Stadt hat die Hand auf der Post

5.3.2010, 00:00 Uhr
Stadt hat die Hand auf der Post

© Thomas Scherer

330 000 Euro, das ist in wirtschaftlich schlechten Zeiten sehr viel Geld, finden die Sozialdemokraten. Zumal es nach Ansicht von Fraktionssprecher Peter Heinl mit dieser Summe noch nicht getan sein dürfte: «Das Gebäude ist in die Jahre gekommen, da müssen wir noch viel Geld in die Hand nehmen.» Eine Ansicht, der die Bürgermeisterin klar widerspricht. «Das Gebäude ist 30 Jahre alt und energetisch natürlich nicht auf dem Stand der Dinge, aber nicht marode», sagt Birgit Huber auf FN-Anfrage.

Das Anwesen befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus. Das Ortszentrum gilt speziell in Oberasbach als äußerst sensibler Bereich. «Belebung» lautet der Begriff, der im Stadtrat in der Regel immer fällt, wenn von diesem Areal die Rede ist. Derzeit herrscht dort aber in manchen Bereichen eher Tristesse, wie beispielsweise die seit mehreren Monaten leer stehende, ehemalige Zoohandlung Nieß dokumentiert. Auch hier hatte die Stadt sondiert und das Gespräch mit der Vermieterin gesucht, schließlich geht es auch immer noch darum, eine Bleibe für das Mehrgenerationenprojekt zu finden.

Umwandlung bis Ende 2011

Empfindlich reagieren Öffentlichkeit und Ratsmitglieder auch, wenn es um die Post geht. «Einen Aufschrei» der Bürger hat die Rathauschefin vernommen, als die Deutsche Post AG 2008 Veränderungen im Filialnetz ankündigte. Was passiert mit Oberasbach?, war die bange Frage. Zwar gibt es in der Rothenburger und der Bahnhofstraße Poststützpunkte in Geschäften, die Filiale neben dem Rathaus ist aber neben Zirndorf die Einzige von der Post noch selbst betriebene im Landkreis. Mittlerweile ist klar: Bis 2011 soll ebenfalls die Umwandlung in eine so genannte Partnerfiliale erfolgen. Unabhängig davon hatte die Post das Gebäude bereits vor drei Jahren an den US-Investor «Lone Star» verkauft, der es nun wiederum abgestoßen hat.

Ob die Kommune dabei unbedingt zuschlagen musste, darüber wurde im Stadtrat diskutiert. Die SPD sieht dies nicht als ureigene kommunale Aufgabe. CSU-Fraktionssprecher Jürgen Schwarz-Boeck verwies auf einen externen Kaufinteressenten, «bei dem wir nicht wissen, was er vorgehabt hätte». Dem hätte die Stadt zuvorkommen müssen, «weil wir in diesem sensiblen Bereich die Planungshoheit behalten müssen». Heinl wiederum wusste von einem potenziellen Käufer aus Oberasbach, der sich jedoch beim Einstieg der Stadt zurückgezogen habe. Für Thomas Peter (FDP/FOB) stand fest: «Die Sache mit dem Postgebäude macht keinen Sinn.» Als Unternehmer habe die Stadt noch nie etwas ernten können. Norbert Schikora (Grüne) hielt dagegen, dass der Kaufpreis sich mit dem Wert des Grundstücks gegenrechnen lasse, man das Gebäude sozusagen «zum Nulltarif» bekommen habe.

Eine Rechnung, die auch die Bürgermeisterin aufmacht: 1100 Quadratmeter ist der Grund groß, der Bodenrichtwert im Oberasbacher Ortszentrum liegt zwischen 290 und 300 Euro. Birgit Huber führt außerdem mittelfristige strategische Planungen ins Feld. So gehört der Kommune in der Nachbarschaft bereits eine weitere Fläche mit knapp 1300 Quadratmetern, auf der sich derzeit ein Parkplatz befindet. Das müsse nicht für alle Zukunft so bleiben, meint die CSU-Frau. Mit dem Zugriff auf das Postgebäude habe sich die Stadt jetzt «mehr Potenzial verschafft, künftige Entwicklungsprozesse zu steuern».

Eine Garantie, dass die Post im Ortszentrum bleibt, hat die Stadt trotz ihrer finanziellen Anstrengungen aber nicht. Zwar läuft der Mietvertrag, der dem Oberasbacher Kämmerer jährliche Einnahmen von 19 400 Euro beschert noch bis 1. Juli 2018. Jedoch hat die Post ein Sonderkündigungsrecht, das nach vier, sechs und acht Jahren greift. Erstmals wäre das am 30. Juni 2012 der Fall.

Ob dies passieren wird, weiß heute noch niemand. Laut Post-Sprecher Erwin Nier steht lediglich fest, dass sein Unternehmen den Eigenbetrieb bis Ende 2011 an einen Partner abgeben wird, der dann entsprechende Entscheidungen fällen müsse. Er könne Mieter bleiben. In diesem Fall behält sich die Post vor, zu prüfen, ob das vorhandene Raumangebot auch für andere Zwecke wie etwa die Postzustellung noch komplett benötigt wird. Allerdings könne der Partner den Vertrag auch selbst übernehmen. «In diesem Fall würden wir ihn an die Stadt verweisen», sagt Nier. Bei etwaigen Mietverhandlungen wäre die Post dann außen vor.