Gunzenhausen: Immer mehr Kids ritzen sich

20.6.2019, 12:17 Uhr
Gunzenhausen: Immer mehr Kids ritzen sich

© Diakonie

Anhand einer Fallgeschichte des gleichaltrigen Alex tauchten die Jungen und Mädchen in ihnen vertraute Problemlagen wie Liebeskummer, schlechte Noten, Zukunftsängste und Versagensängste ein und erarbeiteten sich Möglichkeiten, mit diesen Herausforderungen gut umzugehen.

"Selbstverletzungen sind insbesondere im Jugendalter ein bekanntes Phänomen – allerdings treten sie zunehmend auf und die Erscheinungsformen haben sich in den vergangenen Jahren verändert", so die beiden Mitarbeiter der Diakonie Weißenburg-Gunzenhausen.

"Heutzutage haben verstärkt die neuen Medien Einfluss auf junge Menschen. Dabei sind Videos und Fotos mit Selbstverletzungen im Umlauf und animieren zum Nachahmen", sagt Stephanie Göggerle. Hinter jeder Selbstverletzung stecke jedoch ein Leidensdruck, den man ernst nehmen müsse.

Persönliche Gespräche

Als Anlaufstellen gibt es beispielsweise die Eltern- und Jugendberatung sowie die Jugendsozialarbeit an Schulen. In persönlichen Gesprächen wird ergründet, welche Ursachen hinter dem Ritzen stecken könnten, welche Lösungen für die Problemlagen denkbar wären und – ein sehr wichtiger Schritt – welche Alternativen es gibt, mit Stress umzugehen.

In einer spielerischen Aktion setzten sich die Schüler in den Unterrichtseinheiten deshalb mit dem Thema auseinander. Göggerle brachte den Jugendlichen nahe, welch fataler Kreislauf in Gang gesetzt wird, wenn sich jemand selbst verletzt. Enorme Gefühlslagen, wie sie häufig in der Pubertät vorkommen, erzeugen einen Leidensdruck, der in einer Handlung wie Ritzen kurzfristige Entlastung finden kann. Darauf folgt erstmal ein positives Gefühl, da Glückshormone ausgeschüttet werden. Nach der Handlung kommt es allerdings rasch zu Schuldgefühlen und dieser Druck mündet letztlich wieder in Stress, der sich im schlechtesten Falle sein Ventil in erneutem Ritzen sucht. Zudem bleibt das eigentliche Problem bestehen und wird durch das schlechte Gewissen sogar verschärft.

Am wichtigsten sei es auf jeden Fall, dass man die Person nicht verurteilt oder ihr gar weitere Vorwürfe macht. Für denjenigen da sein, ihm zuhören und ihm Mut machen, sind Schlagworte, die auf den Plakaten zu lesen sind, auf denen die Ergebnisse in großer Runde zusammengetragen wurden.

Jeder Schüler erhielt noch eine Notfallkarte, auf der Telefonnummern notiert sind, an die sich die jungen Menschen in einer psychisch belastenden Ausnahmesituation wenden können. Wie gut es tun kann, sich etwas Positives und Wertschätzendes zu sagen, wird mit der Abschlussaktion verdeutlicht: Die Schüler sind dazu aufgefordert, sich Komplimente zu machen und positive Dinge zu sagen.

Solche wertschätzenden Sätze haben eine immense Wirkung, können gut tun und das Selbstbewusstsein enorm stärken – egal ob man nun Kind, Jugendlicher oder Erwachsener ist.

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