Stadion-Areal: Trolli-Chef gab Erdarbeiten in Auftrag

28.6.2012, 11:15 Uhr
Stadion-Areal: Trolli-Chef gab Erdarbeiten in Auftrag

© Wolfgang Zink

Wie berichtet, hatte nach Darstellung von Rechts- und Ordnungsreferent Christoph Maier am Dienstag, 12. Juni, eine Mitarbeiterin der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt auf dem mehr als sieben Hektar großen Grundstück an der Johann-Zumpe-Straße Bagger- und Planierarbeiten beobachtet. Die Expertin veranlasste den sofortigen Stopp der Tätigkeiten, gewann aber eine Woche später, bei einem Kontrollgang, den Eindruck, dass erneut Erdbewegungen stattgefunden haben mussten.

Thomas Sommer, der der SpVgg Greuther Fürth hier eine neue Fußballarena errichten will, stellte noch am Dienstag klar, er habe damit nichts zu tun. Noch-Grundstückseigentümer Herbert Mederer hingegen, der auf einem knapp einen Hektar großen Teil des Geländes — neben dem Stadion — die Verwaltungszentrale seiner Firma bauen will, blieb trotz FN-Nachfrage zunächst einen Rückruf schuldig. Nun hat er sich zu Wort gemeldet und jede Schuld von sich gewiesen.

„Bevor wir irgendeine Ahnung hatten, dass das nicht erlaubt wäre“, sagte Mederer, habe „ein Radlader, und zwar eine einzige Maschine“, die Anweisung gehabt, Gruben auf dem einst militärisch genutzten Gelände mit Erde aufzufüllen, die schon vor Jahren gereinigt und zu Hügeln aufgeschüttet worden war. „Man nennt das Baugrundnivellierung.“ Unter anderem, so Mederer, habe er befürchtet, dass er auf einer Menge Erdreich sitzenbleiben könnte, wenn der per Handschlag vereinbarte Grundstücksverkauf, wie geplant, Ende Juni über die Bühne geht. Denn: Die großen Erdhügel befänden sich dort, wo Trolli hinziehen soll.

Erst am 12. Juni habe er bei einem Gespräch im Rathaus von der Stadtspitze erfahren, dass auf der Fläche geschützte Vogelarten wie Kiebitz, Flussregenpfeifer und Uferschwalbe brüten. Unmittelbar danach habe er die Erdarbeiten einstellen lassen, sagte Mederer. Bezüglich weiterer Aktivitäten auf seinem Grundstück nach dem 12. Juni stellt der Firmenchef Vermutungen an. Es könne sein, dass im Zuge von Bauarbeiten bei der benachbarten Brauerei Fahrzeuge „auf unser Grundstück fahren“. Ein anderer Nachbar habe „Erdaushübe bei uns abgeladen“. Und einmal habe wohl ein Lkw-Fahrer eine Runde auf dem Grundstück gedreht, die Kette am Eingangstor sei zu dem Zeitpunkt aufgebrochen gewesen. Mederer sagte, er erwäge daher Anzeige zu erstatten.

Anders als berichtet, hat die Stadt wegen der Erdarbeiten noch keine Anzeige erstattet. Aber Rechtsreferent Maier stellte nun klar: „Wir werden das zur Anzeige bringen.“ Denn nach seiner Überzeugung wurden bis 12. Juni „mindestens fahrlässig“ Vogelschutzgebiete zerstört, danach möglicherweise mutwillig. Immerhin habe Oberbürgermeister Thomas Jung Mederer zwei Tage zuvor, also am Sonntag, 10. Juni, telefonisch auf die naturschutzrechtlichen Belange hingewiesen. „Und ich meine, dann darf ein Unternehmer keinen Radlader rausschicken.“

Unterdessen versichert Herbert Mederer, es seien keine Brutstätten niedergewalzt worden. Der Radlader habe sich „mindestens 100 Meter entfernt“ von den Vogelgelegen bewegt. Herbert Schlicht, Aktivist im Landesbund für Vogelschutz und CSU–Stadtrat, bezweifelt das. Er habe Anfang Mai noch 30 Alt- und 15- Jungkiebitze in dem Vogelparadies beobachtet sowie 20 Flussregenpfeifer. Am 15. Juni aber seien ihm nur noch ein einziger Kiebitz und zwei Flussregenpfeifer vors Fernglas gekommen. Als Ex-Polizist weiß Schlicht, „dass Tiere strafrechtlich als Sache gelten“, als Vogelschützer gehen für ihn die jüngsten Ereignisse auf dem künftigen Stadion-Areal „in Richtung Totschlag“.

 

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