Großmutters Kuchen gepaart mit Berliner Charme

9.1.2013, 22:00 Uhr
Großmutters Kuchen gepaart mit Berliner Charme

© Hans Winckler

In dem kleinen Lädchen direkt hinterm Bahnhof bekommt das Wort „selbstgemacht“ eine ganz neue Bedeutung. Denn nicht nur die Kuchen, Toasties und Bagels bereitet Inhaberin Anette Daum täglich frisch zu. Auch das Interieur der „Kaffeepause“ ist echte Handarbeit: Die gemütliche Bank im Schaufenster sowie die Verkaufstheke hat sie selbst gebaut, die Vorhänge und Kissen an der heimischen Nähmaschine hergestellt. Und das Bücherregal an der Wand ist aus einer alten Schmiedetür entstanden – sogar Schloss und Schlüssel hängen noch daran.

Kein Wunder, dass sich die Gäste des Cafés, das seit knapp einem halben Jahr besteht, an den Prenzlauer Berg in Berlin erinnert fühlen. Ungezwungen, charmant und schlicht, aber vor allem gemütlich kommt das Lädchen mit 20 Sitzplätzen daher.

Als Treffpunkt für alle Südstädter versteht Anette Daum ihre Kaffeepause. Eine Art Wohnzimmer will sie bieten; auf eine Ausschanklizenz für Alkohol hat sie deshalb bewusst verzichtet. „Hier sollen Schüler genauso zum Plaudern und Kaffeetrinken herkommen wie die alleinstehende Frau oder ältere Menschen“, sagt die gebürtige Coburgerin, die inzwischen mit Leib und Seele in der Südstadt zu Hause ist.

Was nach einem lang gehegten Wunsch der 45-Jährigen klingt, ist dabei eher ein Zufallsprodukt: Vor eineinhalb Jahren entdeckte sie die Brache an der Ludwigstraße/Ecke Lessingstraße. Über 30 Jahre hatten die Räume leergestanden, dienten als Lager für Farben und Lacke. Doch von dem klassischen Eckladen mit den großen Schaufenstern war Daum sofort so begeistert, dass sie beschloss, ein Café darin zu eröffnen. „Am Anfang haben mich viele für verrückt erklärt“, erzählt die Inhaberin, die im Hotelfach gelernt hat, lachend. „Aber mit viel Zeit, Mühe und Geduld habe ich mir meinen Traum verwirklicht.“

Dafür ist sie nun mindestens zwölf Stunden täglich im Einsatz: Morgens gibt sie den Arbeitern einen Kaffee mit auf den Weg (Getränke to go ab 1,25 Euro) oder serviert Frühstück (ab 3,90 Euro). Mittags stillt sie den Hunger der Gäste mit Toasties, belegten Bagels und einem täglich wechselnden warmen Mittagsgericht (etwa 4 bis 6 Euro). Und nachmittags lädt sie zum Kaffeeklatsch: Zwischen 14 und 16 Uhr gibt es eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen zum Preis von 3,50 Euro.

Dabei kommen Torten und Gebäck fast direkt aus Großmutters Zeiten: „Wenn meine Oma früher gebacken hat, stand ich mit großen, staunenden Augen daneben“, erzählt Anette Daum. „Daran habe ich mich zurückerinnert – und sogar noch ein paar ihrer alten Kochbücher gefunden.“ Diese sind rege in Gebrauch. Denn eines soll die Kaffeepause nicht sein: ein austauschbarer Schnellbäcker, bei dem alles Massenware ist.

Deshalb arbeitet die Besitzerin weiterhin am ganz eigenen Charakter ihres Lädchens: Demnächst sollen selbstgemachte Kräutertees auf die Karte kommen. Und bald will Daum eigene Handarbeitssachen wie kleine Täschchen oder Naschsäckchen verkaufen – inklusive selbstgemachter Pralinés.

Mehr Informationen über die Kaffeepause in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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