Flüchtlings-Schüler bereiten Kopfzerbrechen

18.9.2015, 11:30 Uhr
Flüchtlings-Schüler bereiten Kopfzerbrechen

© Jürgen Eisenbrand

Und dennoch: Eine Angelegenheit bereitet dem neuen Schulrat Eduard Gradl und seinem Stellvertreter Fritz Fel­leiter gehöriges Kopfzerbrechen: die wachsende Zahl schulpflichtiger Flüchtlingskinder.

Zwar beteuerten bei einem Pressegespräch im Landratsamt beide, dass man „auf alle Eventualitäten gut vorbereitet“ sei und deshalb die „Probleme gut lösbar“ seien. Aber dass die schulische Betreuung von Kindern, die kein Deutsch sprechen und auch das lateinische Alphabet erst erlernen müssen, „eine große Herausforderung“ (Gradl) ist, wissen sie natürlich auch.

Ein Mittel, um Flüchtlingskinder möglichst schnell in den normalen Schulalltag zu integrieren, ist die Einrichtung von fünf (bisher: eine) sogenannten „Übergangsklassen“: an der Stephani-Mittelschule in Gunzenhausen und der Mittelschule in Weißenburg sowie an den Grundschulen Ales­heim-Emetzheim, Heidenheim und Treuchtlingen. „In solche Klassen kommen Schüler mit besonderen Anforderungen“, erklärt Eduard Gradl, also (auch ältere) Kinder, die „alphabetisiert“ werden und erste Sprachkenntnisse erwerben müssten.

Ziel der Übergangsklassen ist, wie schon der Name ausdrücken soll, „dass die Schüler möglichst schnell den Wechsel in Regelklassen schaffen und so wieder Plätze für neue Flüchtlinge freimachen“, sagt Gradl. Denn die Integration der Kinder funktioniere in ganz „normalen“ besser als in Ü-Klassen, wo sie unter sich seien und weniger Kontakt zu deutschen Mitschülern hätten.

Wie schwierig das Thema ist, wie differenziert man vonseiten der Schulen und des Schulamts handeln muss, machte Fritz Felleiter deutlich: „Wir müssen über jeden Fall ganz individuell entscheiden, denn die Kinder kommen ja mit ganz unterschiedlichen Entwicklungsständen zu uns.“ Klar sei jedoch, dass sich alle an deutsche Gepflogenheiten anpassen müssten, was bei älteren Kindern, „die länger zu Hause sozialisiert wurden, schwieriger ist als bei jüngeren“. Da müsse man rechtzeitig auch Grenzen aufzeigen: „In unseren Schulen gelten knallharte Regeln. Und die sind für alle gleich.“

Planungen sind schwierig

Erschwert wird die Planung des Schulamtes, weil zum jetzigen Zeitpunkt niemand weiß, wie viele schulpflichtige Flüchtlingskinder letztendlich im Landkreis landen werden; und auch deren Verweildauer vor Ort ist unklar. Klar hingegen ist, dass man vonseiten des Amtes alles unternehmen will, damit der ganz normale Unterricht nicht leidet. Felleiter: „Wir möchten nicht, dass Klagen kommen, dass die Schüler nichts mehr lernen, weil zu viele Flüchtlingskinder in der Klasse sitzen.“

Im Schulamt glaubt man, für diese Herausforderungen gut gerüstet zu sein: Einige Lehrkräfte mit entsprechender Zusatzausbildung seien bereits verfügbar, weitere würden nach und nach geschult. Außerdem habe man überall in der Planung „relativ große Puffer“ eingebaut, so Felleiter, sodass man schnell reagieren könne. Und Schulrat Gradl ergänzt: „Wir werden die Entwicklung jetzt mal beobachten und dann eventuell personell sogar noch einmal nachbesetzen.“ Es gebe in München entsprechende Finanztöpfe, sodass er hoffe, „dass wir damit alles auffangen können“.

Probleme in den Schulen, Konflikte zwischen einheimischen Schülern und Flüchtlingskindern befürchten Gradl und Felleiter dabei nicht: „Es herrscht eine große Willkommenskultur“, hat Gradl, der zuletzt als Schulrat in Nürnberg für etwa 80 Schulen zuständig war, beobachtet: „In vielen Schulen heißt es freundlich ,Hallo, kommt rein!’, und in den Gängen hängen die Flaggen jener Länder, aus denen die Kinder kommen.“ Und Fritz Felleiter findet es ebenso erfreulich wie „erstaunlich, wie Kinder mit Kindern umgehen. Die werden an der Hand genommen und dürfen sofort mitspielen.“ Wenn man die Kinder auf dem Pausenhof beobachte, „merkt man gar nicht, dass da Asylanten dabei sind“.

Eine Haltung, über die sich die Schulamtsspitze auch bei Erwachsenen freuen würde, denn da gebe es durchaus immer mal wieder Vorbehalte. Deshalb, so Gradl, sei es ihm wichtig, zwei Dinge zu betonen: Man könne Flüchtlingskinder in den Schulen auch als Bereicherung sehen. Und auch wenn manche Kritiker das angesichts des großen Engagements der Schulen für diese Kinder zu glauben scheinen: „Es wird dadurch niemandem etwas weggenommen!“

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