Wie schlecht ist die Luft? Fürth und Stein messen jetzt

8.1.2020, 12:30 Uhr
Wie schlecht ist die Luft? Fürth und Stein messen jetzt

© Thomas Scherer

Wenn Menschen buchstäblich die Luft weg bleibt, kann Stickstoffdioxid (NO2) einer der Auslöser sein. Die Nachrichten über den Schadstoff überschlugen sich auf dem Höhepunkt der Dieselkrise. Fahrverbote in Städten wurden gefordert und in wenigen Fällen auch durchgesetzt. Ist die Belastung höher als erlaubt, kann dies die Gesundheit schädigen und unter anderem Atemwegserkrankungen verschlimmern.

Doch wie viel Stickstoffdioxid ist überhaupt in der Luft? Vielerorts fehlen exakte Zahlen, denn es existieren nur wenige offizielle Messstationen. Fakt ist: Die Belastung ist in vielbefahrenen, eng bebauten Straßen besonders hoch. In Fürth und Stein will man es genauer wissen.

Die fest installierten NO2-Messstationen des Landesamtes für Umwelt (LfU), die Stein und Fürth am nächsten sind, stehen in der Von-der-Tann-Straße in Nürnberg und in der Residenzstraße in Ansbach. Die dort ermittelten Werte liegen zwischen zirka 20 und 70 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft pro Stunde, abhängig vom Verkehrsaufkommen und vom Wetter. Europaweit gilt ein Grenzwert von 40 Mikrogramm im Jahresmittel.

Das Fürther Rathaus muss davon ausgehen, dass dieser Grenzwert an mindestens einer Stelle im Stadtgebiet überschritten wird. Messungen mit mobilen Geräten, sogenannten Passivsammlern, sollen Gewissheit bringen.

Auf Bitten der Stadt hatte das LfU bereits 2018 Werte für Fürth berechnet, allerdings mit veraltetem Datenmaterial – jüngst musste es sich korrigieren: Der neu berechnete Jahresmittelwert in der Schwabacher Straße liegt bei 37 Mikrogramm (zuvor: 46) und damit unter dem Grenzwert, der in der Erlanger Straße bei 48 Mikrogramm (zuvor: 67).

Um verlässliche Zahlen zu haben, soll die NO2-Belastung nun ein Jahr lang an fünf Stellen mit Hilfe der Passivsammler dokumentiert werden. Sie wurden vor wenigen Tagen montiert: zwei in der Schwabacher Straße, zwei in der Erlanger Straße und – um einen Vergleich mit einer wenig belasteten Ecke zu haben – einer in der Nähe der Grünanlage an der Friedenstraße. Monatlich werden die Geräte ausgewechselt. Die Ergebnisse sollen so zuverlässig wie die der festen Stationen sein, sagt Umweltamtsleiter Jürgen Tölk auf Nachfrage.

Messungen sind der Stadt Stein zu teuer

Unterdessen wollen auch die Steiner Grünen wissen, wie schlecht die Luft ist. Schon im November 2018 hatten sie im Stadtrat darauf gedrängt, die Schadstoffkonzentration an der Hauptstraße zu ermitteln. Im April 2019 schließlich bestätigte das LfU der Stadt Stein, dass die Messmethode mit Passivsammlern zuverlässig ist. Um belastbare Daten zu haben, sollte ein offizielles Institut mindestens ein Jahr lang messen.

Außerdem machte das LfU darauf aufmerksam, dass Stein im Vergleich zu Nürnberg und Ansbach in einer "lufthygienisch günstigeren Situation" sei. Da an den beiden Messstellen der NO2-Gehalt zurückgegangen sei, sei das für Stein ebenso zu erwarten. Im Rathaus wurde darauf nachgerechnet: 28.000 Euro sollte es kosten, wenn ein entsprechendes Büro autorisiert würde. Diese Summe in den Haushalt 2020 einzustellen, lehnten die Stadträte jüngst mehrheitlich ab.

"Über welche Werte wir reden, wissen wir nicht", sagt der grüne Stadtrat Dietmar Oeder. Deshalb greift der Ortsverband nun zur Selbsthilfe: An vier Stellen an der B 14, wie an der Kreuzung Hauptstraße/Deutenbacher Straße, installierte er auf eigene Kosten und mit Genehmigung aus dem Rathaus Passivsammler. Sie sollen bis Anfang Februar dort hängen bleiben. Danach will der Ortsverband die Daten veröffentlichen.

"Wir haben dann einen Hinweis darauf, ob gehandelt werden muss", hofft Oeder. Sind weitere Messungen nötig oder sind sie angesichts niedriger Werte überflüssig, ist die Frage, die dann beantwortet werden kann.

 

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