„Ich kann und will nicht aufhören“

24.7.2012, 13:00 Uhr
„Ich kann und will nicht aufhören“

© Pfrogner

Das 20-jährige Jubiläum der Aktion ist ein guter Zeitpunkt, Rückschau zu halten. Wie viele Kinder haben sich in dieser Zeit auf Ihre Einladung hin erholt?

Karin Schaepe: Es waren über eintausend Kinder im Alter zwischen acht und 16 Jahren. Sie alle waren vier Wochen lang bei uns. Dieser Zeitraum, das wurde auch ärztlicherseits bestätigt, ist optimal für die Kinder, um sich zu erholen. Wie nötig sie Erholung haben, das sieht man ihnen an, wenn sie kommen. Wir haben heuer wieder 106 Jungen und Mädchen begrüßt, die bei über 80 Gastfamilien untergebracht sind.

Schildern Sie doch einmal, wie sich die Aktion über die zwei Jahrzehnte hinweg entwickelt hat.

Schaepe: Im ersten Jahr waren es acht Gastfamilien aus Stein, die neun Kinder aufgenommen haben. Diese Zahl stieg von da an. In diesem Jahr hatten wir nicht zum ersten Mal mehr Anfragen von neuen Gasteltern als wir aufnehmen konnten. Wir wollen und müssen die Zahl der Kinder allerdings immer auf circa einhundert beschränken, da wir sonst nicht mit zwei Bussen auskommen. Schließlich gehören auch Ausflüge zum Aufenthalt dazu, für den jedes Jahr rund 15000 Euro an Spendengeldern aufgebracht werden müssen.

Wer entscheidet, welche Kinder Erholung brauchen und mitfahren?

Schaepe: Wir haben sechs Lehrerinnen und Pädagoginnen, die zum Teil schon mehrfach bei uns waren. Es besteht ein sehr gutes Vertrauensverhältnis zu diesen Dolmetscherinnen. Sie suchen an ihrer Schule die Kinder aus, die es nötig haben und aus sozialschwachen Familien kommen, die eine vergleichbare Erholung nicht finanzieren könnten.

Wie haben Sie es geschafft, so viele Menschen zu bewegen, die Aktion zu unterstützen?

Schaepe: Ich denke, das hat mehrere Gründe: Wir betreiben eine gute Öffentlichkeitsarbeit über Presse, Funk und Fernsehen, haben organisatorische Routine und bieten eine Kontinuität, mit der die Familien der Kinder und die Gasteltern planen können. Viele informieren sich über unseren Internetauftritt unter der Adresse www.pg-hilfe-fuer-tschernobylkinder.org – und sie sind sehr davon angetan, dass wir die Kinder auf privater, vertrauensvoller Basis auswählen, und das nicht Ämtern und Behörden überlassen. Außerdem haben wir wunderbare Partner und Sponsoren, die den Kindern vieles ermöglichen, was wir ihnen sonst nicht bieten könnten.

Wer zählt denn zu Ihren langjährigen Unterstützern?

Schaepe: Die Kinder können schon seit Jahren das Palm Beach kostenlos besuchen. Sie werden vom Steiner Bürgermeister begrüßt und zum Pizzaessen eingeladen. Die Toys Company steuert Spielsachen für die Kinder bei. Ein Ausflug in den Nürnberger Tiergarten steht heuer auch wieder auf dem Programm. Die Stadtwerke Stein, die dieses Jahr die Fahrtkosten für einen Bus ins Legoland übernehmen, und die Sparkasse Stein unterstützen uns regelmäßig. Der Besuch bei einem „echten Grafen“ — bei Anton Graf von Faber Castell — beeindruckt die Kinder immer enorm. Jedes Jahr steht auch eine Einladung in den Playmobil Funpark auf dem Programm. Nicht zu vergessen die privaten Spenden, ohne die alles nicht möglich wäre.

Gibt es denn eine große Geburtstagsparty zum 20-jährigen Bestehen der Initiative?

Schaepe: Die Erlanger Firma defacto software richtet für uns wie schon mehrfach ein Sommerfest aus, an dessen Gelingen sich die Mitarbeiter und Unternehmenschef Andreas Landgraf so engagiert einbringen, dass wir uns schon jetzt alle auf das Fest freuen. Es ist zugleich ein Dankeschön an alle Helfer und Unterstützer, ohne die unser Aktion nicht möglich wäre.

Frau Schaepe, können alle darauf bauen, dass Sie die nächsten 20 Jahre die treibende Kraft der Initiative bleiben?

Schaepe: Wenn ich eine Sache gut finde, dann kann und will ich damit nicht aufhören. Ich bin jetzt 57 Jahre alt und werde weitermachen, solange ich den Kindern aus Tschernobyl helfen kann. Ich war übrigens noch nie dort, weil bisher immer etwas dazwischen kam. Doch auch das werde ich noch innerhalb der nächsten 20 Jahre schaffen.

Wer die Aktion unterstützen möchte, der kann das über das Spendenkonto Paul-Gerhardt-Kirche/Tschernobylhilfe, Konto 100709301, bei der VR Bank Nürnberg, BLZ 760 606 18, tun.

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