Oberasbach: Medienanlage verweigert Dienst

10.12.2017, 13:00 Uhr
Oberasbach: Medienanlage verweigert Dienst

© Horst Linke

Für Sammler historischer Unterhaltungstechnik wäre sie vermutlich ein Schmuckstück. Fast 40 Jahre hat die Medienanlage im Sitzungssaal auf dem Buckel, Jahrzehnte, in denen sie sorgsam gehegt und gepflegt wurde. Was dem Liebhaber nostalgischer Stücke wohl einen Zungenschnalzer entlocken würde, ist für die Beamten und Angestellten der Stadt freilich ein permanentes Ärgernis.

Denn: Wer als Protokollführer den Sitzungen beiwohnt, bedient auch den Technik-Oldie. Die wichtigsten Aufgaben: Der Druck auf einen der im Halbkreis angeordneten Knöpfe. Sobald Bürgermeisterin, Geschäftsleiter, Stadträte oder Kollegen aus der Verwaltung das Wort ergreifen, wird so das vor dem Redner auf dem Tisch stehende Mikrofon eingeschaltet. Außerdem müssen die Mini-Kassetten gewechselt werden, auf denen die diversen Wortbeiträge festgehalten sind. Daraus wird nachher das Sitzungsprotokoll gefertigt. Allerdings schwächelt die Anlage in zunehmendem Maße, so fiel beispielsweise die Sprachaufzeichnung in den vergangenen Wochen mehrfach aus.

Reparaturen, so hieß es in der Verwaltungsvorlage bereits bei der Haushaltssitzung, würden "immer mehr zu einer Herausforderung". Zum einen gibt es Probleme, Ersatzteile zu bekommen, zum anderen gehören anscheinend auch die Fachleute, die der maroden Technik wieder auf die Sprünge helfen können, zunehmend zu einer aussterbenden Spezies. Deshalb muss etwas Neues her, meinte die Stadtverwaltung und stellte einen entsprechenden Antrag bei den Etatberatungen. Maximal 100 000 Euro sollten im Haushalt 2018 eingestellt werden. So hoch war eines der beiden Angebote, das andere lag bei 30 000 Euro. Das Problem: Der Markt ist für Laien äußerst undurchsichtig. Deshalb forderte der Stadtrat weitere Informationen, speziell eine detaillierte Kostenschätzung bis zur nächsten Haushaltssitzung im Januar.

Die Verwaltung sieht sich dazu aber nicht in der Lage, sie schlug stattdessen vor, 10 000 Euro im Etat vorzusehen – und zwar für eventuell anstehende Reparaturen und um ein Fachplanungsbüro zu engagieren. Begründung: Nur das würde ein herstellerneutrales Vergabeverfahren garantieren, ansonsten versuche jede Firma, eigene Produkte zu verkaufen, so Geschäftsleiter Markus Träger.

Das brachte Peter Heinl (SPD) auf die Palme: "Wir brauchen kein Planungsbüro, wir wissen, was wir wollen", blaffte er in die Runde und handelte sich postwendend geharnischten Widerspruch der CSU ein: Letzteres sei eben nicht der Fall, meinte Jürgen Schwarz-Boeck: "Wir können nicht einfach zum Media-Markt gehen, ein Tonband kaufen und Mikrofone in die Mitte stellen." Das überzeugte sogar Teile der SPD-Fraktion. Sie stimmten gegen fünf ihrer Kollegen und mit dem Rest des Gremiums dafür, 10 000 Euro vorzusehen und ein Fachbüro zu beauftragen.heh

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