Drei Straßen überprüft

Nach Chaosfahrt in Fürth: Behörden finden Lkw-Durchfahrtsverbot unnötig

Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

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17.3.2022, 06:00 Uhr
Der Tag nach dem Unfall: Der Lkw hatte ein paar Autos vor sich hergeschoben, zusammen mit ihnen kam er erst unten am Ende der Hardstraße zum Stehen.

© Oßwald/News5 Der Tag nach dem Unfall: Der Lkw hatte ein paar Autos vor sich hergeschoben, zusammen mit ihnen kam er erst unten am Ende der Hardstraße zum Stehen.

Nach der Chaosfahrt eines betrunkenen Lkw-Fahrers durch die Fürther Hardstraße hatte Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung rasch an den Bund appelliert: Er müsse es Städten erleichtern, große Lkw aus Wohngebieten auszusperren. Zugleich erhielt die Stadtverwaltung den Auftrag zu prüfen, ob man in Fürth bereits handeln könnte. Mit den Ergebnissen beschäftigt sich der Verkehrsausschuss an diesem Freitag, 18. März.

Aus den Unterlagen für den Ausschuss geht hervor, dass sich Straßenverkehrsamt, Polizei und Verkehrsplanungsamt drei Straßen genauer angesehen haben: die Hardstraße am Scherbsgraben, die Alte Reutstraße in Ronhof/Poppenreuth und die Industriestraße in Bislohe. In keiner der drei Straßen sehen die Behörden die Notwendigkeit, ein Lkw-Durchfahrtsverbot anzuordnen. Man habe alle drei mit einem großen Feuerwehrfahrzeug abgefahren, um zu prüfen, ob sie zu eng sind, sagt Straßenverkehrsamtschef Hans-Joachim Gleißner.

Er ist überzeugt: Der Unfall in der Hardstraße, verursacht unter Alkoholeinfluss, "hat mit der Verkehrsregelung überhaupt nichts zu tun. Das wäre in jeder x-beliebigen Straße auch so passiert."

Der 50-jährige Fahrer hatte an jenem Abend eine rote Ampel überfahren und eine erste Kollision ignoriert, wenig später rammte sein Sattelzug in der abschüssigen Hardstraße 34 geparkte Autos. Einige fingen an zu brennen, auch auf eine Hausfassade griffen die Flammen über. Ein Atemalkoholtest zeigte zwei Promille an. Beladen war der Laster mit 26 Tonnen schweren Maschinenteilen aus Stahl.

Zwar verengt sich die Hardstraße ab der Berlinstraße. Die Anordnung eines Lkw-Durchfahrtsverbots sei aus verkehrsplanerischer und -rechtlicher Sicht jedoch nicht erforderlich, heißt es in der Vorlage.

Tempo 30 auf einem längeren Abschnitt?

Vorstellen kann sich Gleißner hingegen, die Hardstraße zwischen Berlinstraße und Cadolzburger Straße zur 30er-Zone zu machen. Bisher gilt Tempo 30 nur im untersten Abschnitt ab der Lehmusstraße. Das Limit samt der damit verbundenen Rechts-vor-Links-Vorfahrtsregelung könnte die Straße als "Schleichroute" unattraktiver machen. Auch sei zu überlegen, ob man das untere Stück der Straße für Lkw ab einer bestimmten Länge sperrt, für die das Abbiegen problematisch sein könnte. Schwieriger wäre es wohl, Einbahn-Regelungen im Quartier zu verändern; das müsste in jedem Fall sorgfältig vorher untersucht werden, so Gleißner.

Die Alte Reutstraße und die Industriestraße erschließen Gewerbegebiete, wie in der Vorlage erklärt wird. In der Industriestraße müsse das Befahren durch Schwerlastverkehrsfahrzeuge sogar zwingend möglich bleiben.

Die Ergebnisse von Polizei und Behörden seien natürlich zu berücksichtigen, sagt OB Thomas Jung auf FN-Nachfrage. Er erwartet am Freitag allerdings eine "spannende" und "ergebnisoffene" Debatte. Es gebe in der Lokalpolitik schon den Wunsch, "da etwas zu verbessern". Er könne sich, so Jung, auch vorstellen, dass es in Fürth Straßen gibt, in denen ein Durchfahrtsverbot sinnvoll wäre. Sein Appell ans Verkehrsministerium bestehe jedenfalls fort - und dabei gehe es nicht nur um Fürth.

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