Trauerfeiern in Corona-Zeiten: Die Gäste-Zahl ist zu hoch

20.3.2020, 06:00 Uhr
Trauerfeiern in Corona-Zeiten: Die Gäste-Zahl ist zu hoch

© Hans-Joachim Winckler

Wie berichtet, dürfen bei standesamtlichen Hochzeiten im Sitzungssaal des Rathauses nur noch 15 Gäste inklusive Brautpaar teilnehmen. Bei Beerdigungen sind in der Aussegnungshalle am Hauptfriedhof an der Erlanger Straße maximal 30 Personen zugelassen, im kleinen Abschiedssaal sowie den Außenfriedhöfen Stadeln und Vach höchstens 20 Trauernde.

Sichelstiel stört sich vor allem an der seiner Ansicht nach zu hohen Zahl von Trauergästen. Darunter seien erfahrungsgemäß viele ältere Menschen, die zur Corona-Risikogruppe gehören. "Es geht um den Schutz der Menschen und die Vermeidung einer Ansteckung", sagt der evangelische Stadtdekan. Auf Trauerfeiern umarme man sich, man tröste einander und kondoliere.

Kürzlich, bei einer Beerdigung in Fürth, habe man die Stühle eineinhalb Meter voneinander entfernt platziert. Gebracht habe das allerdings nichts; als die Trauernden den Aussegnungssaal betraten, schoben sie die Stühle wieder zusammen. "Natürlich will man beim Trauern nah beieinander sein." Sichelstiel hält es für wichtig, dass Bestatter und Stadt gemeinsam Alternativen suchen, "um andere Trauerwege zu gestalten". Betroffene, die nicht zum engsten Kreis der Verstorbenen zählen, könnten zum Beispiel Anteil nehmen, indem sie Anzeigen in Zeitungen schalten oder ihr Beileid auf Internetseiten wie www.trauernetz.de ausdrücken.

Auch Foto- oder Videodokumentationen von den Feiern hält Sichelstiel für denkbar, um die Zahl der Anwesenden zu minimieren. Dass die Stadt Fürth die Trauerhalle offen hält, kritisiert er. "Es ist ein schwieriges Zeichen, wenn es auf der einen Seite die Vorgabe gibt, direkte Kontakte zu meiden, aber gleichzeitig gesagt wird, dass 30 Gäste bei Trauerfeiern in Ordnung sind." Solch widersprüchliches Verhalten von Institutionen trage nicht zur Klarheit in der Öffentlichkeit bei.

Auch bei Hochzeiten gehöre Körperkontakt dazu. Die Kirche hat deshalb alle Trauungen, wie bereits die Gottesdienste, abgesagt, "weil zu viele Menschen kommen". Der Dekan findet, dass es bei standesamtlichen Trauungen in Zeiten der Corona-Pandemie keine Gäste braucht. Die Stadt teilte mit, dass bereits vereinbarte Trauungen noch stattfinden. Neue Termine werden zurzeit nicht vergeben. Weil jede Kommune eigene Vorgaben zu Trauerfällen und Trauungen machen kann, lohnt ein Blick über die Fürther Stadtgrenzen. In Nürnberg dürfen neben dem Brautpaar maximal sechs Gäste beim Ja-Wort dabei sein. Die städtischen Trauerhallen und Räume zum Abschiednehmen auf den Friedhöfen bleiben geschlossen. Sargbeisetzungen und bereits vereinbarte Urnenbeisetzungen finden – möglichst im engsten Kreis – am Grab statt. Neue Termine für Urnenbeisetzungen vergibt Nürnberg vorerst nicht.

In Erlangen ist man etwas großzügiger als in Nürnberg, aber strikter als in Fürth: Terminierte Trauungen finden aktuell statt, allerdings werden aufgrund der räumlichen Situation in den Trauräumen maximal acht Personen zugelassen. Die städtischen Trauerhallen sind geschlossen, Trauerfeiern werden im Freien durchgeführt.

Für die Beurkundung von Sterbefällen hat die Stadt einen Notdienst in Zimmer 219 im Rathaus eingerichtet. Die evangelische Kirche hat eine Corona-Seelsorge eingerichtet, Telefon 7666 49 49, erreichbar täglich von 8 bis 22 Uhr.

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