Messer im Umschlag: Fürther SPD-Politiker erhält erneut Morddrohung

15.4.2020, 16:05 Uhr
Messer im Umschlag: Fürther SPD-Politiker erhält erneut Morddrohung

© Abgeordnetenbüro Carsten Träger

Der neue Brief war an das Abgeordnetenbüro des Fürther SPD-Politikers adressiert. Es ist bereits die zweite Drohung dieser Art binnen weniger Monate: Schon um Silvester herum sorgte eine Morddrohung für Entsetzen bei Träger. Damals hatten die Absender eine Patronenhülse beigelegt, nun war ein Messer mit im Umschlag, wie Trägers Büro am Mittwoch in einer Pressemitteilung öffentlich machte.

Als Absender werden demnach erneut die "revolutionären Aktionszellen" (RAZ) und "Militante Zelle" (MIEZE) genannt, also mutmaßlich linke Gruppierungen. Offenbar ging das Schreiben nicht nur an Träger, angesprochen werden jedenfalls mehrere Adressaten. Ihnen wird "schädliches Tun" vorgeworfen, das die Verfasser "nach wie vor im Auge" hätten, heißt es in der Pressemitteilung. Die Rede ist von einer letzten Warnung. Wenn die Angesprochenen nicht handelten, bleibe es nicht bei "bei Briefen, Geschenken und wie heute, Bildern".

Träger untermauert seine Haltung zu Schreiben wie diesen: „Dieser zweite Drohbrief ist eine erneute Grenzüberschreitung“, sagt er. Auf FN-Nachfrage betont er zudem, dass er sich nicht in seiner Arbeit beeinflussen lasse.

"Menschen hätten sich verletzen können"

Am Dienstag übergab er den Brief der Polizei, der Staatsschutz ermittelt bereits seit dem ersten Schreiben. „Morddrohungen sind kein Spaß: Ich nehme das sehr ernst. Wenn man ein Messer mit in den Umschlag packt, nimmt man in Kauf, dass sich Leute verletzten.“

Mitte März hatte die Polizei eine 55-jährige Sympathisantin der rechten Szene aus dem Kreis Nürnberger Land verhaftet. Sie soll Drohschreiben mit Patronenhülsen an Kommunalpolitiker, eine soziale Einrichtung und die Röthenbacher Moschee geschickt haben und ist wieder auf freiem Fuß.

Laut Michael Konrad, Sprecher der Polizei in Mittelfranken, wurde ein Bezug der Taten zum Schreiben an Träger überprüft, doch man habe „keinerlei Zusammenhänge erkennen können“. Der Brief reihe sich nach ersten Erkenntnissen in die Drohserie zum Jahreswechsel ein, von der auch die FDP-Politikerin Judith Skudelny betroffen war. Konrad rät „aus kriminaltaktischer Sicht“ davon ab, die Schreiben ins Netz zu stellen, wie es Träger getan hat. Denn dadurch könnten Trittbrettfahrer auf den Plan gerufen werden.

Im Januar, als der erste Drohbrief mit der Patrone einging, hatte Träger deutlich gemacht, dass sein Team und er regelmäßig Beleidigungen - meist aus dem rechten politischen Lager - erhalten, sich fast schon daran gewöhnt hätten. Aber: "Es hat noch einmal eine andere Qualität, wenn so unverhohlen eine Morddrohung ausgesprochen wird."


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