Schließung abgewendet

Vorerst gerettet: Die Fürther Kofferfabrik hat den neuen Vertrag

16.11.2021, 19:15 Uhr
Vorerst gerettet: Die Fürther Kofferfabrik hat den neuen Vertrag

© Foto: Armin Leberzammer

Er sei ja praktisch "immer auf gepackten Koffern" gesessen, erzählte Martin beim offiziellen Termin. Eine angesichts der Örtlichkeit passende Metapher, die zum Ausdruck bringen soll: Der in den vergangenen Jahren gültige Mietvertrag hatte eine Kündigungsfrist von gerade einmal drei Monaten.

Jetzt also hat Udo Martin erst einmal für vier Jahre eine sichere Perspektive – so lange läuft der Kontrakt. Für den 64-Jährigen ist das aber nur "ein Zwischenschritt, denn ich will danach noch weitermachen. Als Fürther muss man das einfach".

Oberbürgermeister Thomas Jung bezeichnete den Vertrag als Ideallösung, weil er die berechtigten Interessen aller Beteiligten berücksichtige: "Es gibt nur Gewinner." Während der Eigentümer, die Nürnberger Lauer Immobilien-Service GmbH, von Haftungsrisiken entbunden wurde, habe der Betreiber eine Perspektive wie noch nie zuvor.

"Die größten Gewinner aber sind die Kulturfreunde, die diesen Ort lieben. Das hat ja die große Anteilnahme der Bevölkerung an den Entwicklungen der vergangenen Monate gezeigt", so der OB.

Vor neun Monaten hatte der Eigentümer seinem Mieter überraschend gekündigt, nach dem darauf folgenden, öffentlichen Aufschrei jedoch alsbald wieder Abstand von dieser Entscheidung genommen. In den anschließenden Verhandlungen moderierte die Stadtspitze und handelte einen für Lauer wichtigen Passus aus: Das Haftungsrisiko durch Beschädigungen übernimmt nun der neue Mieter, die Kulturstiftung. Für die setzte Horst Ohlmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Stiftungstreuhand, seine Unterschrift unter den Mietvertrag.

Er erklärte, dass für unerlässlichen Arbeiten etwa an Elektrik, Brandmauer und Brandmeldeanlagen die entsprechenden Aufträge nun vergeben seien. Kostenpunkt laut Ohlmann: rund 50.000 Euro. Ob das am Ende reichen wird? Ohlmann beantwortete das mit einem vielsagenden: "Na ja, wenn ich mich hier so umschaue . . ."

Thomas Jung bleibt allerdings optimistisch. Den "morbiden Charme" der Kofferfabrik wolle niemand in Frage stellen – und außerdem werde im historischen Lokschuppen an der Stadtgrenze ja etwas Neues entstehen. Das historische Gebäude werde die Kofferfabrik – so sie denn 2025 mit Ablauf des Mietvertrags tatsächlich ihren Betrieb einstellen müsste – zwar nicht ersetzen können, "aber in der Kultur ergeben sich immer wieder neue Möglichkeiten", glaubt der Rathauschef.

Interessierte gesucht

Vielleicht gebe es einen Neubeginn an einem Ort, an den jetzt noch niemand denkt. Wer ein geeignetes Objekt besitze oder erbe, könne sich gern an die Stadtverwaltung wenden: "Wir sind grundsätzlich interessiert!" Träumen dürfe man ja schließlich, so Jung.

Wunschdenken alleine dürfte allerdings nicht reichen. In den zurückliegenden Monaten immerhin haben der Oberbürgermeister und die damalige Kulturreferentin Elisabeth Reichert jedoch bereits Beharrungsvermögen bewiesen, wie Horst Ohlmann findet. Er lobte denn auch die Stadtspitze. Er habe bundesweit mit Kommunalverwaltungen zu verhandeln – doch "in Fürth hat das bemerkenswert kurzfristig geklappt", so der Stiftungsexperte.

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