Nach 30 Wochen

Öffnung der Gastronomie: "Die Gustavstraße lebt wieder"

31.5.2021, 16:00 Uhr

© Foto: Tim Händel

Auswärts essen - das geht jetzt wieder richtig, also ohne alles abholen und mitnehmen zu müssen. "Wir waren erst mal überfragt, als die Bedienung nach unseren Getränkewünschen fragte", erzählt Matthias Ebert schmunzelnd am Sonntagmittag, während ihm vor dem "Stubenhocker" auf dem Grünen Markt die Sonne ins Gesicht scheint.

Hausgemachte Limonade wurde es, dazu gab’s für ihn und seine Frau Doris vegane Burger. Ein spontanes Vergnügen, das plötzlich wieder möglich ist.

Die kleine Mädelsrunde daneben beschreibt das Gefühl, das sich am Wochenende einstellte, mit zwei Worten: "Mehr Freiheit!"

Cosima Rhein und ihr Mann sind an diesem Mittag im Café "Michels" gelandet. Entgegen ihrer Pläne. Die beiden fanden es ursprünglich nämlich "übertrieben", gleich in den ersten Tagen, an denen die Gaststätten loslegen durften, irgendwo einzukehren. "Wir wollten eigentlich spazierengehen", erzählt sie und lacht. "Immerhin sind wir bis hierher gekommen."

Vom Anfang der Gustavstraße bis zum "Michels" – an sieben oder acht Lokalen kamen sie da schon vorbei. "Ein bisschen standhaft waren wir also schon", sagt Cosima Rhein. Dann aber gaben sie sich geschlagen und nahmen Platz: "Das ist einfach ansteckend."

Gerhard Wenzel, der vor ein paar Jahren die gleichnamige Gärtnerei an seinen Sohn übergab, hatte am Samstag noch die Blumenkästen fürs Café "Maxx" vorbeigebracht. Schon tags darauf zog es ihn wieder hin, mit seiner Begleiterin genießt er einen Snack und das Treiben.

"Herrlich ist’s!", sagt sie strahlend. "Wenn man da sitzt und die Leute beobachten kann, die vorbeigehen, das ist eine schöne Sache – nicht immer nur auf dem Sofa zu sitzen..."

Plötzlich Dauergäste

Einen Steinwurf weiter, auf den Sonnenplätzen vor dem "Spitiko" und dem neuen "Amerigo Trinkhaus", hat ein junges Quartett das Wochenende quasi als Dauergast verbracht: Am Freitag genossen sie hier den Feierabend, am Samstag waren Selina Hofer und Margaritha Schempp, beide Mitte 20, mit ihren Freunden Nils und Alex von mittags an bis zum Abend da – und am Sonntag ging es mit einem ausgedehnten Frühstück weiter.

Vorher waren sie beim Testen, das sei ganz unkompliziert, finden die jungen Leute. Gleich neben dem Rathaus zum Beispiel gebe es ja eine Anlaufstelle.

Die Stimmung der vier: super entspannt und fröhlich. Aus der Bar hört man Lounge-Musik. "Die Gustavstraße lebt mal wieder", sagt Selina.


Erst der Test, dann der Spaß: Nürnberger zieht es in die Innenstadt


Dass es ihnen hier so gut gefällt, hat auch damit zu tun, dass sie die Wirte kennen. Nils Urbasek hat als Schreiner sogar die Bar fürs "Amerigo Trinkhaus" gefertigt.

Tizian Drögsler, ebenfalls Mitte 20, der im "Spitiko" seine Ausbildung gemacht hatte, hat das Lokal vor einer Weile übernommen und führt es mit seiner Schwester. Die beiden kooperieren jetzt mit ihren neuen Nachbarn, Yannik Wolf und Deniz Özgen, die sich mitten in der Pandemie dazu entschlossen haben, eine Bar aufzumachen, das "Amerigo Trinkhaus" - anfangs eben mit To-Go-Karte, seit Freitag nun mit Sitzplätzen. Von einem "super Start" spricht Yannik Wolf.

"Alle sind glücklich", sagt auch Bernd Hausner von der alteingesessenen "Bar". 95 Prozent der Gäste bringen einen Test mit, Klagen darüber hat er nicht gehört. Wenn doch mal ein Nachweis fehlt, kann das Team Selbsttests anbieten.

Und wenn die Inzidenz in Fürth weiter unter 50 bleibt, könnte schon am Freitag - wie bereits im Fürther Landkreis - die Testpflicht beim Biergartenbesuch entfallen. Bislang werden negative Nachweise verlangt, wenn Personen aus verschiedenen Haushalten an einem Tisch sitzen.

Aufs Einchecken sind alle vorbereitet

Auch aufs Einchecken via QR-Code - einige Gastronomen nutzen "darf ich rein", andere die Luca-App - oder Zettel seien alle vorbereitet, erzählt Hausner. 30 Wochen To-Go-Geschäft liegen hinter ihm. Das ganze Team freue sich nun "gscheid" auf sie, hat er auf Facebook geschrieben.

Einsam war's in den vergangenen Monaten, sagt er, die Gäste habe er ja immer nur ganz kurz gesehen, "das ist nicht so, wie wenn man sie bedienen kann". Aber: Dass sie trotzdem kamen, treu blieben - auch das wird aus diesen 30 Wochen in Erinnerung bleiben.

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