Können Heizpilze die Fürther Gastronomen retten?

13.10.2020, 06:00 Uhr
Können Heizpilze die Fürther Gastronomen  retten?

© Rainer Droese/imago-images

Die Kärwazeit markiert traditionell den Wechsel von noch einigermaßen milden Temperaturen hin zu kühlerem Herbstwetter. Spaziert man in den Tagen nach der Eröffnung durch die Budenstadt, reicht meist noch eine leichte Jacke; dem Abschlussfeuerwerk dagegen sieht man meist schon in deutlich dickeren Textilien zu. An diesen in aller Regel zuverlässigen Wetter-Eckpunkten kann man sich auch in diesem Jahr orientieren – selbst wenn die Kärwa coronabedingt zum Herbstvergnügen geschrumpft ist.

Die Tage also dürften gezählt sein, an denen man sich vor die Kneipe setzt, gemütlich seinen Kaffee genießt oder gar draußen isst. In Zeiten der Pandemie und jüngst wieder steigender Infektionszahlen allerdings macht viele der Gedanke an den Wechsel in geschlossene Räume mit Menschenansammlungen skeptisch – zumal nun immer öfter vor einem damit verbundenen erhöhten Ansteckungsrisiko gewarnt wird.

Die ohnehin schwer gebeutelten Gastronomen fürchten deshalb erneut das Ausbleiben der Kundschaft. Ein Ausweg könnten Heizpilze im Freien sein, die wegen ihres immensen Strom- oder Gasverbrauchs eigentlich längst in Verruf geraten und vielerorts verboten waren.

Die schiere Not

Doch die schiere Not macht das Umdenken möglich. In Fürth hat sich die Stadtspitze –wie in vielen anderen Kommunen, darunter Nürnberg und München – zu einer Ausnahmeregelung durchgerungen, die sogar von den Grünen befürwortetet wird. Man wolle damit die Gastronomie in ihrer schwierigen Situation unterstützen und gleichzeitig das Ansteckungsrisiko senken, sagte Bürgermeister Markus Braun kürzlich im Umweltausschuss, als die Sprache auf die Heizpilze kam.

Auch die Wirte treibt das Thema um, im Tiefbauamt sind in den vergangenen Tagen etliche Schreiben und Anfragen dazu eingegangen. "Da kommen sicher noch mehr", glaubt Wolfgang Klein, der bei der Behörde für Sondernutzungen, wie etwa die Außenbestuhlung von Gaststätten, zuständig ist.

Er berät die Wirte bei Bedarf auch hinsichtlich der verschiedenen Heizpilz-Modelle, zeigt deren Vor- und Nachteile auf. Er weist etwa darauf hin, dass Kabel für die elektrische Variante nicht zur Stolperfalle werden dürfen und erklärt, dass Pavillons aus Sicherheitsgründen nicht gestattet sind.

Anschaffung mit Bauchgrimmen

Dinge, die derzeit auch Menschen wie Christian Ilg ins Grübeln bringen. Der Babylon-Chef und Betreiber des Cafés Milchhäusle in der Adenaueranlage denkt über die Anschaffung von Heizpilzen nach – wenn auch mit etwas Bauchgrimmen wegen der "großen Umweltsauerei", die die Strahler verursachen, wie er sehr wohl weiß.

Trotzdem möchte Ilg ein paar Tische damit bestücken. Sein Plan sieht nämlich vor, das Häuschen in der Adenaueranlage nicht wie sonst im Spätherbst zu schließen, sondern den Winter über zu betreiben. Auch für die Bestuhlung am Babylon-Kino in der Engelhardtstraße erwägt er den Einsatz der Heizpilze. Der Biergarten über dem Rodelhang im Stadtpark dagegen bleibt geschlossen.

Decken liegen bereit

Dank der Open-Air-Heizung und eines angepassten Konzepts hofft Ilg, mehr Menschen nach draußen locken zu können. Am Milchhäusle kann man sich zudem mit Punsch und Glühwein wärmen, mit Heißgetränken und Suppe. Bereits jetzt liegen auf den Stühlen Decken bereit, in die man sich hüllen kann. Weitere Exemplare seien bestellt.

Das ist auch für Behördenvertreter Wolfgang Klein eine willkommene Alternative. Er würde es am liebsten sehen, wenn in der kalten Jahreszeit ein Plaid zum modischen Accessoire würde, das jeder bei sich trägt. In die eigene Decke gemümmelt, das sei die beste Variante, um den Winter vor Kneipen unbeschadet zu überstehen – umweltfreundlich und möglichst virenfrei.

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