Weltrekordversuch: In neun Tagen durch Deutschland

1.5.2014, 16:00 Uhr
Weltrekordversuch: In neun Tagen durch Deutschland

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950 Kilometer von Wilhelmshaven bis auf die Zugspitze liegen vor ihm. Nonstop, ohne fremde Hilfe, ohne Geld möchte er sie bewältigen. Alles Lebensnotwendige wird er mit sich führen: Schlafsack, Nahrung, Ersatzschuhe, Wechselkleidung und Landkarten. Ein am Laufgürtel befestigter zweirädriger Ziehwagen erleichtert ihm die Mühsal ein wenig. 35 Kilo wiegt sein Anhang zu Beginn der Tour, nur noch zehn Kilo sollen es am Ende sein, wenn der Vorrat an Müsliriegeln und Instantbrei verzehrt ist. Wasser will sich Robert Wimmer aus Bächen und Seen besorgen. Dazu nimmt er Entkeimungsmittel mit.

Schneller als Joey Kelly

Der Musiker und Extremsportler Joey Kelly hat die Strecke mit einem 18 Kilo schweren Rucksack in knapp 18 Tagen bewältigt. Der aktuelle Weltrekord steht bei 15 Tagen und drei Stunden. Dass er ihn knacken kann, daran hat der in Zirndorf tätige Augenoptikermeister keinerlei Zweifel.

Von der Idee gefesselt wurde Wimmer im vergangenen November beim Erlanger Fernweh-Festival. Hier traf er nicht nur den Survival-Experten Rüdiger Nehberg, der bereits 1981 mit einem Deutschlandmarsch Aufsehen erregt hat, er fand auch in dem Hersbrucker Globetrotter Walter Költsch einen Gleichgesinnten. Költsch will ihn nun mit dem Fahrrad begleiten und den Lauf mit Film-, Ton und Fotomaterial dokumentieren.

100 Kilometer hat sich Robert Wimmer als Tagespensum vorgenommen. Ausruhen will er sich im Schlafsack am Straßenrand. Mit 15 Stunden täglicher Laufzeit einschließlich Mittagspause rechnet er. Sechs Minuten pro Kilometer setzt Wimmer dabei an: ein Tempo, das dem erfahrenen Ultraläufer keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten sollte. Im Jahr 2003 gewann er bereits den 5036 Kilometer langen Transeuropalauf von Lissabon nach Moskau, ein Jahr später landete er auf Platz 9 beim Death Valley Ultra, wo er 217 Kilometer unter glühend heißer Sonne zurücklegte.

Extra-weiche Schuhe

Die Strecke ist weitgehend flach, lediglich am Harz – und natürlich am Ende der Tour in den Alpen – warten Berge auf den Läufer. Mit dem Wagen bewegt sich Wimmer überwiegend auf verkehrsarmen Straßen und asphaltierten Wegen. Für die Füße gibt es extra-weiche Laufschuhe. Noch immer kämpft Wimmer nämlich mit Verspannungen, die vom Ultramarathon auf der Bahn mit ihren überhöhten Kurven herrühren. Bis zum Start am 14. Juli hofft er sie jedoch auskurieren zu können.

Als Sponsor hat er einen befreundeten Geschäftsmann gewonnen, der unterwegs, etwa an Bundeswehrstandorten, für seinen Sicherheitsdienst werben will. Dabei verfolgt auch er ein ehrgeiziges Ziel: Mindestens 300 Menschen möchte er zu Arbeitsplätzen in der Sicherheitswirtschaft verhelfen.

Eigentlich hatte Wimmer heuer vor, auf Jules Vernes Spuren in 80 Tagen um die Welt zu ziehen. Doch für den aufwändigen Etappenlauf mit langen Zwischenreisen hat er nicht die nötige Unterstützung gefunden. So entschied er sich für das krasse Gegenteil, einen No-Budget-Lauf. „Ich habe viele Angebote ausgeschlagen, weil ich etwas ganz alleine machen wollte“, sagt der 49-Jährige.

An Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht, seine Vorgänger auf der Deutschland-Durchquerung sieht er nicht als echte Sportler an. Wimmer: „Ich schaffe den Rekord.“

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