Vorreiter für die Integration

3.7.2012, 13:00 Uhr
Vorreiter für die Integration

© Seilkopf

Es gibt Torte, ein Lied, Trommelwirbel und viele Gäste. Die Voraussetzungen für ein schönes Geburtstagsfest sind damit erfüllt. Die Einrichtung war bei ihrer Gründung 1982 der erste integrative Kindergarten Mittelfrankens. Zurzeit werden hier in zwei Gruppen jeweils zehn nicht behinderte Kinder und fünf sogenannte Förderkinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren betreut.

Die Mitarbeiter haben das Haus liebevoll mit Birkengrün, Blumen und selbst gebasteltem Schmuck dekoriert, einen Bewegungsparcours und einen Fußpfad angelegt. Eltern bringen fürs große Büfett verschiedenste Gaumenfreuden mit. Und die Kinder zeigen unter anderem durch eine Vorführung der Trommelgruppe und einen Tanz, dass sie in „ihrem“ Kindergarten eine Menge lernen.

„Eltern und pädagogisches Personal der Einrichtung begegnen sich bei uns auf Augenhöhe“, berichtet die Leiterin Marianne Dörner. Eine Erziehungs- und Bildungspartnerschaft gewährleiste die optimale Entwicklung jedes Kindes. „Wie bei den Pflanzen werden die Jungen und Mädchen gemeinsam gepflegt“, formuliert Dörner einen blumigen Vergleich. Die Kleinen der „Mäuse“- und der „Käfergruppe“ werden jeweils von einer Kinderpflegerin, einer Kindererzieherin und einer Praktikantin betreut, Logopäden und Krankengymnasten fördern sie zusätzlich.

Während die Kinder spielen, tauschen sich die Erwachsenen unter anderem über die Einrichtung aus. Erzieherin und Spielpädagogin Johanna Zwager erinnert sich an die Anfangsjahre. Eine Zeit, als der Gedanke von gemeinsamer Betreuung behinderter und nicht behinderter Kinder sehr neu, der heute geläufige Begriff Inklusion völlig unbekannt war: „Mit wenigen finanziellen Mitteln und sehr großem Engagement der Eltern wurde eine familiäre Atmosphäre geschaffen, in der individuelle Betreuung möglich war“, so die 62-Jährige. Sie hat viele Jahre in dem Kindergarten gearbeitet, der nach Fürths Vorreiter in Sachen Integration benannt wurde. Karl Reinmann war Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender der Lebenshilfe. Er und alle Mitstreiter leisteten die Pionierarbeit in Sachen Integration. Dies war den Eltern 1982 wichtig und ist es den heutigen noch genauso.

Für den 85-jährigen Alfred Biedermann bietet das Fest eine Erinnerung der ganz anderen Art. Er ist in dem Backsteinhaus zur Schule gegangen, das viele Jahre lang als Dambacher Volksschule genutzt wurde. „Vor 75 Jahren wurde der Schuppen, vor dem zum Fest gegrillt wurde, noch zum Lagern von Holz genutzt“, erzählte er. Das brauchte man, um die Öfen in jedem der Klassenzimmer zu heizen.

Dass sich in dem Raum, in dem er mit rund 30 weiteren Kindern die Schulbank drückte, heute das Zimmer zum Turnen befindet, gefällt ihm gut. „Überhaupt freut es mich, dass alles so sauber und in Ordnung ist“, sagt der Gast. Da sein Vater in der damaligen Foerstermühle arbeitete, hatte er immer etwas Süßes für die Pausen dabei. Heute jedoch ist das nicht notwendig: Für alle Gäste gibt es genug Geburtstagstorte.

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