Vergiss das Lächeln nicht

10.7.2010, 00:00 Uhr
Vergiss das Lächeln nicht

© Thomas Scherer

Eine Ballettschule einmal ganz anders zu leiten, war das Motto von Julia Vitez, als sie vor 20 Jahren ihr Studio Arabesque in der Schwabacher Straße gründete. Sie wollte „weder die unnahbare Chefin sein, bei der man erst anklopfen muss, noch die Ballettfee, die in den Wolken schwebt“. Zwei bewegte und bewegungsreiche Jahrzehnte sind nun Anlass für die Jubiläumsgala „Ballett 2010“ am kommenden Samstag im Stadttheater.

Hartes Training ist besonders beim Ballett gefragt. „Es geht nicht anders“, sagt Julia Vitez, die ihre Passion mit Hochleistungssport vergleicht. „Wenn man etwas erreichen will, dann gehört Disziplin dazu. Der Spaß kommt erst am Ende.“ Doch, dass ihre Elevinnen diesen Spaß durchaus auch beim Training haben, wird bei einem Besuch in der Stunde der Ballett-Oberstufe mehr als deutlich. Die zwölf jungen Damen zwischen 14 und 24 tuscheln und lachen. Dann ruft Julia Vitez ihren Schülerinnen zu: „Wegen Hitze heute keine Spitze!“

Dafür möchte sie zuerst „Tribulation“ von ihnen sehen, eine von Vitez’ Choreografien zu Musik von René Aubry, die bei der Ballettgala am 17. Juli uraufgeführt wird. Sofort nehmen die Mädchen Aufstellung. Mühelos sieht es aus, wie sie Elemente aus Jazztanz und klassischem Ballett in spannungsreiche Figuren und dynamische Sprünge umsetzen. Und: Das Lächeln fehlt, selbst bei der Probe, nie, ebenso wie die Verbeugung vor einem imaginären Publikum.

Mit Argusaugen wacht Julia Vitez über jede Bewegung. Sie lobt, zählt leise den Takt mit, dimmt Atemgeräusche, die sie für zu laut hält, mit einem dezenten Zischen. Und natürlich gibt sie ihren Schülerinnen Tipps: „Bei einem Fehler musst du einfach weitermachen, erfinde irgendeinen Schritt. Hauptsache, du bist selbstbewusst, denn das Publikum bemerkt einen Ausrutscher meist nur am Gesichtsausdruck.“ Doch die Choreografie sitzt schon beinahe bühnenreif.

Der große Ballettabend, der traditionell im Zwei-Jahres-Turnus im Stadttheater stattfindet, gehört zu den Highlights des Studio Arabesque. Auch für die Schülerinnen und Schüler ist es ein Ereignis, auf das sie hinfiebern. Bei jeder dieser Vorstellungen wartet Vitez mit Uraufführungen neuer Choreografien auf, denn: „Aufgewärmte Sachen gehen nicht!“ Wie die Ballettlehrerin betont, sind die Stücke immer auf die einzelnen Schüler und die Altersgruppen zugeschnitten. „Ein ,Schwanensee‘ für Kinder ist doch merkwürdig.“

Andere Highlights sind für sie, wenn es einer ihrer Schützlinge an die renommierte John-Cranko-Schule in Stuttgart schafft oder mit Preisen wie dem Talentpreis des Theatervereins ausgezeichnet werden. Einer, der es geschafft hat, in der Welt der Ballettprofis tatsächlich Fuß zu fassen, ist Christoph Schedler. „Er ist jetzt als Absolvent der Cranko-Schule fertig ausgebildeter Tänzer und hat sein erstes Engagement“, freut sie sich mit ihrem ehemaligen Schüler. Er wird als Gast bei der Ballettgala auftreten.

Wiener Karriereschritte

Julia Vitez selbst wusste schon als Vierjährige, dass sie Tänzerin werden will. In ihrer Geburtstadt Budapest studierte sie an der staatlichen Ballettakademie, war dann an der Wiener Staatsoper tätig und in den siebziger Jahren am Nürnberger Opernhaus. Danach unterrichtete sie in Nürnberg und eröffnete 1990 ihr eigenes Studio in der Fürther Gebhardtstraße, zog aber nach einem Jahr in das jetzige Gebäude in der Schwabacher Straße. Heute freut sie sich besonders über über Schülerinnen, die bereits seit dieser Zeit bei ihr lernen. Oder über Studentinnen, die eigens in Erlangen studieren, um in der Nähe ihres Ballettstudios bleiben zu können.

Und da wäre noch die Familie, die Vertreterinnen aller drei Generationen zum Unterricht zu Arabesque schickt. Bewegte Jahrzehnte, in der Tat.MARION REINHARDT

„Ballett 2010 — 20 Jahre Studio Arabesque“: 17. Juli, 18 Uhr, Stadttheater. Tickets (9–26 Euro) unter Tel. 9742400.