Möbel-Höffner-Neubau: Angst vor dem Verkehrsinfarkt

15.12.2013, 15:12 Uhr
Die Autobahnausfahrt wird am kommenden Mittwoch eröffnet.

© NZ Die Autobahnausfahrt wird am kommenden Mittwoch eröffnet.

Sie interessieren sich nämlich für den anrollenden Verkehr: Wird dieser in ihren Ortschaften zunehmen? Immerhin passen auf den Parkplatz des Möbelhauses 1000 Fahrzeuge.

Ein Bürger, der sich sorgt, ist Hermann Roth, Vorsitzender des Vorstadtvereins Alt-Gründlach. Von seinem Büro in Großgründlach kann er direkt auf die Hauptstraße blicken. Lkw und Pkw brausen schon jetzt permanent vorbei. Tschum. Tschum. An einem Tag war es sogar so schlimm, dass Roth fünf Minuten lang nicht die Straßenseite wechseln konnte.

Der neue Möbel Höffner, der in den vergangenen Monaten gleich neben dem Gewerbegebiet Schmalau direkt an der A73 aus dem Boden gestampft wurde, ist über zwei große Straßen zu erreichen – über die Bundesstraße 4 und die bereits genannte A73, den Frankenschnellweg. Dort gibt es in jede Richtung eine Autobahnausfahrt. Bezahlt hat sie der Möbelhändler selbst. Das war eine Bedingung der Stadt Fürth, um das Projekt zu genehmigen.

„Der maßgebliche Verkehr wird über die A73 kommen“, da ist sich Fürths Baureferent Joachim Krauße sicher. Wer eine andere Straße nutzt, das Möbelhaus etwa über die Stadelner Hauptstraße ansteuert, soll mit Hilfe von Straßenschildern auf die Autobahn und die passende Autobahnausfahrt gelenkt werden – so dass er Stadeln meidet, erklärt Krauße. Das ist zumindest der Plan.

Hermann Roth hat ein anderes Szenario vor Augen. Der Zulieferverkehr wird in den kleinen Orten zunehmen, weil der Berufsverkehr die A73 verstopft. Und die Nürnberger, die im Osten und Norden wohnen, werden ohnehin nicht per Frankenschnellweg anreisen, sondern über die B4 und die Würzburger Straße. Zwei Stunden hat sich Roth einmal dort den Verkehrsfluss angeschaut und der sei „dauerhaft kein Zustand“.

Möbel-Höffner-Neubau: Angst vor dem Verkehrsinfarkt

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Thorsten Brehm, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD im Nürnberger Rathaus, prophezeit ebenfalls ein „zusätzliches Verkehrsaufkommen.“ Der Verkehr werde sich durch die Orte „schlängeln“, meint Brehm. Die Wortwahl entspricht den örtlichen Verhältnissen. Die Großgründlacher Hauptstraße ist schmal. Es gibt noch nicht einmal einen Mittelstreifen.

Bei der Steinacher Straße, die von der B4 in Richtung Höffner verläuft, müssen die Auto- und Lkwfahrer in Boxdorf öfter den Fuß vom Gas nehmen. Punktuell darf auf der einen Straßenseite geparkt werden. Wenn sich zwei Fahrzeuge an genau dieser Stelle begegnen, muss eines warten. Keine guten Voraussetzungen, um Staus zu vermeiden.

Brehm betont zudem, dass die Würzburger Straße ausbaufähig ist. „Wir müssen die Straße auf jeden Fall ertüchtigen. Zudem braucht es dort endlich einen Fuß- und Radweg.“ Auch der ADFC, der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club, hat bereits darauf hingewiesen, dass viele Radler diese Straße nutzen.

Die Würzburger Straße Richtung Möbel Höffner ist zwar zunächst gut ausgebaut: Die Straße ist breit genug; es gibt zu Beginn einen Rad- und Fußweg. Doch auf der Höhe des Industriegebiets Schmalau wird sie schmaler. Der Belag hat schon deutliche Risse und ist an den Seiten regelrecht ausgefranst. Wenn sich ein Pkw und Lkw in diesem Abschnitt begegnen, wird es eng. Zudem stehen wenige Meter, bevor ein Kreisverkehr erreicht wird, unmittelbar an der Straße hohe Bäume. Ein breiteres Fahrzeug muss auf die andere Fahrbahn ausweichen.

Dem Nürnberger Verkehrsplanungsamt sind die Hände gebunden, berichtet dessen Leiter Frank Jülich. Die Würzburger Straße verläuft zu vier Fünftel auf Fürther Gebiet. Seit Jahren sind beide Städte über die Situation im Gespräch. Konkrete Maßnahmen gibt es aber nicht. Fürth will erst einmal den Verkehrsfluss nach der Eröffnung abwarten. Man habe vorab das Menschenmögliche getan, sagt Baureferent Krauße.

Auch für die Autofahrer, die über Herboldshof zum neuen Möbelhaus fahren, wird es eng. Die Straße verläuft direkt an einigen Häuserecken entlang. Dort ist noch nicht einmal mehr Platz für einen Gehweg. Fußgänger müssen die Straße mitbenutzen. Ein Verkehrsschild warnt vor der kurvenreichen Ortsdurchfahrt und bittet die Verkehrsteilnehmer die Geschwindigkeit auf 30 km/h zu reduzieren.

Entlastung könnte eine kleine Ortsumgehung im Norden von Heroldshof bringen, über die im Fürther Rathaus nachgedacht wird. Man sei allerdings erst im „Anfangsstadium“, berichtet Krauße.

Der Fürther Baureferent und der Nürnberger SPD-Fraktionsvize Brehm sehen aber einen Lichtblick am Horizont für die besorgten Bürger der umliegenden Ortschaften. Der Verkehr, der früher das Industriegebiet Schmalau nur über die B4 ansteuern konnte, wird womöglich stärker den Frankenschnellweg nutzen.
 

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