Zirndorf: Schüler sollen Lehrer auf die Sprünge helfen

19.12.2019, 18:32 Uhr
Zirndorf: Schüler sollen Lehrer auf die Sprünge helfen

© Foto: Armin Leberzammer

"Unterricht 3.0" heißt das Format, das Lehrerin Christiane Werkmeister den Gästen gemeinsam mit Schülern der sechsten Klassen präsentierte. Jedes Mädchen und jeder Junge hat ein eigenes Tablet, an dem die Jugendlichen eigenständig üben und testen – und zwar fächerübergreifend. Während der eine sich an geometrischen Figuren versucht, analysieren andere einen Text.

Kein reines Geklicke übrigens, denn stets werden Ergebnisse oder Rechenwege parallel im Schulheft notiert und dokumentiert. Fast ausnahmslos arbeiten die Jugendlichen hochkonzentriert, was aber möglicherweise auch an den vielen fremden Gesichtern liegen könnte, die ihnen über die Schulter blicken.

"Der eine braucht etwas mehr Unterstützung und Aufmerksamkeit, der andere etwas weniger", sagt Christiane Werkmeister, "da gibt es eigentlich keinen Unterschied zum analogen Unterricht von früher." Die Verlockung von Spiele-Apps und Ähnlichem hat man an der Mittelschule Zirndorf durch eine technische Lösung gebannt: Die kleinen Programme können werktags zwischen 8 und 16 Uhr überhaupt nicht geöffnet werden.

Den Lehrkräften steht für die Gestaltung des digitalen Unterrichts mittlerweile eine fast unüberschaubare Zahl an Apps und Materialien zur Verfügung.

Unter anderem darauf hat Joscha Falck, Schulentwicklungsmoderator und selbst Lehrer an einer mittelfränkischen Mittelschule, in seinem Vortrag über die digitale Schulentwicklung hingewiesen. Hier einen Leitfaden zu schaffen, ist für ihn eine der zentralen Aufgaben der Schulleitungen: "Rektoren sind Transformationsmanager. Dabei sind weniger Wissen und Können gefragt, sondern Haltung und Offenheit gegenüber flachen Hierarchien."

Algorithmen können nicht alles

Die Digitalisierung in den Schulen sei eine "Führungsaufgabe allererster Güte". Schließlich betreffe sie nicht nur den Unterricht, sondern letztlich das gesamtgesellschaftliche Umfeld. Bei den Lerninhalten solle man sich mehr und mehr auf all jenes konzentrieren, was sich nicht automatisieren lasse. "Teamfähigkeit, Kreativität und Kommunikation sind die Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts, die kein Algorithmus und keine künstliche Intelligenz übernehmen kann", so Falck.

Für die Pädagogen bedeute dies "Fortbildung, Fortbildung, Fortbildung" und eine hohe Bereitschaft zur Kommunikation untereinander und gegenüber den Eltern. Akzeptanz erreiche man nur durch Information. Gleichzeitig wandelten sich im Zuge der Digitalisierung die Selbst- und Fremdbilder der Lehrerinnen und Lehrer. Dabei darf – und soll laut Joscha Falck – unbedingt das vorhandene Wissen der Schüler mit genutzt werden. "Die Jugendlichen haben oft ein viel höheres Anwenderwissen bei digitalen Medien." Deshalb könnten sowohl ältere Schüler die Jüngeren als Mentoren coachen, als auch ihre Lehrer bei bestimmten Inhalten fortbilden und unterstützen. Man lernt eben nie aus.

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