Bucherscheinung

Arthur Rosenbauer geht den Uhlberg-Mythen auf den Grund

13.12.2021, 05:25 Uhr

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Er ist Liedermacher, Weltenbummler und Heimatkundler. Und als solcher hat es dem Treuchtlinger Arthur Rosenbauer der geheimnisumwobene Uhlberg besonders angetan, dem er nun sein neues Buch widmet. Um diese Bergkuppe im Westen der Altmühlstadt ragen sich etliche Legenden, die Geschichte dieses Fleckchens Erde wurde bislang nur lückenhaft aufgearbeitet. Der Autor widmet sich gekonnt beiden Phänomenen.

"Im Grenzgebiet zwischen Wahrheit und Mystik" heißt deshalb äußerst treffend der Untertitel des 270 Seiten umfassenden und mit 200 Bildern bestückten Werkes. Darunter die originale Stiftungsurkunde aus dem Vatikanarchiv in Rom. Wer das "Geheimnis Uhlberg", so der eigentliche Titel des Buches, gemeinsam mit dem Urheber lüften will, kann es für 18,90 Euro über die Buchhandlungen im Landkreis beziehen oder über die Touristinformation Treuchtlingen sowie die Druckerei Braun & Elbel in Weißenburg.

Heimatforscher Arthur Rosenbauer hat nun ein Burg über den Uhlberg veröffentlicht. 

Heimatforscher Arthur Rosenbauer hat nun ein Burg über den Uhlberg veröffentlicht.  © wug-tk-rosenbauer-20211209-110635_app11_00.jpg, NN

Rosenbauer hat sich schon seit seiner Jugend mit der Heimatgeschichte in Altmühlfranken beschäftigt. Intensiv zum Buchthema recherchierte er zehn Jahre. Heraus gekommen ist ein Buch, das jenes Gebiet für jedermann hautnah erlebbar macht.

Mehr als das: Durch die Forscherarbeit steht das besagte Areal nun auch wissenschaftlich auf festen Füßen. Was bitter nötig schien. Denn "es waren lange viele Gerüchte im Umlauf, von denen wenige etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben", betont der Forscher.

Ein Kloster zum Beispiel habe es hier nie gegeben. Die akribische Spurensuche lieferte dabei recht Überraschendes zutage. So ist nun eine unerwartet dichte Besiedlung des Uhlbergs von der Hallstattzeit (von der zahlreiche Gräberfunde zeugen) bis in die Anfangszeit des 30jährigen Krieges belegt.

Arthur Rosenbauer geht den Uhlberg-Mythen auf den Grund

© Arthur Rosenbauer

Außerdem förderte der Treuchtlinger Werkzeuge aus der Steinzeit zutage - aus einem Gestein, das in unserer Region gar nicht vorkommt! Möglich scheint ein Alter von über 10.000 Jahren.


Zerstörung auf Anordnung


Aus der Römerzeit kann der Autor mit Funden von Geschirr und Münzen aufwarten. Freilich widmet sich der Verfasser ebenso der Geschichte der (zeitweise bewohnten) Uhlbergkapelle aus der Mitte des 15. Jahrhundert. Das Wallfahrtskirchlein fiel übrigens nicht wie oft behauptet einem aufgebrachten Bauernhaufen im Bauernkrieg zum Opfer, wie der Heimatkundler herausfand. Zerstört wurde es vielmehr auf Anordnung des Neuburger Pfalzgrafen Ottheinrich knapp 100 Jahre später. Mit der Entdeckung von Mosaikkacheln und vielen Spuren im Mauerwerk "bringt Rosenbauer die Ruine zum sprechen, ohne gegraben zu haben", würdigt Archäologie-Kreisheimatpfleger Werner Somplatzki. Für seine Erkenntnisse stöberte der so gewürdigte in zahlreichen Archiven und machte sich zu Fuß rund 300mal (!) auf ins Gelände vor Ort.

Fauna und Flora, Geologie und Geschichte: Alles kommt zu seinem Recht, gepaart mit Wandervorschlägen. Die Auswertung der Scherbenfunde übernahm Somplatzki selbst. Und machte dabei mutmaßliche Bekanntschaft mit der sagenumwobenen "weißen Frau", die sich angeblich ihr Refugium hier auserkoren hat. Zumindest versagten ihm eines Tages im Rahmen der Forscherarbeit sowohl das gerade aus der Werkstatt geholte Auto ebenso wie das frisch aufgeladene Mobiltelefon ihre Dienste. "Aber es wird auch viel an der Mystik gearbeitet", relativiert Rosenbauer.


Spuk und Horror: Die Grusel-Kapelle im Altmühltal


So hätten sich etwa angebliche Blutspuren an der Kapelle als rotes Hydrauliköl entpuppt – entsprechende Spurenleger hat der Forscher in flagranti ertappt. Und die drei mutmaßlichen Selbstmörder aus dem Jahr 2000, denen einst drei (jetzt entfernte) Todesmarterl gewidmet waren, haben nie existiert. Sehr wohl aber gab es etwa 100 Meter Luftlinie vom "Uhlberg-Häusla" aus dem Jahr 2014 einmal ein bis in die napoleonische Zeit existierendes Jagdhaus als Vorgängerbau, auf dessen verbrannte Überreste der Buchautor in Form von Holzkohle stieß. Somplatzki hält das Werk für einen "wichtigen und längst überfälligen Baustein der örtlichen Heimatkunde".
Mit im Boot war bei den Forschungen auch Ralf Rossmeissl vom Freilandmuseum Bad Windsheim, der mit seinem Wissen über historische Baugeschichte unterstützte.


Überreste eines Walls


Die gemeinsame Sprache der Archivalien und der Funde sowie Thermolumineszenz-Analysen erhärteten wichtige Daten und beendeten Spekulationen. Rosenbauer selbst durfte nach Vorgaben des Landesamts für Denkmalpflege lediglich Oberflächenfunde verwerten beziehungsweise solche, die Harvesterarbeiten nach oben befördert haben.

Die Beseitigung von deren Schäden offenbarte zudem die Überreste eines archäologisch interessanten Walls. Alte Steinbrüche, verwachsene Mauerreste, wahrscheinlich keltische Viereckschanzen (die auf eine Siedlung oder auf ein Heiligtum hindeuten): der Forscher tauchte tief in die Geschichte ein.
Doch er förderte dabei ein neues Rätsel zutage – warum gab es keine Funde aus der Bronzezeit?

Nicht fehlen durfte die Erforschung der einzelnen mittelalterlichen Höfe. Für die Zukunft wünscht er sich, dass sich Fachgremien des Uhlbergs näher annehmen und sich die Städte Treuchtlingen und Donauwörth zusammensetzen – sie teilen sich nämlich je zur Hälfte das Areal, für das in einer gemeinsamen Anstrengung etwa ein Audioguide installiert werden könnte, regt Rosenbauer die jeweiligen Verwaltungen zur Kooperation an. Zumindest aber sollten es Info-Tafeln mit QR-Code sein.

Schon jetzt aber sei mit dem Buch ein großer Wurf gelungen, unterstreicht Somplatzki. Denn über den Uhlberg "gab es bisher lediglich einige Aufsätze aus den 1920er und 30er Jahren, doch diese Schriftstücke sind oft fehlerhaft und unvollständig". Nun aber hat sich das Bild dieses Gebietes geändert.

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