Gunzenhausen geht leer aus
16.7.2010, 13:13 UhrAm Mittwoch kamen Ministerpräsident Horst Seehofer, Innenminister Joachim Herrmann und Abgeordnete aus den Regionen Augsburg, Donauwörth und Westmittelfranken zusammen. Teilnehmer an der zweistündigen Diskussion war auch Gerhard Wägemann ( CSU),Stimmkreisabgeordneter aus Weißenburg.
Wie er dem Altmühl-Boten berichtete, sprach sich Seehofer ganz klar für Augsburg aus. Es gab im vergangenen Jahr einen einstimmigen Landtagsbeschluss, wonach Augsburg einen Rettungshubschrauber bekommen soll. Bisher klaffte in dieser Hinsicht in der drittgrößten Stadt in Bayern eine große Lücke. Zu bedenken sei außerdem, dass die Augsburger Klinik zum Universitätsklinikum aufgewertet wird und die Augsburger massiv in Vorleistung gehen wollen. Sie haben vor, direkt auf dem Klinikumgelände eine Plattform für den Hubschrauber zu bauen.
Gunzenhausen kam in dem zweistündigen Gespräch eher am Rande vor. Als Hauptkonkurrent für Augsburg trat Donauwörth mit dem dortigen CSU-Abgeordneten Georg Schmid, immerhin Fraktionsvorsitzender, auf. Die Kreisstadt an der Donau hatte lange Zeit gute Aussichten, den Zuschlag für den Rettungshubschrauber zu bekommen, denn ein Gutachten favorisierte diesen Standort. Den Westmittelfranken wurde der mehr oder weniger leise Vorwurf gemacht, dass sie Gunzenhausen erst vorschlugen, nachdem der Landtag für Ausburg votiert und das Gutachten Donauwörth empfohlen hatte.
Laut Gerhard Wägemann wird es nun aber definitiv einen weißen Fleck bei der Luftrettung geben, und zwar im nördlichen Landkreis Donau-Ries und im südlichen Landkreis Ansbach. „Dieser Fleck muss geschlossen werden, das ist zwingende Voraussetzung für das weitere Vorgehen“, betont Wägemann. In dieser Hinsicht sei die Runde beim Ministerpräsidenten einer Meinung gewesen. Weißenburg-Gunzenhausen werde dagegen bereits jetzt ausreichend von Nürnberg aus versorgt, hier könnten die Fristen und Distanzen eingehalten werden.
Den Bayern schwebt vor, dass nun das Nachbarland Baden-Württemberg ins Spiel kommt. Entsprechende Gespräche soll Innenminister Herrmann führen. Baden-Württemberg sei noch meilenweit von dem bayerischen Standard entfernt. Wenn die Schwaben nun nachlegen wollten, dann müssten sie einen Standort wählen, der den erwähnten weißen Fleck in Bayern mit abdecke.
„Sollte das nicht gelingen, müsste der zweite Nürnberger Hubschrauber nach Gunzenhausen“, argumentiert Wägemann weiter. Ihm ist allerdings bewusst, dass hier die Krankenkassen, die ja die Luftrettung zu bezahlen haben, ein Wort mitreden werden.
Für Wägemann steht fest, dass sich die Politiker im westlichen Mittelfranken, allen voran der Ansbacher Landrat Rudolf Schwemmbauer (CSU), richtig verhalten hätten, nämlich an einem Strang zu ziehen, um etwas für die Region zu erreichen. Auch er persönlich habe sich stark ins Zeug gelegt für den Standort Gunzenhausen, betont Wägemann und erinnert an den klaren Willen, den Bürgermeister Joachim Federschmidt für seine Stadt zum Ausdruck gebracht habe.
Letztendlich müsse man auch die weiteren Fakten sehen. Ein Hubschrauber- Standort bedeute eben nicht, dass alle Patienten in die dortige Klinik kämen. Vielmehr fliege der Hubschrauber zu der Klinik, wo die Patienten die bestmögliche Versorgung bekommen, und das könne in vielen Fällen ganz woanders sein.
Mehr Engagement erwartet
Für die SPD-Landtagsabgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Christa Naaß ist die Entscheidung gegen Gunzenhausen und Donauwörth „ein Schlag ins Gesicht der Städte und Landkreise in Mittelfranken, die sich für Gunzenhausen ausgesprochen und eine gemeinsame Resolution verabschiedet hatten“. Naaß hätte sich von den mittelfränkischen CSU-Politikern mehr Einsatz für Mittelfranken und für den Standort Gunzenhausen erwartet. Bei einem Standort Augsburg gebe es nach wie vor „weiße Flecken“ im nördlichen Ries und Westmittelfranken, die dringend abgedeckt werden müssten. Die Obererlbacherin fordert deshalb Innenminister Herrmann und Ministerpräsident Seehofer auf, den Standort Gunzenhausen nach wie vor im Auge zu behalten und eine Lösung für Westmittelfranken zu suchen. Möglich wäre es nach Meinung der Abgeordneten, von anderen Standorten südlich der Donau oder eventuell auch Nürnberg, die eine Doppelbelegung vorzuweisen haben, einen der beiden Rettungshubschrauber nach Gunzenhausen zu verlegen, um den unversorgten Bereich abzudecken.