Rätsel gelöst: Zwei Poppenreuther Herren

6.2.2021, 15:03 Uhr
Rätsel gelöst: Zwei Poppenreuther Herren

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Ein älterer Herr im weißen Kittel bearbeitet zwei Kirchenfiguren. Um welche Figuren handelt es sich? In welcher Kirche? Und wer ist der Restaurator? Drei Fragen, drei Antworten.

Der Weg führt nach Poppenreuth, in eine der schönsten Kirchen der Kleeblattstadt. St. Peter und Paul wurde bereits Mitte des 9. Jahrhunderts errichtet. Aufgrund ihres Alters ist die Kirche im Fürther Nordosten Mutterkirche für alle Gemeinden nördlich und östlich der Pegnitz und Regnitz, also auch für die große Sebalduskirche in Nürnberg.

Um 1518 entstand der gotische Flügelaltar, größte Kostbarkeit des Gotteshauses. Unter den fünf Herrschaften, unten fotografiert im Februar 2021, sind jene beiden, um die es in der vorigen Woche ging: ganz rechts St. Sebald mit Muschel und Pilgerstab, in der Mitte Johannes mit Kelch. Das wusste nicht nur Pfarrer Christian Schmidt-Scheer, auch ein Mitarbeiter vom Institut für Kunstgeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen gab Auskunft. Johannes war, wenn die Archive nicht täuschen, zuvor übrigens ein Sebastian, zu erkennen an der Schrift am Mantelsaum. Durch Veränderungen an seinen Attributen wurde er später zu Johannes mit Kelch umgedeutet.

Leser Hans-Otto Schmitz glaubt, die Herren seien Jakobus d.Ä. (statt Sebald) und der Erzengel Gabriel, doch betrachten wir die Expertise von Pfarrer und Kunsthistoriker fairerweise als maßgeblich. Schmitz bringt allerdings Licht ins Dunkel bei der Frage, was der Restaurator in der Hand hielt. Ein Lappen, wie die FN leichterdings vermuteten, sei es auf keinen Fall. Bei dem Werkzeug handele es sich um einen Spachtel mit Griff, den der Restaurator an der Klinge gepackt habe.

Er reinige eine alte Vergoldung, dessen ist sich Jörg Sandreuther sicher. Doch wer ist der Mann? Es könnte sich, so Sandreuther, um einen Angehörigen der Nürnberger Kirchenmalerfirma Wiedl handeln, die in den fünfziger Jahren in der Kirche arbeitete. Christa Hoffmann hingegen glaubt zu wissen: Der Restaurator ist Michael Ehmann aus Kraftshof. Dessen Firma besteht heute noch in Poppenreuth. Eine Ähnlichkeit mit dem Mann auf dem Archivperlen-Foto ist beim Blick aufs Porträt in der online präsentierten Firmengeschichte nicht von der Hand zu weisen.

Fünfziger Jahre also. Manfred Baumüller legt sich noch klarer fest. "Ich kann mich an eine Restauration des Altarraumes erinnern. Wir wurden 1954, als ich in Poppenreuth konfirmierte, um Spenden für diese Arbeiten gebeten."

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