Weihnachts-Warm-Up: Das ganze Stadttheater singt

23.12.2019, 13:15 Uhr
Weihnachts-Warm-Up: Das ganze Stadttheater singt

© Foto: Andreas Goldmann

Es war wieder ein Weihnachts-Oratorium der besonderen Art. Zwar hieß es am Anfang nicht "Jauchzet, frohlocket", dafür folgten mehr als 700 gut gelaunte Gäste, zum Teil mit Nikolausmütze oder Weihnachtspullover geschmückt, im festlich erleuchteten Rund des Stadttheaters den besinnlichen wie skurrilen Geschichten, so schmunzelnd wie eindringlich vorgetragen von Norbert Küber, der zusammen mit Thomas Reher die Idee und das Konzept des Abends entworfen hat.

Irdisch beschwingt und doch festlich wie Musik vom Himmel hoch: An Stelle von Schalmeien- und Harfenklang der Engel im Theaterplafond ließen Jo Barnikel am Flügel, Norbert Nagel in einem Quartett von Klarinetten und Saxophonen sowie ein zu Späßen aufgelegter Yogo Pausch an allerlei Schlagzeug feinste Klangnuancen zwischen zart klirrendem Winterzauber und kraftvoll groovenden Christmas-Arrangements hören. Mit dabei in der vierten Auflage dieses Abends als musikalische Gäste waren David Saam und Res Richter vom "Boxgalopp". Sie legten mit Klarinette, Dudelsack und Quetsch’n eine besondere fränkisch-internationale Klangmischung auf die Bühnenbretter.

Was bei Opernproduktionen inzwischen gang und gäbe ist, kam heuer auch im Stadttheater zum Einsatz. Dank der Übertitelung von Gesangstexten können endlich alle im Saal nach dem Titelvers auch die dritte Zeile und die zweite Strophe der Weihnachtshits mitsingen und verstehen. Ein jeder trägt so zum mächtigen Chorlied bei, das macht hörbar allen Spaß, ebenso wie der träumerisch-sehnsuchtsvolle langsame Weihnachtswalzer von "Boxgalopp" und ihr ansteckendes Gstanzl "Heiliger Advent, ich tät dich halten bis zum End". Feinen instrumentalen Slapstick steuert Yogo Pausch als Geschenkpapier-Trommler beim Aufreißen eines Berges von Weihnachtspaketen bei. Feixend zeigt er sich während des schwedischen Lucia-Liedes mit einer Kerzenkrone im schütteren Haarkranz.

Zarte Poesie dagegen hatte Norbert Küber ausgesucht. Der Traum eines Weihnachtsbaums wurde da sichtbar ebenso wie die Story von der abgestürzten Christbaumspitze. Den meisten Beifall, auch für die feine Bebilderung durch Thomas Reher, bekam die Posse um die Weihnachtsgans Agathe. Jette und Katrine setzen statt des Hackebeils ein Schlafmittel ein, um dem Leben der Gans ein Ende zu setzen. Sie rupfen das Prachtstück, das jedoch wieder aufwacht und nun, halb nackt, jämmerlich friert. Die Damen haben Mitleid. Agathe landet nicht als Festtagsschmaus auf dem Tisch, sondern feiert als Pullovergans an Weihnachten mit.

Eine mitreißende Jutta Czurda

Eine stimmlich wie tänzerisch geradezu entfesselte Jutta Czurda erlebte das Publikum am gemütlichen Holztisch mit Stubnmusi ebenso wie unter dem einheizenden Sound des Jazztrios. Czurda lässt die begeisterten Zuhörer erleben, wie mitreißend und erfolgreich sie an Stelle von Tanztheater-Produktionen eine zweite Karriere als glutvolle Blues- und Gospel-Sängerin in individuell dunkel-virtuosem Stimmklang gestaltet. Nach "Jingle Bells" und der Engelsstimme in "Oh holy night" gibt es spontane Standing Ovations.

Und auch Norbert Nagel entlockt seinen Klarinetten eine solch verblüffend vielschichtige Virtuosität, die zwischen leichtgewichtig schimmernder Melodielinie und konzentriertem Anschwellen in sonorer Basstiefe die Nähe zur menschlichen Stimme erlebbar macht.

Dieses so warmherzig präsentierte wie vom Publikum begeistert mitgestaltete Weihnachts-Warm-up genießt nun endgültig Kultstatus, und die frohe Botschaft von Norbert Küber lautete: Auch 2020 wird im Stadttheater wieder vielstimmig der Tannenbaum geschmückt!

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