Riskantes Programm, respektabler Erfolg
30.1.2007, 00:00 UhrMartins 1922 komponierte und 1964 erstmals aufgeführte Messe beherrschen die 50 Damen und Herren des Chores mit Ausdruckswucht im «Christe eleison» und mit präzisen Koloraturen. Überzeugend gelingen die inhaltlich divergenten Teile des «Credo»: Das ausdrucksvolle «Et incarnatus est», das kontrastierende «Crucifixus» mit dem einstimmig verklingenden «Et sepultus est» und das von Koloraturen geprägte «Et resurrexit».
Auch im «Sanctus» gelingen die Gegensätze zwischen dem schwebenden Beginn und der gewaltigen Steigerung im «Pleni sunt coeli» und «Hosanna» eindrucksvoll. Das sehr eigenwillig vertonte «Benedictus» mit deklamatorischen Passagen und das «Agnus Dei», bei dem die Männerstimmen das Fundament zu den Melodien der Frauen bilden, sowie der leuchtkräftige Schluss im «Dona nobis pacem» lassen Bandbreite und Klangfülle des Ensembles hörbar werden.
In Heinrich Hartls vier Motetten aus Bröers Zyklus «Ihr werdet sein wie Träumende» inspiriert Joerg den Chor zu einer weiteren Höchstleistung. Die rhythmisch vertrackte Tonsprache verdeutlicht den Inhalt der tiefsinnigen Gedichte nachhaltig. Besonders erinnernswert ist das Gedicht «Die alten Bäume». Der Chor untermalt hier gleich einem Lied ohne Worte den vom Komponisten gesprochenen Text, ehe er das letzte Wort «Schweigen» aussingt.
Drei Chorsätze von Mendelssohn, Rachmaninoff und Bruckner leiteten das Konzert ein, dienten jedoch keineswegs, wie bei vielen mittelmäßigen Chören bisweilen der Fall, zum Einsingen. Zwei romantische Hits auch zum Nachklang: Im Chorsatz «Denn er hat seinen Engeln befohlen» aus Mendelssohns «Elias» und in Joseph Rheinbergers Abendlied «Bleib bei uns, denn es will Abend werden» gerät der Chor noch einmal ins Klangschwelgen. Begeisterter Beifall in der voll besetzten Kirche. GÜNTER GREB