Corona

Nach dem Booster: Wem wird die vierte Impfung empfohlen?

23.2.2022, 15:00 Uhr
Für wen ist eine erneute Auffrischung sinnvoll? Auch in den Seniorenheimen wollen die Impfteams Bewohner und Beschäftigte individuell beraten.

© Hans-Joachim Winckler, NN Für wen ist eine erneute Auffrischung sinnvoll? Auch in den Seniorenheimen wollen die Impfteams Bewohner und Beschäftigte individuell beraten.

Bei der dritten Impfung und der Delta-Variante war die Sache einfacher, sagt Dr. Michael Hubmann, Ärztlicher Leiter des Fürther Impfzentrums. Die Auffrischung wurde jedem empfohlen, denn der Booster bedeutete für die Geimpften: eine höhere Zahl von Antikörpern und mehr Schutz.

Was bewirkt die vierte Impfung?

Omikron dagegen kann mit seinen Mutationen die Antikörper, die Genesene und Geimpfte gebildet haben, relativ gut umgehen. Jemand, der sich zum vierten Mal impfen lässt, katapultiert seine Antikörperzahl zwar erneut – für einige Zeit – nach oben und ist besser vor einem schweren Verlauf geschützt. Mit Omikron infizieren kann er sich aber trotzdem. Auch zeigen Daten aus Israel, dass der Antikörperspiegel nach einiger Zeit wieder sinkt.

Nach aktuellem Stand bedeutet das für die zweite Auffrischung: „Es profitiert nicht mehr jeder“, sagt Hubmann. Die Frage, für wen sich eine vierte Dosis empfiehlt, müsse man daher viel individueller betrachten. Das Impfzentrum will dabei helfen. In der nächsten Zeit werde die Beratung zu einem Schwerpunkt werden: „Man kann sich hier auch nur informieren."

Nicht nur die Antikörper schützen

Neben den Antikörpern spielt für den Schutz vor schweren Covid-Verläufen auch die sogenannte „zelluläre Immunität“ eine Rolle: die Fähigkeit der T-Zellen, infizierte Zellen im Körper zu erkennen und zerstören. Das geht etwa aus der neuesten Stellungnahme der Gesellschaft für Virologie hervor. Die Wissenschaft geht derzeit davon aus, dass unterschiedliche Kontakte mit dem Erreger Sars-Cov-2 zu einer breiteren Immunantwort führen. Jemand, der dreifach geimpft ist und eine Omikron-Infektion durchgemacht hat, dürfte eine höhere zelluläre Immunität haben.

Eine Omikron-Infektion allein werde hingegen nicht als Schutz vor weiteren Erkrankungen reichen, betont Hubmann. Die Frage, ob eine vierte Impfung sinnvoll ist, wird zur Einzelfallentscheidung, erklärt er. „Man muss genau abwägen, was der Wunsch ist.“

Wem empfiehlt die Stiko die vierte Impfung und wann?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt seit kurzem eine zweite Auffrischung mit einem mRNA-Vakzin für Personengruppen, bei denen der Immunschutz schneller abnimmt: für Senioren ab 70 Jahren, Bewohner in Pflegeheimen und Menschen mit Immunschwäche ab fünf Jahren – und zwar frühestens drei Monate nach dem ersten Booster. Sie rät zudem auch jenen, die in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen arbeiten, insbesondere bei direktem Patienten- bzw. Bewohnerkontakt, zur vierten Dosis, allerdings frühestens nach sechs Monaten.

Teams des Impfzentrums werden jetzt wieder in die Seniorenheime in Stadt und Landkreis gehen. Geimpft werden soll auch hier nach individueller Abwägung. Die Beschäftigen können allerdings selbst nicht untersuchen, wie hoch die Zahl der Antikörper ist. Um eine entsprechende Analyse beim Hausarzt muss man sich als Patient selbst bemühen – und sie selbst bezahlen. Die Hürden seien leider hoch, kritisiert Hubmann.

Der Ansturm auf den Booster ist vorbei

Unterdessen steckt das Impfzentrum einmal mehr in einem Wandel: Der Boom bei den Booster-Impfungen ist vorüber, an den meisten Standorten bekommt man die Impfung gegen Corona wieder ohne Termin. "Wir werden wieder mehr dezentrale Angebote und mehr Aktionen machen", sagt Sebastian Habicht von der AGNF, die das Zentrum betreibt. Man könne jetzt wieder stärker auf verschiedene Personengruppen zugehen, etwa auf Pflegebedürftige. Ab März soll auch der Impfbus seine Touren starten.

Nach dem Booster: Wem wird die vierte Impfung empfohlen?

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Eine Aktion hat man bereits am vergangenen Wochenende durchgeführt: Auf Anregung des Gemeinsamen Elternbeirats der Fürther Schulen wurden am Samstag Kinderimpfungen in der ehemaligen Tally-Weijl-Filiale angeboten – sie finden sonst montags und mittwochs statt. Damit wollte man Familien entgegenkommen, die unter der Woche wenig Zeit haben.

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