Warnstreik am Fürther Klinikum: Es ging auch um die Corona-Prämie

6.10.2020, 18:00 Uhr
Warnstreik am Fürther Klinikum: Es ging auch um die Corona-Prämie

© Foto: Thomas Scherer

"Wir sind es wert", "Solidarität mit dem Klinikpersonal" und "Mehr Beschäftigte = Besser für uns" stand auf ihren Transparenten. Die Krankenhausmitarbeiter hatten Trillerpfeifen dabei, mit denen sie lautstark auf ihr Anliegen aufmerksam machten. Aus allen Abteilungen waren sie gekommen.

Und das hatte Konsequenzen für den Klinikbetrieb: Drei OP-Säle waren geschlossen, planbare Operationen mussten verschoben werden und auf den Stationen wurde nur mit Wochenendbesetzung gearbeitet. Die Klinikleitung hatte für die Zeit des Warnstreiks mit ver.di eine Notdienstvereinbarung ausgetüftelt. "So können die stationär untergebrachten Patienten versorgt und alle Notfälle behandelt werden", erläuterte Pflegedirektor Oliver Riedel.

Ärger bei ver.di

"Gerade noch wurde den Beschäftigten im Gesundheitswesen für ihre Leistung in der Pandemie applaudiert. Doch bei den Tarifverhandlungen wollen die Arbeitgeber von einer Anerkennung nichts mehr wissen", kritisierte Bernhard Bytom, Gewerkschaftssekretär bei ver.di in Mittelfranken. "Was mich besonders ärgert: In der zweiten Runde haben die Arbeitgeber nicht einmal ein Angebot vorgelegt." Er fürchtet, man wolle eine Nullrunde erzwingen.


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Ver.di fordert für alle 2,3 Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen eine Lohnerhöhung von 4,8 Prozent (mindestens 150 Euro) sowie die Anhebung der Azubi-Vergütung um 100 Euro. Außerdem erwarten die Beschäftigten Entlastung durch zusätzliche freie Tage und die Angleichung der Arbeitszeiten im Osten an das westdeutsche Niveau. "Unsere Forderungen und Erwartungen sind moderat und berücksichtigen diese besondere Zeit", sagt Bytom.

Die Gewerkschaft verlangt zudem eine Pflegezulage von 300 Euro, eine bessere Bezahlung im Öffentlichen Gesundheitsdienst und die Begrenzung der Arbeitszeit im Rettungsdienst auf 45 Stunden pro Woche.

Darüber hinaus sollen die Versprechen aus der letzten Tarifrunde umgesetzt werden, auch die Pausen in Wechselschicht auf die Arbeitszeit anzurechnen und den Samstagszuschlag auf 20 Prozent anzuheben. Diese Verbesserungen seien dringend nötig, um diese Berufe attraktiv zu machen, so Bytom.

Stephan Stadlbauer vom Fürther Sozialforum wandte sich gegen eine "Ökonomisierung" der Gesundheitsvorsorge. "Wir unterstützen euch, weil wir auch als potentielle Patienten ein Interesse daran haben, in den Krankenhäusern die bestmögliche, und nicht die wirtschaftlichste Behandlung zu bekommen."

Corona-Prämie von 1500 Euro

Bytom ging während der Kundgebung auch noch einmal auf die Forderung nach einer Corona-Prämie von 1500 Euro als Anerkennung für die Belastungen und die besonderen Leistungen während der Pandemie ein – und zwar nicht nur für die Pflegekräfte, sondern für alle Krankenhausbeschäftigten.

Die Betroffenen hatten Oberbürgermeister Thomas Jung im Sommer eine Petition mit 1068 Unterschriften überreicht. Das Klinikum hatte daraufhin erklärt, der Obolus sei zwar wünschenswert, die Finanzierung müsse aber der Bund übernehmen. "Klinikum und Stadtspitze verstecken sich hinter dem Kommunalen Arbeitgeberverband und lehnen die Zahlung mit dem Hinweis auf eine fehlende Rechtsgrundlage und fehlende Ressourcen ab, statt ein deutliches Signal der Wertschätzung zu setzen." Auch um die Enttäuschung darüber auszudrücken, stehe man hier. "Aber wir werden nicht lockerlassen."

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