Von null auf 50: Frauen haben in Fürth mächtig aufgeholt

1.7.2018, 20:12 Uhr
Von null auf 50: Frauen haben in Fürth mächtig aufgeholt

© Sebastian Zelada

Kaum zu glauben: In der Fürther Stadtverwaltung sind Frauen tatsächlich schon seit 1908 vertreten. Doch keine Frage: Damals war die Arbeit im Rathaus dennoch eine Männerdomäne. Selbst im Jahr 2002 lag der Anteil der weiblichen Führungskräfte noch bei mauen 17 Prozent. In den vergangenen Jahren aber hat sich einiges getan: Heute liegt die Quote bei knapp 45 Prozent – und das amtierende Stadtoberhaupt, in dessen Ägide diese rasante Steigerung fällt, hebt das gern und oft hervor. Zumal die Zahlen bei den Referatsleitungen der Kommune noch günstiger ausfallen. Hier stieg der Frauenanteil von null im Jahr 2010 auf derzeit 50 Prozent. Von den sechs maßgeblichen Bereichen sind drei in weiblicher Hand: Finanzen, Organisation und Personal verantwortet Stefanie Ammon, Soziales, Jugend und Kultur Elisabeth Reichert und für das Bauwesen ist Christine Lippert zuständig.

"Ungeheuerlicher Vorgang"

Allesamt folgten sie Männern im Amt, und dass dies kein Zufall ist, betont der OB. Bewusst habe man den Frauenanteil steigern wollen. Dass zwischen 1908 und 2010 nie eine Frau an der Spitze eines Referats stand, sei "eigentlich schon ein ungeheuerlicher Vorgang", findet Thomas Jung.

Wichtig ist Lippert, Reichert und Ammon allerdings, dass sie nicht aufgrund einer Quote in ihren Positionen gelandet sind, sondern dass sie mit Fähigkeiten zu überzeugen wussten. Denn auch wenn die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen bei der Stadt Fürth offizielle Zielvorgabe des Oberbürgermeisters und des Fürther Stadtrats ist, müssen die Bewerberinnen natürlich fachlich überzeugen. Im täglichen Miteinander der Geschlechter begegnen sich ohnehin alle "auf Augenhöhe", wie Stefanie Ammon feststellt: "Ich hatte nie das Gefühl, dass man mich anders behandelt."

Und wenn, dann eher aus Respekt: Denn unter ihrer Leitung wurde mächtig gespart, Ammon setzte ihre Linie mit viel Rückgrat durch. Mittlerweile konnte die Stadt mehrfach ein wenig von ihrem mächtigen Schuldenberg abtragen.

Doch auch der Frauenanteil in den Positionen unterhalb der Führungsebenen steigt weiter. Laut Statistik fiel die Frauenquote in der Stadtverwaltung in den vergangenen 15 Jahren im mittleren Verwaltungsdienst zwar von 52 auf 39 Prozent; im gehobenen Verwaltungsdienst jedoch legte sie von 42 auf 45 zu, und im höheren Verwaltungsdienst gar von 30 auf 46 Prozent.

Die städtische Gleichstellungsbeauftragte Hilde Langfeld führt das unter anderem auf die deutliche Kommunikation nach außen zurück. Das klare Signal an Frauen, dass sie erwünscht sind, mache viel aus: Seitdem es ihren Posten gibt, müssen auch die Stellenausschreibungen "gendergerecht formuliert werden", so Langfeld. Elisabeth Reichert pflichtet bei: "Bevor es die Gleichstellungsbeauftragte gab, wurden Ausschreibungen immer in der männlichen Form gehalten."

Bessere Noten

Und die Entwicklung scheint längst nicht abgeschlossen. Künftig, so heißt es, könnte sich, aufgrund der Abiturabschlüsse von Mädchen – die im Schnitt meist besser sind als die der Jungs – das Gleichgewicht weiter verschieben. Denn die Noten wirken sich bei Einstellungen in der Stadtverwaltung wesentlich aus.

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