Gunzenhausen: "Weißer Ring" braucht Mitarbeiter

22.3.2017, 05:57 Uhr
Gunzenhausen:

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"Ob Anwälte, Richter oder Mitarbeiter von Behörden: Viele, die in ihrem Berufsleben mit Kriminalitätsopfern zu tun haben, gehen zu wenig auf deren Anliegen und Wünsche ein, da sie sich nicht hinreichend in deren Lage hineinversetzen können", kritisiert Stephan Kröppel, seit 2016 Außenstellenleiter des "Weißen Rings" und zuständig für Weißenburg, Gunzenhausen und Treuchtlingen. "Das muss sich dringend ändern."

Oft sei es nicht nur das Verbrechen selbst, an dessen Folgen Opfer körperlich und psychisch jahrelang leiden. Auch mangelnde Sensibilität derer, die beispielsweise im Verlauf eines Strafverfahrens mit Opfern in Kontakt kommen, sorge für zusätzliche Belastung. "Häufig fehlt der Blick dafür, was Opfer brauchen und was ihnen beim Verarbeiten der Tat hilft", stellt Kröppel fest.

Der "Weiße Ring" fordert aus- und weiterbildende Einrichtungen der entsprechenden Berufsgruppen auf, die Perspektive von Kriminalitätsopfern fest in ihre Lehrpläne zu integrieren. "Es geht darum, das richtige Bewusstsein für die Situation von Opfern zu schaffen und so zu einem sensibleren Umgang mit ihnen beizutragen", so Stephan Kröppel. Der "Weiße Ring" gibt seine über 40-jährige Expertise in Sachen Opferhilfe und Opferrechte bereits an Externe weiter. So bietet die "Weiße Ring"-Akademie für Berufsgruppen, die mit Opfern in Kontakt treten, spezielle Seminare und Schulungen an: zum Beispiel Seminare für Anwälte oder Polizisten zum Opferentschädigungsgesetz oder zur psychosozialen Prozessbegleitung.

Auch in der professionellen Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter steht die Vermittlung der Opferperspektive bei der Organisation an oberster Stelle. Opferhelfer durchlaufen unter anderem Seminare, in denen Inhalte zu den Themen Opferrechte in- und außerhalb von Strafverfahren vermittelt werden. Auch das Thema Psychotraumatologie nimmt einen hohen Stellenwert ein, um den richtigen Umgang mit traumatisierten Opfern zu erlernen. Ebenfalls wichtig ist das Thema Kommunikation, um in der Beratung und im direkten Kontakt mit Opfern den richtigen Ton zu treffen und die Balance zwischen Nähe und Distanz  zu wahren. "Opfer brauchen Profis", sagt Kröppel. "Nach diesem Prinzip arbeitet der ,Weiße Ring‘ seit über 40 Jahren."

Insgesamt rund 3200 ehrenamtliche Mitarbeiter sind in bundesweit 420 Außenstellen für den Verein im Einsatz. In der Außenstelle Weißenburg- Gunzenhausen sind es momentan zwei Mitarbeiter. Sie leisten unter anderem Trost und Beistand, hören geduldig zu und begleiten bei Behördengängen. Darüber hinaus vermitteln sie materielle Hilfen oder nehmen ihre Lotsenfunktion wahr, um im Hilfenetzwerk des "Weißen Rings" weiterzuvermitteln.

Opferhilfe-Profis werden gebraucht: Aus diesem Grund sucht die Außenstelle in Weißenburg-Gunzenhausen dringend neue Mitarbeiter, die die Arbeit des Vereins vor Ort unterstützen wollen. "Wir freuen uns über jeden, der ein Ehrenamt übernehmen und sich in diese Gesellschaft einbringen will", sagt Kröppel. Gerade auch junge Menschen könnten aus der Übernahme eines Ehrenamts praktischen Nutzen und persönlichen Mehrwert ziehen. "Viele betrachten es als gute Investition in die Zukunft", stellt Kröppel heraus. Wer Interesse an einem Ehrenamt beim "Weißen Ring" hat, kann sich bei Stephan Kröppel (E-Mail: Weisser-Ring-WUG@web.de oder Telefon: 0151/55164720) melden. Momentan decken er und Inge Hofmann den Bereich der Außenstelle ab und würden sich über Unterstützung freuen.

Der "Weiße Ring" wurde 1976 in Mainz gegründet als "Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten ".


 

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