Nachlass bei der Pacht: Heikle Hilfe für die SpVgg?

13.8.2020, 21:00 Uhr
Nachlass bei der Pacht: Heikle Hilfe für die SpVgg?

© Wolfgang Zink

Dass die Stadt dem Fußball-Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth in der Corona-Krise finanziell unter die Arme greift, stößt nicht überall auf Wohlwollen. Zwar hatte der Stadtrat diese Hilfe in nicht-öffentlicher Sitzung kurz vor der Sommerpause mit "überwältigender Mehrheit" beschlossen, wie Wirtschaftsreferent Horst Müller hinterher den FN berichtete. Doch jetzt melden sich jene zu Wort, die offenbar dagegen votiert hatten: Die Vertreter der Linkspartei üben heftige Kritik.

"Es ist nicht nachvollziehbar, dass einem einzelnen Profifußballverein mehr Unterstützung zukommt als dem Einzelhandel, der Gastronomie und für Kulturschaffende zusammen", lässt die Linke per Pressemitteilung wissen. Es geht um mehrere Hunderttausend Euro.

Der Hintergrund: Derzeit pachtet die Stadt das Gelände des Sportparks Ronhof von Conny Brandstätter und gibt es über die "Sportstätten Ronhof Fürth GmbH" an die Spielvereinigung weiter. Knapp 440.000 Euro jährlich zahlt der Verein für seine Heimat, die er einst in Zeiten größter wirtschaftlicher Not verkaufen musste. Nun übernimmt die Stadt die Hälfte der Kosten – für die abgelaufene sowie die kommende Spielzeit in der zweiten Bundesliga. Insgesamt also 440.000 Euro.

Ein Schlag ins Gesicht aller

Die Linke verweist darauf, dass sich das vom Rathaus im Juni geschnürte Corona-Unterstützungspaket für die Innenstadt lediglich auf 350.000 Euro beläuft. Das sei schlicht nicht akzeptabel. "Bei der Unterstützung beispielsweise für Kulturschaffende wurde im Stadtrat um jeden Euro gerungen", heißt es in der Pressemitteilung und weiter: "Für einen einzelnen Verein im millionenschweren Profifußballgeschäft wird aber schnell fast eine halbe Million Euro locker gemacht." Das sei ein Schlag ins Gesicht aller, die wegen der Corona-Pandemie tatsächlich am wirtschaftlichen Abgrund stünden.

Die Linke sieht sich mit ihrer Haltung an der Seite der organisierten Fußballfans und verweist darauf, dass sich die Fan-Organisation "Unsere Kurve" – zu der laut Linkspartei auch die Sportfreunde Ronhof gehören – schon frühzeitig dagegen ausgesprochen habe, dass dem Profifußball öffentliche Mittel zufließen. In einer Stellungnahme aus dem März heiße es unter anderem: "Der Profifußball muss sich aus eigener Kraft helfen und auf die Inanspruchnahme staatlicher Hilfen verzichten."

Matthias Schreppel von der SpVgg-Fangruppe Sportfreunde Ronhof will das auf FN-Anfrage jedoch so pauschal nicht stehen lassen. Richtig sei es, große Vereine wie etwa Schalke nicht zu unterstützen, die über ihre Verhältnisse lebten und sich durch verfehlte Transferpolitik in Nöte bringen. Bei kleinen Klubs wie Aue, Sandhausen oder dem Kleeblatt, die solide wirtschafteten, sehe er das anders. Schreppel: "Ich war positiv davon überrascht, dass die Stadt der Spielvereinigung hilft."

Weitere Hilfen für die Innenstadt?

Wirtschaftsreferent Horst Müller signalisiert nach der Schelte der Linkspartei nur in einem Punkt Entgegenkommen: Die Innenstadt, sagt er, dürfe auf weitere Hilfe hoffen. Die Unterstützung des örtlichen Profivereins verteidigt er hingegen vehement, schließlich sei die Spielvereinigung der "wichtigste und bedeutendste Imageträger der Stadt". Dieser kleine Verein brauche entsprechende Rahmenbedingungen, um weiter im Konzert der Großen mitspielen zu können. Mit Blick darauf, wie andere Städte ihre Profivereine unterstützten, bewege sich Fürth "am unteren Ende der Skala".

Die Ausnahme sei vor wenigen Jahren der Beschluss zum Bau der neuen Haupttribüne gewesen: Müller zufolge schießt die Stadt dem Verein für dieses inzwischen abgeschlossene Projekt über 25 Jahre jährlich 400.000 Euro zu, insgesamt also satte 10 Millionen Euro. Dennoch sei es richtig und wichtig, jetzt auch noch über zwei Jahre die Hälfte der Pacht zu übernehmen.

Im Anschluss gilt ein neu ausgehandelter erfolgsabhängiger Pachtvertrag für den Ronhof: Je besser die Spielvereinigung in der zweiten Bundesliga abschneidet, je weiter sie im DFB-Pokal kommt, desto mehr Geld zahlt sie künftig an die Stadt.

Auch daran übt die Linkspartei Kritik: Was, wenn die SpVgg sportlich stagniert oder sich gar verschlechtert? Müller aber zeigt sich als Fan dieses Modells: "Das ist für uns zwar unwägbarer, aber fair." Hat der Verein Erfolg, kann und muss er eben mehr abgeben als in einer schlechten Saison.

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