Kochende Wut am Bahnsteig Veitsbronn

19.9.2017, 13:00 Uhr
Kochende Wut am Bahnsteig Veitsbronn

© Foto: Wraneschitz

Schmidt hatte als Landwirtschaftsminister den Kabinettskollegen aus dem oberbayerischen Peißenberg in seinen Wahlkreis eingeladen. Er wollte ihm die Sorgen vorstellen, die eine Randgemeinde der mittelfränkischen Städteachse bei der Infrastruktur plagen. Zwei Probleme empfingen den mit der Regionalbahn aus Emskirchen angereisten Dobrindt gleich am Bahnsteig. Obwohl die Gemeinde mehr Fläche bereitstellen würde, ziert sich die Bahn bislang bei der Erweiterung der P + R-Stellplätze. Dabei sind die fast täglich überbelegt. Zudem musste der Minister durch den düsteren Unterführungstunnel von Bahnsteig 2/3 zu Gleis 1 – fehlende Barrierefreiheit gleich inklusive.

In beiden Fällen hofft 1. Bürgermeister Kistner auf die Mithilfe des Ministers. Und der versprach denn auch gleich, ein Treffen in Veitsbronn zu arrangieren, bei dem alle Verantwortlichen mit am Tisch sitzen. Landrat Matthias Dießl beklagte in diesem Zusammenhang die unklaren Zuständigkeiten im Bahnkonzern.

Das gilt auch für die Telekom. Zwar gibt es laut Dobrindt das Digitale-Netz-Gesetz. Das besagt: Bei Neubauten von Wohn- und Gewerbegebieten darf nur noch Glasfaser-, aber kein Kupferkabel mehr verlegt werden. Trotzdem dauert es oft Monate, bis das Glasfaserkabel zugesagt wird, merkt Kistner an.

"Alexander Dobrindt hat ein unbegrenztes Zuständigkeitsportfolio", klärte Christian Schmidt auf. Dazu gehören die Autobahnen genauso wie Bundesstraßen. Schmidt: "Die vielen Baustellen sind das beste Signal, dass der Infrastrukturhaushalt auf die Straße kommt. Große Bedeutung für uns hat der dreispurige Ausbau der B 8 von Langenzenn Richtung Emskirchen". Und natürlich sei sein Kollege allgemein für die Frage zuständig: "Wie schaffen wir es, auch Gebiete zwischen Städten und Land mit allen Netzstrukturen von Straßen über Schienen und digital gut zu erschließen? Digitale Infrastruktur ist entscheidend für das Wohl oder Wehe der Wirtschaft", sagte Schmidt.

Gerade das "Digitale" steht bei den drei Unternehmern im Vordergrund, die beim Ministerbesuch ihre Kompetenzen präsentierten und Wünsche äußerten. Markus Neubauer von Silbury aus Fürth wünschte sich baldmöglichst ein Digitalministerium. Dobrindt kündigte einen Digital-Koordinator im Kanzleramt an, der nach der Wahl kommen solle.

Martin Hofmann, dessen IT-Unternehmensberatung gespeicherte Firmendaten auf Cloud-Server bringt, drückte seine Sorgen um Datenschutz oder Sicherheit von kritischen Infrastrukturen aus. Minister Dobrindts Hoffnung hier: "Die Guten müssen immer schneller sein als die Bösen" der Datennetze.

Ralf Scheid aus Zirndorf, der zuletzt mit dem virtuellen Hohenzollernradweg von Ansbach nach Nürnberg von sich reden machte, fände es schön, wenn die Start-up-Firmen nicht so viele Hürden hätten bei der Unternehmensförderung. Glaubt man dem Minister, ist die Chance, an Wagniskapital zu kommen, hier kaum schlechter als im hochgelobten Silicon Valley in den USA.

Analoges trugen zwei CSU-Landtagsabgeordnete an den Verkehrsminister heran. Hans Herold aus Ipsheim wünschte sich neben der Elektrifizierung der Zenngrundbahn bis Markt Erlbach Barrierefreiheit für die Bahnhöfe. Seine Fürther Kollegin Petra Guttenberger klagte darüber, dass sich die Bahn weigere, den Zirndorfer Bahnhof barrierefrei zu gestalten. Fast schien es, als würde Alexander Dobrindt kochen, als er antwortete: "Ja, barrierefreie Bahnhöfe gehören ganz oben auf die Agenda. Aber das Bayernpaket für den Umbau wurde vom Freistaat aufgelegt. Das seid ihr, nicht ich." Damit gab er den Schwarzen Peter an Guttenberger zurück.

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