Wilhermsdorf: Open Air mit drei Bands

26.8.2016, 06:00 Uhr
 Wilhermsdorf: Open Air mit drei Bands

© Foto: B. Dietz

Auf der Bühne stehen The Factory, Lolas Radio und Grateful Life. Auf welche Musik dürfen sich die Besucher freuen?

Herbert Kropstat: Von Hendrix bis zu Supertramp gibt’s was auf die Ohren, Rock und Blues aus den 60er bis 80er Jahren. Aber es werden nicht nur Coverversionen gespielt, sondern auch eigene Songs.

Norbert Scheiderer: Außer einer großen Rockparty ist es auch ein Benefizkonzert. So nimmt jeder das Gefühl mit nach Hause, einen kleinen Beitrag für eine gute Sache geleistet zu haben.

 

Es gibt viele Vereine und Organisationen, die Gutes tun und für die man sammeln könnte. Wieso haben Sie sich für die Orienthelfer entschieden?

Scheiderer: Ich hatte das Glück, den Gründer der Orienthelfer, den Münchner Kabarettisten Christian Springer, persönlich kennenzulernen. Mein erster Kontakt war bei einem Besuch eines Kabarettabends mit ihm. Im ersten Teil war er damals in der Rolle des Fonsi, des Kassierers in Schloss Neuschwanstein, im zweiten Teil hat er von seinen Reisen nach Syrien oder in den Libanon erzählt. Das hat mich sehr beeindruckt und ich habe seither ganz, ganz großen Respekt vor der Arbeit von Christian Springer.

Kropstat: In meinem Beruf als Polizist begegnet mir immer wieder dieser alltägliche Rassismus. Als Norbert und ich uns darüber unterhalten haben, habe ich zu ihm gesagt ,Dagegen müsste man mal was machen‘, und so ist die Idee des Open Air geboren, bei dem wir für die Orienthelfer sammeln.

 

Was unterscheidet die Orienthelfer aus Ihrer Sicht von anderen Organisationen?

Scheiderer: Zunächst einmal kann man ganz sicher sein, dass das Geld auch ankommt. Orienthelfer hält die Verwaltungskosten sehr klein, auch weil sehr viele Menschen ehrenamtlich mithelfen. Christian Springer und andere sind selbst in den Lagern, um sich vor Ort anzuschauen, was gebraucht wird. Sogar in Syrien selbst ist die Organisation noch aktiv und unterstützt Menschen mit Lebensmitteln oder Brennstoff.

Kropstat: Ich finde, es ist der beste Weg, in den Lagern zu helfen, denn dort sind die Menschen gestrandet, die nichts mehr haben, die sich keinen Schlepper leisten können. Wenn in den Lagern menschenwürdige Bedingungen herrschen, dann muss sich vielleicht niemand auf den gefährlichen Weg nach Europa machen.

 

Und ein bisschen konkreter – wie wird geholfen?

Scheiderer: Es werden Lebensmittel verteilt, Feldküchen und Schulen eingerichtet in den Lagern im Libanon, in Jordanien oder der Türkei. Da es in den provisorischen Unterkünften immer wieder zu Bränden kommt, werden hierzulande nicht mehr benötigte Feuerwehrgerätschaften hintransportiert.

Kropstat: Besonderer Einsatz gilt den Kindern, die Unvorstellbares erlebt haben. Für jedes Kind gibt es ein Kuscheltier, meist ihr einziges Spielzeug. Die Orienthelfer haben einen Verlag gefunden, der Kinderbücher in arabischer Sprache druckt. Bildung ist ja immens wichtig. Auch wir sammeln beim Open Air übrigens Kuscheltiere, die bitte gewaschen abgegeben werden sollten.

 

Welche Wunschsumme möchten Sie bei den Orienthelfern abliefern?

Scheiderer: Je mehr, desto besser. Wir rechnen mit 500 plus x Besuchern, die Karten kosten zehn Euro, und normalerweise kommt über den Getränke- und Essensverkauf nochmals diese Summe herein. Das wären dann 10 000 Euro.

Kropstat: Darauf könnten wir stolz sein.

 

Aber Ihre Kosten müssen Sie noch abziehen?

Scheiderer: Nur die Einkaufskosten für Getränke und Essen.

Kropstat: Wir haben eine unglaubliche Solidarität erlebt, als wir das Open Air geplant haben: Die Tellschützen stellen uns ihr Gelände unentgeltlich zur Verfügung, wir haben Helfer vom TSV, von der örtlichen Feuerwehr, der DLRG, und auch die Gemeinde Wilhermsdorf unterstützt uns, wo sie nur kann. Die Nachbargemeinde Markt Erlbach stellt den Toilettenwagen, und alles kostet nichts.

Scheiderer: Wir haben sogar einen Busunternehmer, der zum Selbstkostenpreis einen Shuttle anbietet. Wer will, fährt mit der Zenngrundbahn bis Wilhermsdorf-Mitte und kann nach dem Konzert gegen 23 Uhr für fünf Euro mit dem Bus zurück über Langenzenn, Siegelsdorf zum Bahnhof Fürth fahren. Entspannter geht ein Konzertbesuch nicht.

 

Sie haben einen ungewöhnlichen Schirmherren für das Open Air, nämlich die Gewerkschaft der Polizei. Wie kam es dazu?

Kropstat: Factory, die Band, bei der Norbert Schlagzeuger ist, ist eine reine Benefizband. Sie spielt nie gegen Gage, nur für den guten Zweck. Sie steht nie gemeinsam mit einem Politiker auf der Bühne. Und da hatte Norbert die Idee, die Gewerkschaft der Polizei zu fragen, ob sie die Schirmherrschaft übernehmen will. Bei meinem Beruf war das naheliegend.

Wutzdog Open Air: 27. August, 16.30 Uhr (Einlass ab 15.30 Uhr) Schützenstraße 10, Wilhermsdorf. Bei jedem Wetter, es steht ein Zelt zur Verfügung. Eintritt 10 Euro; mehr Info unter www.orienthelfer.de

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