Gunzenhausen: "Sportlicher" Zeitplan für Großprojekt

7.6.2018, 06:10 Uhr
Gunzenhausen:

© Wolfgang Dressler

Diesen Vergleich zwischen dem "Pott" und dem Zentrum des Fränkischen Seenlands zog Thomas Uhrig beim Spatenstich am Trafohaus in Höhe des Gasthauses Lehner. Er ist Chef der Firma Helmut Uhrig Straßen- und Tiefbau GmbH in Geisingen/Baden-Württemberg. Das Unternehmen hat aus dem Gunzenhäuser Rathaus den Auftrag für die Rohbauarbeiten bekommen (8,09 Millionen Euro). Die Zufriedenheit darüber war in Geisingen groß — und die Bereitschaft der Mitarbeiter, für einige Monate die Woche über in Gunzenhausen zu arbeiten, ebenfalls. Die Rahmenbedingungen im Fränkischen erscheinen den Uhrig-Leuten attraktiv, jedenfalls liegt ihnen der hiesige Raum von den Kilometern und von der Mentalität her näher als das Ruhrgebiet, wo Uhrig ebenfalls gut im Geschäft ist. So deutete es Thomas Uhrig mit einem Lächeln an. Für Zufriedenheit bei den Gunzenhäuser Verantwortlichen sorgt die Tatsache, dass sich der Geschäftsführer selbst um die Baustelle an der Promenade kümmern wird.

Stadtwerke indirekt beteiligt

Wie mehrfach berichtet, ist das Vorhaben Stauraumkanal mit Hochwasserpumpwerk seit Jahren vorbereitet worden. Fachliche Hilfestellung gab das Ingenieurbüro Miller in Nürnberg. Eng war die Kooperation mit dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach. Die Stadtwerke Gunzenhausen, ein Tochterunternehmen der Stadt, trugen ihren Teil dazu bei, dass es überhaupt losgehen konnte, denn im Bereich der Promenade liegen zahlreiche Leitungen. Zudem bauten die Stadtwerke am Oettinger Parkplatz ein neues Schalthaus. Bisher war man ausschließlich auf das Schalthaus in zentraler Lage der Promenade angewiesen. Die Versorgungssicherheit wird damit erhöht.

Wie Bürgermeister Karl-Heinz Fitz weiter darlegte, fielen die politischen Entscheidungen in den Gremien des Stadtrats einstimmig. Stark gefordert war schon bisher — und so wird es wohl auch bleiben — das Stadtbauamt. Möglicherweise gilt das auch für die Anwohner. Sie werden über längere Zeit hinweg mit einer Baustelle leben müssen. Allerdings richten sich hier die Hoffnungen auf die Kompetenz der Firma Uhrig. Sie praktiziert ein patentiertes System, das bei der Verlegung von Kanälen ohne Spundwände auskommt. Lärm und Erschütterungen halten sich dadurch in Grenzen, so die feste Erwartung.

Der Auftrag für die technische Ausrüstung ging im Übrigen an die Nürnberger Firma Reitinger GmbH. Für die Elektrotechnik und die Mess- und Steuerungstechnik wird die Firma Elektro Hofmockel aus Rohr zuständig sein.

Der Stauraumkanal mit Pumpwerk (dieses entsteht am Schießwasen-Festplatz) wird neun Millionen Euro erfordern. Davon entfallen auf die Stadt 7,9 Millionen Euro. Den verbleibenden Rest übernimmt der Freistaat Bayern. Mit dem Abschluss der Arbeiten ist bis Mitte 2019 zu rechnen. Der Zeitplan gilt als "sportlich", aber durchaus als machbar.

Der neue Kanal wird sich von der Altmühlbrücke bis zur Stadthalle erstrecken (830 Meter) und wird einen Durchmesser von bis zu zwei Metern haben. Hinzu kommen weitere Rohrleitungen sowie eine Sickerwasserleitung. Sie dient der besseren Entwässerung des künftigen Hochwasserdamms.

Mehr Volumen schaffen

Vorrangige Aufgabe des Stauraumkanals ist die Binnenentwässerung. Das Kanalnetz erhält deutlich mehr Volumen (plus 2350 Kubikmeter) und ist damit gegen extrem starke Regenfälle, die in der Vergangenheit für massive Probleme in der Innenstadt sorgten, besser gewappnet. Das Pumpwerk verfügt über drei Pumpen, jede von ihnen kann 2400 Liter Wasser pro Sekunde in die nahe Altmühl befördern. Zum Vergleich: Der normale Abfluss der Altmühl liegt bei 700 Litern je Sekunde. Michael Miller stellte zusammenfassend fest: "Die Binnenentwässerung ist damit gewährleistet." Der Stauraumkanal werde aber auch für die Mischwasserbehandlung geschaffen. Hier müsse die Stadt Gunzenhausen erhöhte Anforderungen erfüllen, und nach vielen Gesprächen und Überlegungen habe sich herausgestellt, dass der Stauraumkanal die beste Lösung dafür sei.

Das Büro Miller ist seit langem Partner der Stadt Gunzenhausen bei allen Fragen der Abwasserentsorgung. Der erste Auftrag von hier ging 1928 bei Miller ein.

"Schönes Areal"

Den Stauraumkanal kann man nicht losgelöst von weiteren Projekten an der Promenade sehen, im Grunde handelt es sich um einen Dreiklang. 2019 wird der technische Hochwasserschutz in Form einer Barriere gegen die Altmühl realisiert. 2020 steht dann die Renaturierung der Altmühl an, der Fluss wird näher an der Stadt verlaufen und das Ufer viel mehr Aufenthaltsqualität erhalten. Die technischen Einrichtungen werden so integriert, "dass wir ein schönes Areal erhalten werden", stellte Bürgermeister Fitz fest. So bekomme Gunzenhausen doch eine Art "Landesgartenschau". Fitz ist da sehr optimistisch: "Es wird was Hervorragendes geschaffen."

Bekanntlich hatte sich Gunzenhausen zweimal um die Kleine Landesgartenschau bemüht, wenn auch ohne Erfolg. Im Mittelpunkt der Bewerbungen stand die Umgestaltung der Altmühlaue.

Die Firma Uhrig ist so leistungsstark und erfolgreich im Tiefbau, dass ihr Engagement in Gunzenhausen etwas ganz Normales darstellt und nur auf der Liste der kleineren Maßnahmen stehen wird. Sie hat bei der Ringkanalisation am Bodensee in den 70er- und 90er-Jahren mitgewirkt, große Maßnahmen im Rhein-Main-Gebiet verwirklicht und sieht sich nun der immensen Herausforderung im Ruhrgebiet gegenüber. "Dort haben wir noch 20 Jahre Arbeit vor uns", informierte Thomas Uhrig. Zum Glück geht es in Gunzenhausen viel schneller.

Keine Kommentare