Mutter und Tochter aus Gunzenhausen stürzen in den Tod

15.1.2016, 15:39 Uhr
Mutter und Tochter aus Gunzenhausen stürzen in den Tod

© Foto: Eisenbrand

Teil eins dieses Dramas spielte sich bereits am 8. Dezember letzten Jahres in Afrika ab. Die Cronheimerin Navinia Sarah P. (22), die in Nürnberg Lehramt studierte und laut Merkur.de ein dreimonatiges Referendariat an der Otjiwarango Secondary School in Namibias Hauptstadt Windhuk absolvierte, war vier Tage zuvor zu einer Safari aufgebrochen. Dabei überschlug sich der Pickup-Wagen, auf dem sie mit zwei Reisegefährten saß; die junge Fränkin starb noch an der Unfallstelle, die Fahrerin (24) und ein Mitreisender (29) wurden verletzt.

Daraufhin brachen Conny P. (47), die Mutter der Studentin, und ihre ältere Schwester (29), die in Nürnberg als Lehrerin arbeitete, ins südliche Afrika auf, um den letzten Wunsch der Toten zu erfüllen: Ihre Asche solle, so berichtet es ein alteingesessener Cronheimer, im Meer verstreut werden. Nach dem Überwinden einiger bürokratischer Hürden sei es den beiden Frauen auch gelungen, den Leichnam verbrennen zu lassen.

Mit der Asche der Schwester beziehungsweise Tochter machten sie sich Berichten örtlicher Medien zufolge sodann auf in die Stadt Otjiwarongo im Norden des Landes, fanden dort aber offenbar keinen Ort, der ihnen für ihr Vorhaben geeignet erschien. Also wendeten sie sich nach Süden: zum etwa 500 Kilometer entfernten Fish River Canyon, einer der größten Schluchtenlandschaften der Erde und ein beliebtes Touristenziel in der ehemaligen deutschen Kolonie.

Zuhause in Cronheim machte man sich - es war inzwischen Anfang Januar geworden - Sorgen: "Eine Freundin der Mutter aus dem Dorf hatte seit Tagen keinen Handy-Kontakt mehr zu den beiden Frauen bekommen", sagt ein Cronheimer dem Altmühl-Boten. Deshalb habe sie eine dritte Schwester, die in Berlin lebt, angerufen, und die habe wiederum über das Auswärtige Amt die deutsche Botschaft in Windhuk alarmiert. Daraufhin - und weil auch die Gondwana Lodge, wo die beiden zuletzt logierten, sie als vermisst meldeten - wurden bei schwierigsten Bedingungen und Temperaturen von mehr als 50 Grad Suchtrupps losgeschickt.

Die machten, so berichtete es die deutschsprachige Allgemeine Zeitung (AZ) in Windhuk, bereits am vergangenen Freitag eine Entdeckung, die nicht Gutes ahnen ließ: Auf einer Klippe lagen der Rucksack und die Handtaschen der beiden Frauen. Darin befanden sich ihre Pässe, Bargeld - und eine Notiz, in der sie offenbar ihren Freitod ankündigten.

Gemeinsam in den Tod

Die sterblichen Überreste der beiden Frauen wurden allerdings erst am Montag gefunden: Ein Angestellter der Lodge und ein Park-Ranger entdeckten sie mit Hilfe von Ferngläsern. Sie lagen, so die AZ, "an einer sehr steilen Stelle zwischen zwei Aussichtspunkten". Diese Stelle ist offenbar weder von oben noch von unten zu Fuß erreichbar, sodass die Rettungskräfte davon ausgehen, dass die beiden Frauen aus Cronheim an diesem Ort gemeinsam in den Tod sprangen.

In dem 500-Einwohner-Dorf machte die Tragödie inzwischen bereits die Runde: "Wir sind alle geschockt", sagt eine Cronheimerin. "Das ist mehr als tragisch", pflichtet ein Mann aus dem Gunzenhäuser Stadtteil bei. Zwar habe die alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern sehr zurückgezogen gelebt, dennoch sei sie ein Teil der Dorfgemeinschaft - und das Entsetzen entsprechend groß: "Mir stehen Tränen in den Augen, wenn ich die Kerzen vor der Tür sehe", sagt die Frau.

Und der alteingesessene Cronheimer verrät, was ihm eine Freundin der Verstorbenen vor wenigen Tagen erzählt hat: "Zu ihr hat die Mutter einmal gesagt: ,Wenn meinen Kindern was zustößt, weiß ich nicht, was dann passiert."