Wilde Zustände am Bahnhof Siegelsdorf

19.10.2015, 19:34 Uhr
Wilde Zustände am Bahnhof Siegelsdorf

© Heinz Wraneschitz

Pendler, die mit dem eigenen Pkw zum Bahnhof Siegelsdorf fahren wollen, müssen sehr früh aufstehen. Um 6.45 Uhr ergattert man gerade noch eine freie Bucht, wer später kommt, muss lange durchs Wohngebiet kreisen und schaut im schlimmsten Fall dem abfahrenden Zug hinterher. Denn selbst auf den Stellplätzen auf der Bahnhofs-Südseite und im Gewerbegebiet gibt es keine Lücke mehr.

Verantwortlich für den ungeheuren Parkdruck sind nach Meinung von Experten derzeit Dauerstaus auf der Baustellen-geplagten Südwesttangente, die der Bahn Kunden zutreiben. Aber auch Zuzügler in den neuen Wohngebieten in Tuchenbach, Seukendorf oder Obermichelbach schätzen die attraktiven Zugverbindungen; Siegelsdorf gilt ohnehin als wichtiger Knoten auf der Hauptstrecke Nürnberg-Würzburg.

"Wir können doch kein Parkhaus bauen"

Veitsbronns Bürgermeister Marco Kistner (CSU), bis zu seiner Wahl im März 2014 selbst täglicher Zugfahrer, sieht keine Möglichkeit, dem Durcheinander Herr zu werden. „Wir können doch kein Parkhaus bauen, damit die Nachbarn da parken können“, stöhnt das 34-jährige Gemeindeoberhaupt. Denn anhand der Kfz-Kennzeichen könne man ablesen, dass viele Pendler aus den Landkreisen Neustadt/Aisch-Bad Windsheim oder Erlangen-Höchstadt stammen. Zudem findet es Kistner „sehr bedauerlich“, dass die Bahn sich aus der Verantwortung für die Park-and-Ride-Plätze stehle und seit einigen Jahren die Aufgabe an die Kommunen abwälze. Sie sind jetzt für die Parkangebote zuständig.

Ende 2014 flatterte dem frisch gewählten Bürgermeister ein Schreiben des Schienenunternehmens auf den Schreibtisch. Die Bahn bot ihre Flächen rund um den Siegelsdorfer Bahnhof der Gemeinde zum Kauf an, „zum Wohnlandpreis“, wie Kistner klagt, und der liegt in Veitsbronn bei rund 200 Euro für den Quadratmeter. Dass der Konzern zudem vorschlug, auf bestehendem Parkraum Wohnbebauung hochzuziehen, wurmte den Gemeindechef besonders. „Wir haben jetzt andere Probleme“, kontert er und verweist auf die schwierige Erweiterung von Gewerbe- und Wohngebieten, die Ausweitung der Kinderbetreuung und die Frage, wie man Flüchtlinge im Ort integriere.

Analyse ist kostenlos

Beim Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) sieht man die Sache etwas anders. Stelle die Kommune einen Antrag, führe der VGN - kostenlos - eine Bedarfsanalyse am Bahnhof durch. Anhand der Daten über Pendlerströme, Einzugsbereiche und Zeitschienen könne man erkennen, wie groß der Bedarf für neuen Parkraum tatsächlich sei, sagt VGN-Sprecher Manfred Rupp.

Die Expertise wiederum sei Grundlage, um bei der Regierung von Mittelfranken einen Förderantrag einzureichen. Aus Landesmitteln werde der Bau neuer P+R-Flächen mit bis zu 55 Prozent bezuschusst, betont Rupp. Natürlich müsse die Gemeinde dafür erst die Flächen erwerben.

Doch Veitsbronn trage die Lasten „keineswegs alleine“, erinnert Rupp, schließlich habe der Landkreis sein Busnetz zugunsten dieser Bürger ausgeweitet: Veitsbronner und selbst Siegelsdorfer könnten jetzt mit öffentlichen Verkehrsmitteln direkt bis zu den Bahnsteigen fahren, sagt der VGN-Sprecher mit Blick auf Ortsansässige, die ebenfalls Parkraum am Bahnhof beanspruchen. Die beste Lösung sei, das „wilde Parken abzuschaffen“ und neue Plätze zu bauen.
 

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