfranken spricht der Bürgermeister, schließlich laufe man ansonsten sogar Gefahr, Mittel an die Städtebauförderung zurückzahlen zu müssen.

Discounter ohne Chance

Diese Problematik sei in Veitsbronn nicht gegeben gewesen, sagt Bürgermeister Marco Kistner. Aber auch für das neue 5,4 Hektar große Gewerbegebiet östlich der Seukendorfer Straße hat der Gemeinderat Einschränkungen gemacht und zwar mit einem parallel zur Aufstellung des Bebauungsplans in Auftrag gegebenen Einzelhandelskonzept. „Zentrumsrelevante Sortimente“, also beispielsweise Discounter, haben keine Chance. Aber auch Gewerbe, „die Schutthalden oder Erdhaufen produzieren“, wie Kistner sagt, sind an der exponierten Stelle — dem Ortseingang von Siegelsdorf — nicht erwünscht. Einen wichtigen Anstoß zur Entwicklung der Flächen hatte ein ortsansässiges Unternehmen gegeben, das hier seine bisher auf mehrere Standorte verteilten Tätigkeiten bündeln will und dafür zwei Hektar belegt. „Langwierige Gespräche“ habe es aufgrund der Vielzahl der Grundstückseigentümer gegeben, sagt Kistner. Weitere Flächen werde man vorerst nicht für Gewerbe ausweisen, im Gemeinderat sei man trotz der herrschenden „hohen Nachfrage“ der Ansicht, jetzt nicht alles „zu verballern“.

Wilhermsdorf möchte am westlichen Ortsrand Richtung Markt Erlbach 5 Hektar für die Ansiedlung von Betrieben bereit stellen. Nach der ersten Auslegung des Bebauungsplans werden deren Ergebnisse gesichtet. Man wolle neue Arbeitsplätze in Wilhermsdorf schaffen und bestehende erhalten, sagt Bürgermeister Uwe Emmert. Wilhermsdorf weise zudem im Vergleich zu Gemeinden gleicher Größe „ein extrem unterdurchschnittliches Gewerbesteueraufkommen auf“. So nimmt das benachbarte Markt Erlbach seinen Angaben zufolge jährlich bis zu 700 000 Euro mehr ein. Bisher habe Wilhermsdorf aber keine Flächen in petto gehabt. Geht alles glatt über die Bühne, dann hofft er Ende 2017 mit dem Angebot auf dem Markt sein zu können.

Überlastete Straßen

Schwierig stellt sich die Situation in den großen Städten dar. In Oberasbach wird der Mangel an Flächen im Stadtrat seit Jahren beklagt. In Zirndorf sieht es nicht viel besser aus. Die Kommune will ausweisen, aber in einem kleineren Maßstab. Von 5 Hektar könne er nur träumen, sagt Bürgermeister Thomas Zwingel. Die Situation sei schwierig, die Bereitschaft, Grund zu verkaufen, derzeit nicht groß ausgeprägt. Die Landkreisstädte am Ballungsraum haben aus seiner Sicht noch ein anderes Problem: wenige leistungsstarke Straßen. B 14 oder Rothenburger Straße ächzen schon jetzt unter der Last. Ein Plus hätte Zirndorf jedoch, meint Zwingel – den im Vergleich verhältnismäßig geringen Gewerbesteuer-Hebesatz.

„Es gibt nix“, so bringt Bürgermeister Kurt Krömer die Lage in Stein auf den Punkt. Vor einem Jahr hat die Stadt das Gewerbegebiet am Föhrenweg Richtung Unterasbach ausgewiesen. Auf dem privat vermarkteten, 2,5 Hektar großen Areal sind laut Krömer noch zwei bis drei Grundstücke frei. Zwar sieht der Flächennutzungsplan südlich der B 14 vom Kreisel Richtung Ansbach Gewerbe vor, doch die Kommune hat keine Flächen. Vor Jahrzehnte habe die Stadt da „eine falsche Politik betrieben“, sagt der Bürgermeister. „Das rächt sich jetzt.“

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